Samsara Joyride – The Subtle & The Dense: Album Review

In gewisser Weise gehen Bandname, Albumtitel, Artwork und Musik bei diesem Tonträger eine Symbiose ein, die schon ziemlich treffsicher auf die dargebotenen Songs schließen lässt. Dass Samsara Joyrides zweites Album „The Subtle and the Dense“ nun auch noch bei Tonzonen Records erscheint, die dafür bekannt sind progressive und instrumentaldominierte Musik zu verlegen, ist mehr als stimmig. „Das Feinsinnige und das Dichte“ ist im Februar 2024 erschienen und zeigt einmal mehr wie vital der Wiener Underground ist.

Bisweilen hege ich den heimlichen Gedanken, der Schriftsteller Herman Hesse hätte sich nicht so sehr nach Osten wenden sollen. Was ihm zum persönlichen Glück an östlicher Weisheit gegönnt ist, hat in den 1960ern in Blumenkinder-Kreisen viel zu hohe Wellen geschlagen. Sicherlich mit ein Grund, dass in der Musikszene der Siebziger soviel Esotherik war und sich in einigen Genres auch durch die Zeiten gerettet hat.

Auch die Spritztour durch das stete Rad der Wiedergeburten rettet sich beziehungsweise die Seele durch die Zeiten, womit der Rezensent mehr oder weniger gelungen bei der Wieder „Jam-Band“ namens Samsara Joyride gelandet ist. Der Albumtitel „Das Filigrane und das Verdichtete“ hat Methode und beschreibt das frei flottierende Musizieren, dass dem Österreichischen Quartett am Herzen liegt.

Zu viele Prediger

Man entwickelt halt gerne musikalische Ideen und breitet die Melodien und Harmonien auf einem Rhythmusteppich aus. Erforscht, was das musikalische Unterbewusste hergibt und wohin die Fingerfretigkeit die Gitarrenläufe so treibt. Dabei gibt es Samsara Joyride erst seit 2020; quasi ein Pandemie-Projekt. Gemeinsamens Musizieren im Proberaum. Hier entstehen Jams, Songideen und mehr. Bislang haben Samsara Joyride eine EP und ein Debut-Album auf die Beine gestellt.

Nun kommt Album Nummer zwei und soll die Fanbase vergrößern. Dazu hat es das Quartett zwecks Aufnahme in die Musikkooperative Haberlgasse und in die Produzentenhände von Hannes Mottl getrieben. Jener Hannes steuert im abschließenden Song „Safe & Sound“ auch das schöne Saxofon bei, die weiblichen Vocals stammen von Laura Fichtenkamm, die bei einigen anderen Songs auch für Backing Vocals sorgt.

Nun aber endlich an’s Aufgenommene. „I Won’t Sign“ eröffnet den Reigen der sieben Stücke auf dem Album. Der Song ist in zwei Teile aka Songs aufgeteilt, die sich auch durchaus unterscheiden. Grundsätzlich gehen alle Stücke eher in einander über, so dass ein musikalisches Kontinuum entsteht. Beziehungsweise die Pausen werden extrem kurz gehalten, mensch kennt das von Rick Rubin Produktionen (Siehe Red Hot Chili Peppers: Blood Sugar Sex Magic).

Die Sache mit dem Narrativ

„I Won’t Sign, Pt. 1“ ist ein treibender Midtempo-Rocker mit einem hypnotischen Groove und einen feisten Riff. Zum Refrain hin geht es inhaltlich darum, wann die Flut kommt. Was das mit dem Titel zu tun hat, erschließt sich mir nur andeutungsweise. Trotzdem: großartiger Stoner Rock und eines der geilsten Stücke, die ich bisher in diesem Jahr gehört habe. Der zweite Teil des Songs ist dann instrumental und mäandert auf einer Melodie-Idee herum. Der Groove nimmt Tempo raus und die beiden Gitarren erobern den Raum, der auf dem Rhythmus entsteht.

