Nazca Space Fox – Ceres: Album Review

Das nenn ich mal kosmisches Timing: Während die deutsche Instrumental-Rock-Band Nazca Space Fox ihr drittes Album „Ceres“ am 27. September 2024 auf den Markt bringt, gehen gerade News viral, dass mehr als 300 neue Nazca Figuren gefunden wurden. Wer nun komplett auf dem Schlauch steht, gedulde sich bis diese Plattenkritik soweit ist. Soviel vorab: um Pokemons handelt es sich nicht.

Instrumentale Rockmusik ist ja oftmals so‘n Spartending, kommt bei brutstatt.de aber deshalb ziemlich häufig vor, weil der Schreiberling auch ein Ohrenmensch ist. Dem ist es vor allem darum zu tun, ob die Sounds gefallen, nicht, ob eine:r Wörter zusammenpokeln kann. Außerdem verselbständigen sich Prozesse immer wieder, und je länger eine:r irgendwohin unterwegs ist, desto Ähnliches und Artverwandtes wird herangetragen oder taucht auf.

Über das Trio Nazca Space Fox ist außer den Namen der drei Musiker, die scheinbar seit gut einem Jahrzehnt zusammenspielen, relativ wenig gesichert bekannt. Die Band scheint aus Frankfurt und Umgebung zu kommen oder da angesiedelt zu sein und ist seit ihrem selbstbetitelten Debüt 2017 bei Tonzonen Records. Die musikalischen Merkmale und Vorlieben scheinen sich seither wenig geändert zu haben. 2019 folgte das zweite Album, „Pi“ betitelt und nun das dritte „Ceres“.

Weltraumwind

Fünf Jahre sind eine lange Zeit und zwischenzeitlich während der Covid-19-Pandemie hat die Band auch nochmal ein digitales Livealbum rausgehauen. Das ist schon sehr schön, aber aufgenommen bereits 2016 bei „Rock auf der Burg“. Also vor allem als zwischenzeitliches Lebenszeichen zu verstehen, während so vieles auf Eis lag – oder durch den Weltraum trödelte wie Bernd das Brot in der Sendepause.

Nun aber zu den Nazca Figuren. Bei der Nazca-Kultur handelt es sich um eine prähistorische Zivilisation im der Gegend des heutigen Peru. Damit im Zusammenhang stehen seltsame Linien im Gelände, die sich erst aus großer Höhe zu einem Sinn verbinden. Häufig sind da Tierfiguren zu erkennen. Forscher und archäologische Weirdos vermuten nun fleißig, dass die Inkas und ihre Vorläufer bereits Heißluftballon zur Verfügung hatten, um den Kram auch anzugucken.

Oder aber der Fuchs aka Space Fox hat die Gans gestohlen und ist damit von diesem Stück Weltraum-Felsen abgehoben. So wie Nazca Space Fox in ihrem Musizieren vor allem die unendlichen Weiten erforschen, die „nie ein Mensch zuvor gesehen hat“ („Star Trek“). Die aktuelle Album-Destination ist „Ceres“, benannt nach der Göttin der Fruchtbarkeit und das größte Objekt im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.

Weltwunder

Dahin also ist das Trio aus dem Raum Frankfurt mit klassischer Rock-Besetzung unterwegs. Zeit genug sich von „Weltraumwind“ tragen zu lassen. Das Wetter zu beobachten, einfach mal still zu staunen oder die Echos zu kontrollieren. Womit wir mitten drin sind, in der eher meditativen Ausprägung post-rockiger, instrumentaler Klänge.

Gelegentlich wird etwas brachialer gerockt, aber beileibe nicht heavy geschweige denn hard, und es gibt durchaus verzerrte Klänge. Doch wo andere Bands, auch Label Kollegen, ihr Schubmodul aufreißen oder in blubbernde Psychedlik eintauchen, halten es Nazca Space Fox ehe mit dem Wellness-Faktor. „Ceres“ ist ein Soundtrack zum Floaten. Ja, das mag jetzt nicht zum Hippie-Lifestyle gehören, aber Floaten bezeichnet eine Wellness-Behandlung, bei der mensch sich in wohltemperiertes Salzwasser begibt und sich einfach tragen lässt. Das sorgt für Tiefenentspannung.

