Der kanadische Sänger, Gitarrist und Songwriter Neil Young war schon immer ein umtriebiger Künstler, nicht nur dass mit schöner Regelmäßikeit neue Musik veröffentlicht wird, auch an Bildmaterial fehlt es nicht. Über die Musik-Legende Neil Young gibt es etliche Dokumentarfilme. Jetzt ist mit „Neil Young Journeys“ der dritte Neil Young Konzertfilm von Regisseur Jonathan Demme erschienen. In gewisser Weise schließen die beiden eine Trilogie der Zusammenarbeit ab. Als Konzert-Film ist „Neil Young Journeys“ schon aufgrund des großartigen Auftritts gelungen. Als Musik-Doku fehlt allerdings doch ein bisschen was.
Das Solo-Konzert in der legendären Massey Hall von Toronto, das der kanadische Sänger, Songwriter und Gitarrist Neil Young im Mai 2011 gab, bildet das Herzstück dieses Performance-Films von Regisseur Jonathan Demme. Bereits 1971 hat Young dort ein Solokonzert gegeben, dessen Mitschnitt „“Live at Massey Hall 1971“ 2007 als Album erschienen ist. Young steht erneut allein auf der Bühne, wird enthusiastisch abgefeiert und bietet in der ihm eigenen Manier ein sehr intimes Konzert, bei dem er einige alte Klassiker und fast das gesamte „Le Noise“ Album von 2010 zum Besten gibt. Allerdings ist das hier nicht MTV Unplugged und neben der Akustikgitarre und dem Klavier kommt auch die E-Gitarre nicht gerade zu kurz. Darüber nödelt der Maestro in typischer Weise jeweils seinen Gesang ins Mikro.
Außerdem versucht „Neil Young Journeys“ eine persönliche Note in den Film zu bekommen: Young nutzt die Gelegenheit, seine Heimatstadt Omemee zu besuchen und Regisseur Demme begleitet den Künstler und dessen Bruder Bob auf der Fahrt von dort zur Konzerthalle nach Toronto. Gelegentlich gibt’s Zwischenstopps und die Musiklegende erzählt von früher, von typischen Kinderstreichen, vom Leben auf der Farm und so weiter. Allzu aufschlussreich ist das in seiner Kürze allerdings nicht.
Regisseur Jonathan Demme kennt Neil Young, seit Demme den Musiker um einen Song für den Film „Philadelphia“ (1993) gebeten hat. 2006 drehte Jonathan Demme, der sich bereits 1984 mit dem Talking Heads Konzertfilm „Stop Making Sense“ einen Namen als Musikfilmer machte, mit Neil Young „Heart of Gold“ und 2009 „Neil Young: Trunk Show“. Nun also der dritte Konzertfilm, der etwas persönlicher werden sollte. So ganz überzeugt das Konzept dann aber doch nicht: Die Autofahrt ist zwar ein netter Einfall, der anfangs noch sinnvoll wirkt, Später aber, wenn klar wird, dass es hauptsächlich um das Konzert geht, eher stört. Ist eben eine Autofahrt durch Kanada – und neben Geplapper mit dem prominenten Fahrer gibt es nur die Straße und die Landschaft zu bewundern. Demme hat aus dramaturgischen Gründen allerdings auch die Reihenfolge der Performances verändert und startet mittendrin mit einigen Akustiksongs.
Erst als Neil Young dann bei der legendären Massey Hall ankommt, bekommt der Zuschauer endlich den Beginn des Konzertes zu sehen. Und kurz darauf auch schon das Ende der Show. Das kann man machen, ebenso, wie man einige der Lieder mit Videosequenzen unterstreichen kann. Doch im Wesentlichen ist „Neil Youngs Journeys“ eine ziemlich gelungene Konzertaufzeichnung, die davon lebt, dass der Künstler erstaunliche Nähe zulässt: Sowohl musikalisch, als auch bezüglich der Kameras. Demme hat mehrere Blickwinkel installiert und neben der Totale der Bühne und den Großaufnahmen, sorgt besonders die Mikro-Kamera für erstaunliche Bilder, bei denen man Neil Youngs Bartstoppeln zählen könnte. Vor allem aber sind die Perfomances einfach grandios und sollten alle Neil Young Fans begeistern. Dachte ich von dem Album Le Noise noch, dass es nicht gerade zu den Highlights des Young’schen Oevres gehört, belehren mich die Live-Versionen eines Besseren. Auch die eingestreuten Klassiker, die der Fan schon rückwärts mitsingen kann, entfachen ihren Zauber.
Hier noch der Vollständigkeit halber die Playlist in der Filmreihenfolge
1. Peaceful Valley Boulevard (2010)
2. Ohio (1970)
3. Down by the River (1969)
4. Sign of Love (2010)
5. Rumbling (2010)
6. Love and War (2010)
7. Someone’s Gonna Rescue You (2010)
8. After the Goldrush (1970)
9. I Believe in You (1970)
10. My My, Hey Hey (1979)
11. You Never Call (2010)
12. Hitchhiker (1975/2010)
13. Walk With Me (2010)
Fazit: „Neil Young Journeys“ ist definitiv eine reine Fansache und eine netter Soundtrack zur jüngst auf Deutsch erschienenen Autobiografie Neil Youngs. Als Live-Album wäre es klasse, als Konzertfilm ist „Neil Young Journeys“ eine gelungen Sache, als Musidoku dann aber doch nicht befriedigend. Fans können sich aber nichts desto trotz auf einen grandiosen Auftritt freuen. Doch viel mehr hat die Musikdoku, trotz Bemühungen eigentlich nicht zu bieten.
Film-Wertung: (6 / 10)
Neil Young Journeys
OT: Neil Young Journeys
Genre: Musik, Dokumentarfilm,
Länge: 84 Minuten, USA/ Can, 2012
Regie: Jonathan Demme
Mitwirkende: Neil Young,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Sony
DVD- & BD-VÖ: 10.01.2013
Weiterführende Links:
Offiziell Neil Young Homepage