„Too Many Preachers“ steht dann in der Tradition ganz früher Black Sabbath Stücke. Ich höre hier den kriechenden, ätzenden Blues heraus, der auch Ozzy & Co groß gemacht hat. Gesanglich mag mit dem extraböse klingenden Sprechen noch Luft nach oben sein, aber heavy und doomig geht es durch die Reihen der Prediger.

Häufig ist es bei gejammter, also improvisierter, Musik auf Rock- und Bluesbasis so, dass die Rhythmustruppe das Tempo drosselt oder überschaubar hält, damit sich die Mitmusiker überhaupt in den Flow begeben können. Je schneller, desto eher verfällt der Mensch und Musiker wieder in das was er kann. Sucht nicht nach Neuem und Experimenten. Das ist komplett nachvollziehbar, führt aber bei Samsara Joyride dazu, das auch „Sliver“ ruhig und getragen als bluesige Ballade daherkommt. Zum Refrain kommen Backing Vocals dazu und Härtegrade werden angezogen. Verdunsten allerdings auch wieder.

Freiheit? Was ist das überhaupt?

„Who Tells the Story“ kommt ebenfalls slow und heavy daher. Der Song ist gut, eventuell mit 9:30 etwas zu ausufernd ausgefallen, hat aber unterschiedliche Songteile zu bieten. Zur Hälfte gibt es auch mal ein Bass-Lead bevor die Gitarren das Solieren wieder in weitere Höhen schrauben. „No One is Free“ kommt erfrischend temporeicher daher und weiß mit sehr präsenter sägender Gitarre zu punkten. Zur Mitte hin kommt die Schlagzeug Spritztour auch in Fahrt. „Safe & Sound“ beschließt das Album dann mit einer sehr entspannten folkbluesigen Ballade, die mit Saxofon und weiblichem Gesang aufgepimpt wird und ebenso lässig gen Ende steuert wie sie begann.

Meine persönlichen Anspieltipps liegen im Alpha und Omega des „Subtilen und Dichten“. Dazwischen musizieren die Wiener Samsara Joyride mit einer derartigen Souveränität und Spielfreude, dass mensch nicht meinen möchte, die Band spielt erst seit wenigen Jahren zusammen. Das ist schon beachtlich und da wird sicher noch einiges kommen, sofern der Wille zum gemeinsamen Musizieren hält.

Wer auf schweren PsychedelicRock steht, der mit ausgeprägten Instrumentalpassagen auskommt, sollte Samsara Joyride definitiv anchecken. Insgesamt beginnt das Album bärenstark, kann aber das Momentum nicht über Albumlänge halten. Dazu sind einige der Songs dann doch zu ausufernd. Was im Studio und auf der Bühne sicherlich eine Stärke ist, darf auf Tonträger gerne etwas kompakter ausfallen. Dennoch ein starkes und wuchtig produziertes Album. Gerne mehr davon.

Album-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Samsara Joyride: The Subtle & The Dense
Genre: Progressive, Stoner, Heavy Rock
Länge: 45 Minuten, 7 Songs
Interpret: Samsara Joyride
Label: Tonzonen Records,
Vertrieb: Soulfood
Format: CD, Digital, Vinyl (oxblood)
VÖ: 23.02.2024

Samsara Joyride Internetpräsenz
Samsara Joyride bei Bandcamp
Instagram Auftritt von Samsara Bandcamp
Tonzonen-Albumseite

Credits:

Andreas Mittermühler -Drums
Daniel Batliner- Bass
Florian Miele – Gitarre, Vox
Michael Haumer –Gitarre, Vox
written & performed by Samsara Joyride
recorded live at Musikkooperative Haberlgasse
produced & mixed by Hannes Mottl Sound Engineering
(facebook.com/hannesmottl) & Samsara Joyride
mastered by Mikey Allred (DarkArtAudio)
artwork by Andreas Mittermühlner & Daniel Batliner
Backing vocals by Laura Fichtenkamm