Teaches of Peaches: Mehr als nur Elektroclash

Zur Feier ihres 20jährigen Bühnenjubiläums macht sich die in Berlin lebende Musikerin und Künstlerin Peaches beriet ihr Debütalbum „Teaches of Peaches“ in die Gegenwart zu holen. Dabei zeigt sich, die subversive Art Sexualität in die Musik zu bringen hat ihre emanzipierte Wucht nicht verloren. Der launige Dokumentarfilm „Teaches of Peaches“ kommt am 27. September 2024 nun auf DVD und Blu-ray für das Home-Entertainment heraus.

An der Elektroclash Hymne „Fuck the Pain Away“ kommt der Musikfan ebensowenig vorbei wie das Filmpublikum. Die Single-Auskopplung von den 1990 erschienenen Debüt-Album von Peaches hat in ihrer monotonen, aufreizenden Provokation immer noch die Wucht den Tanzboden zum Beben zu bringen. Dabei ist der Song weit mehr als nur schräge Tanzmusik einer wütenden jungen Frau.

Peaches, die sich nach einer Figur aus einem Nina Simone Songtext benannt hat, würde in Kanada geboren, probierte sich als Vorschullehrerin, als Künstlerin und Filmmacherin bevor sie zur Musik kam. Zusammen mit Chili Gonzales spielte sie in der Band The Shits, sie lebte mit Leslie Feist in einer WG in Toronto. Irgendwann kurz vor der Jahrtausendwende entschloss sie sich nach Berlin zu ziehen, das mehr Möglichkeiten und kreative Freiräume zu bieten schien.

„Ich singe keine Melodien“

Und tatsächlich bastelt sie hier ihr einflussreiches Debütalbum „Teaches of Peaches“ zusammen, das nicht nur Beats raushaut, sondern auch aus jedem Beat Sexualität ausschwitzt. Die Ko-Regisseurin Judy Landkammer meint im Interview, dass es bei Peaches immer und überall Nacktheit gäbe. Das ist ebenso provokant und kostümisch stilisiert wie es eine Freiheit einfordert.

Und dennoch fassen all diese Impulse, diese Ansätze zu kurz um das Pop-Phänomen Peaches auch nur ansatzweise erfassen zu können. Da ist etwas Selbstbestimmtes, etwas Kraftvolles, das in seiner schillernden, schwer fassbaren (oder offen krassen) Sexualiät gerade in der queeren Community großen Anklang gefunden hat. Nicht umsonst wird Peaches hier als Ikone gesehen.

Ihr Lebensgefährte Black Cracker bringt auf den Punkt, dass es wichtig ist, was Peaches künstlerisch tue, denn sie sei sich ihrer Plattform und ihrer Stimme sehr wohl bewusst, auch für all jene, die keine Stimme haben. Das mag mensch nun ablehnen oder abfeiern. Nicht zu deuteln ist am emanzipatorischen Impuls auch und gerade in der traditionell konservativen Pop-Welt. Weitermachen gegen Widerstände, keine Ruhe geben und immer wieder Präsenz zeigen scheint auch heute eine wichtige Botschaft und ein dringliches Vorbild zu sein.

„ich singe 1,2,3,4“

Filmisch hat „Teaches of Peaches“ einen eher konventionellen Ansatz gewählt. Regisseur Philipp Fusseneger wollte ursprünglich nur ein paar Konzerte der Tour zeigen, von der Peaches sagt, sie sei an „Jubiläumstouren“ nicht interessiert, vielmehr wolle sie das Album in die Gegenwart holen. Das ist ihr und ihren Mitperformern durchaus gelungen. Erst durch das eindrucksstarke Editieren des Archivmaterials aus Peaches früher Lebensphase bis hin zum Album und dessen Wirkung wird „Teaches of Peaches“ zu einem spannenden und sehenswerten Film.

Immer wieder werden Bandproben und Interviews aufgebrochen und aufgepeppt mit hinreißend trashigen DIY-Aufnahmen und aus heutiger Sicht schräge wirkenden Medien-Auftritten. Und dabei entsteht ein Film über eine starke Person, eine große Künstlerin und einen Weg auch als extreme Künstlerin souverän und selbstbestimmt zu altern. Von wegen: „Oma, du hast die Kinder erschreckt.“

Als Musikerin und Performance-Künstlerin ist Peaches eine Ikone, die sich über Jahrzehnte gehalten hat und sich treu geblieben ist. Die Doku „Teaches of Peaches“ bringt das souverän und formal eher konventionell auf den Punkt. Extravagant ist Peaches schon selbst genug.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Teaches of Peaches
OT: Teaches of Peaches
Genre: Doku, Musik, Biografie,
Länge: 102 Minuten, D, 2024
Regie: Philipp Fussenegger, Judy Landkammer
Mitwirkende: Peaches, Chili Gonzales, Leslie Feist, Shirley Mansion, Black Cracker
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Farbfilm / Lighthouse Entertainment
Kinostart: 09.05.2024
DVD- & BD-VÖ: 27.09.2024

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