Der hyperventilierende Rocker mag das bisweilen mit Langeweile verwechseln. Mir ist „Ceres“ durchaus angenehm und ich bin immer wieder erstaunt und erfreut, Bands zu entdecken, die schon so lange am Start sind ohne meine Wege zu kreuzen. Ein Online-Schnelldurchlauf durch das bisherige Band-Oevre ergab ähnliche Sounds, Klang- und Songstrukturen wie aktuell. Entwicklungen müssen Fans der Weltraum-Füchse selbst ausmachen.

Mysterien

„Weltraumwind“ eröffnete das 45-minütige Album mit ruhigen Gitarrenklängen und entspannten Grooves. Auffällig ist der satte und angenehme Gitarrensound, der schon ziemlich in den Vordergrund gemischt ist. Wie Windböen frischt der 10minütige Song dann bisweilen auf und ebbt wieder ab. Solch fantastische deutsche Songtitel schlendern bei mi auch immer in die Nähe versponnenen Krautrocks, aber eigentlich ist „Weltraumwind“ eher geradeheraus und meditativ. Ein feiner Opener.

An den sich das Siebzigerjahre-rockige „The Parrot“ anschließt. Ich meine hier in der knackigen Rifforgie ein vorangegangenes Gitarrenmotiv wiederholt zu hören. Nachplappern (und variieren) läge ja in des Papageien Natur. Das gefällt mir ebenfalls recht ansprechend, vor allem wenn die Gitarre gedoppelt wird. „Quiet“ fallt für Nazca Space Fox Verhältnisse ebenfalls eher kurz aus. Ruhige Gitarrenakkorde explodieren nach etwa 70 Sekunden förmlich in ein fettes Riff. Die Laut-Leise-Dynamik haben die Füchse schon ziemlich für sich entdeckt; das hat was Refrain-Artiges. im letzten Drittel groovt es sich dann dem Ausgang entgegen.

Wetterbeobachtung

„Watching the Weather Change“ ist keinesfalls eine Aufforderung zum Prokrastinieren sondern ein verträumtes den Kopf in die Wolken heben und der Fantasie Auslauf geben. Ähnlich wie „Weltraumwind“ geht es ruhiger zur Sache, anders als dort geht es aber nicht ab, stattdessen orgelt sich die Gitarre in Zeit-und Traum-Verläufe.

„Echo Control Device“ mag mit seiner Sonar-Ortung wieder an ein bereits erklungenes Melodie-Motiv andocken. In den abschließenden knapp 15 Minuten geht es immer mal wieder rockig auf und ab. Nach etwa 6:30 Minuten kommt sowas wie ein Neustart in den Song und ab 11:30 fräst sich das Sonarsignal durch das gröbere Oberflächengestein des erreichten Asteroiden.

Mit ihrem dritten Album „Ceres“ haben Nazcar Space Fox ein sehr stimmiges instrumentales Rockalbum aufgenommen, das auch ohne Vocals von einer Reise berichten kann. Tatsächlich ist mir das Trio in den ruhigen meditativen Phasen eher ans Herz gewachsen als beim Durchtreten der Pedale. Hoffentlich gibt es für den Weltraumfuchs noch einige lunare Ebenen zu durchschnüren.

Album-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Nazca Space Fox: Ceres
Genre: Prog-Rock, Stoner-, Kraut-, Post-Rock,
Länge: 45 Minuten (5 Songs), D, 2024
Interpret: Nazca Space Fox
Label: Tonzonen Records
Vertreib: Soulfood
Format: Vinyl, Digital, CD,
VÖ: 27.09.2024

Nazca Space Fox bei Bandcamp

Tonzonen Records

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