SautruS – Lazarus Dilemma: Album Review

Endlich mal wieder eine polnische Band auf dem Rezensionsstapel. Die Danziger Formation SautruS hat mal als Stoner Rock Formation angefangen. Ihren Sound hat das Quartett aber konsequent erweitert. „Lazarus Dilemma“ heißt das aktuelle, vierte Album der Band. Es hat ein inhaltliches Konzept zu bieten und ist meiner bescheidenen Meinung nach eher Prog-Metal als Stoner Rock, aber das mag jede:r anders hören. „Lazarus Dilemma“ ist am 24. Mai bei Interstellar Smoke Records erschienen.

Das Album „Lazarus Dilemma“ liegt mir in digitaler Form vor. Ich gehe mal davon aus, dass sich das mit den Tonträgern auf Vinyl und CD deckt. Bei Bandcamp jedenfalls fehlt das Intro zum Album. Das besteht aus einen Vikinger-Signalhorn, Geplänkel auf der Akustikklampfe und einem Dialog, beziehungsweise zwei Wortbeiträgen die vermutlich polnisch sind oder ostgotisch. Ansonsten wird bei SautruS in der aktuellen lingua franca, Englisch, vorgetragen.

Das Quartett aus Danzig war mit vor „Lazarus Dilemma“ nicht bekannt, besteht aber bereits seit 2010. Zumindest 2022 hat es einen Wechsel an der Schießbude gegeben, der Rest scheint in konstanter Besetzung zu musizieren. Das ist insofern beachtlich, als dass die Band einen ziemlichen musikalischen Wandel zelebriert.

Der Lazarus Effekt

Auf dem aktuellen Konzeptalbum, dass sich mit einer Form der biblischen Lazarus-Geschichte auseinandersetzt, wird sehr progressiv und auch recht metallisch musiziert. Hier und da ist es psychedelisch, klassischer Prog Rock oder auch mal Stoner Rock mäßig, aber vom den eigenen Anfangszeiten ist die Band inzwischen ein gutes Stück entfernt. Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich Künstler entwickeln, nur leider gehen SautruS nicht auf meine Ohren zu. Das Album hat dennoch einiges zu bieten. Ob Fans der Band dranbleiben vermag ich nicht abzuschätzen.

Nach dem Intro gibt es mit „Revival“ eine straighte Heavy Metal Nummer, die in Iron Maiden Gallop funktioniert, gesanglich bisweilen etwas an King Diamond erinnert und in einem Gitarrenteil ausartet. das ist mal ein amtlicher Opener. „Cave of Knowledge“ beginnt mit getragenem Intro und hohem Gesang, dann haut ein fettes Riff rein und irgendwann groovt sich der Song ein. Ausgeprägte Gitarrenstrecken übernehmen und es wird fast jammig und psychedelisch.

„Lazarus, komm heraus“

Der nächste Song ist das etwas zu lang geratenen Intro zu „Strange Traveller“; atmosphärisch, ruhig und zunehmend leidend. Der Song „Strange Traveller“ ist mit seinem klaren Gesang und den Effekten klassisches Prog-Metal-Territortium. Für Dream Theater wäre es wohl zu schlicht, und es ist nicht mein Ding, funktioniert aber. Inklusive der tieftönenden Backing Chore und Drones.

„Cyber City“ ist wieder melodischer Metal mit flottem Beat und einem 80er Jahre Touch, wie ihn auch Spidergawd bisweilen an den Tag legen, allerdings etwas progressiver. Solider Song und bereits als Video-single ausgekoppelt. So auch „Keep on Pushing“, der mit 8 Minuten längste Song auf dem Album. 2:30 balladeskes Intro, langer Gitarrenpart, und psych-proggige Steigerungsdynamik, die dann bei 6:50 austrudeln und noch ‚ne Minuten andere Riffs schrubben. Mir ist das zu unmotiviert, ich erkenne den Faden nicht.

„Hoodoo“ ist ein knarziger Blues, der wieder diese Folkloristischen Krieger-Shouts im Hintergrund hat. Echt nicht mein Ding, aber der Song hat Dynamik und Drive und choralartige Vocals. „Lament“ ist ein instrumentales Zwischenspiel dem „Final Clash“ folgt. Hier hauen SautruS alles raus, was an Pagan Metal und Sabaton Hymnus so kombinierbar ist. Hin und her und doch auf der Stelle marschiert bis progressive Entwicklung einsetzt und hippieeske Gesangselemente ins All entlassen werden. Meinethalben zu wenig Dynamik und zuviele Elemente. „Anx“ ist dann ein halbwegs straighter Abschluss und kommt in 2: 30 Minuten zum Abschluss, endet aber irgendwie Erwartung schürend.

Ein Vampir hadert mit den Schicksal

Ich werde nicht recht warm mit dem Musikzieren von SautruS, daher ein kurzer Rundgang durch die Veröffentlichungsgeschichte der Band. Die erste EP nach zweijähriger Bandphase lotet Stoner Rock aus und gefällt eigentlich ganz gut. Vier knackige Songs und einer davon ist sogar als Part 1 betitelt, der auf dem 2014 folgenden Album „Reed: Chapter One“ fortgeführt wird. Hier hat sich die Band gefunden und legt ein klasse Stoner Rock Album vor, das sich gewaschen hat. Vielleicht das Beste Album von SautruS. Allerdings ist das 2017 folgende „Anthony Hill“ ebenfalls sehr hörenswert ausgefallen. Der Bandsound öffnet sich, ist aber immer noch im doomigen Stoner Rock geerdet.

Das ändert sich mit dem 2020 erschienenen dritten Album „M.A.D“. Das Album hat zwar das geilste Cover, aber auch ein Konzept: die Konfrontation zwischen Papst gregor IX. und Kaiser Friedrich II. um die so genannte „Supprematie“ des Papstes als höchster Herrscher auf Erden. Mit dem Konzept kommen auch progressive und Metallische Elemente in den Sound. Allerdings noch nicht so viel King Diamond im Gesang und in der Songkonstruktion.

Der aktuell vorletzte Tonträger von 2022 ist dann wieder eine EP mit dem Titel „Stoner POP“. Pop kann ich da durchaus ausmachen, aber Stoner ist immer auch eine Soundangelegenheit und „Stoner Pop“ ist definitiv mehr Metal und Heavy Rock als tieftönende Wucht.

„Lazarus Dilemma“ zeigt die Danziger Band SautruS von einer neuen Seite. Hin zu mehr Konzept Rock und metallischen Tönen und durchaus wandlungsfähig, der Gesang ist markant und ragt heraus, ohne das die übrige Band hinterherhinken würde. mir persönlich liegt das frühere Schaffen von Sautrus eher, aber wer auf Pagan Metal und Wikinger Gedöns oder Konzeptalben steht, könnte hier durchaus eine Perle aus der trüben Danziger Bucht fischen.

Album-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

SautruS: Lazarus Dilemma
Genre: Prog Metal, Stoner Rock
Länge: 44 Minuten, P, 2024
Interpret: SautruS
Format: CD, digital, Vinyl
Label: Interstellar Smoke Records
VÖ: 24.05.2024

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