Der hünenhafte Ex-Militärpolizist Jack Reacher ist zurück. Mal wieder irgendwo im Land unterwegs erreicht Reacher der Notruf einer alten Freundin. Es scheint, als wolle jemand seine alte Einheit töten und wäre dabei ganz erfolgreich. Das beliebte Serien-Format „Reacher“ mit Alan Ritchson geht in die zweite Runde. Nach dem Streaming-Start Ende 2023 bringt Paramount die zweite Staffel am 19.September 2024 auch auf DVD & Blu-ray für das klassische Home-Entertainment auf den Markt.
Jack Reacher (Alan Ritchson) kleidet sich in Portland in einem Second Hand Laden gerade neu ein. Er hat zu wenig Bares in der Tasche und kann am Bankautomaten direkt sein Helfersyndrom ausleben und einer Mutter und ihrem Kind aus der Bredouille helfen. Doch viel beunruhigender ist die codierte Notruf-Nachricht von seiner alten Freundin Frances Neagley (Maria Sten).
Neagley hat einst unter Reacher bei der Militärpolizei gedient. Nun ist sie im winterlichen New York, weil die Leiche eines weiteren Ex-Mitgliedes jener 110. Abteilung aufgetaucht ist. Calvin Franz wurde zufällig in einem abgelegenen Waldstück nördlich New Yorks gefunden. Franz hatte versucht mit Neagley, die inzwischen erfolgreich als Privatermittlerin arbeitet, zu erreichen.
Ein Abend in der Oper
Nun machen sich Reacher und Neagley auf die Suche nach Franz‘ Mördern. Franz hat zuletzt als Sicherheitsspezialist für einen New Yorker Waffenproduzenten gearbeitet und scheinbar steht sein Tod mit dem Job in Zusammenhang. Doch bei dem Hightech-Waffenhersteller New Age stellt man sich unwissend.
Dann finden Neagley und Reacher versteckte Recherchen ihres Ex-Kollegen, und es scheint als wäre die gesamte 110. in Gefahr. Etliche Kontaktversuche schlagen fehl. Bis dann David O’Donnell (Shaun Sipos) und Karla Dixon (Serinda Swan) auftauchen und das Team vervollständigen. Die Polizei von New York scheint irgendwie auch nicht sehr gründlich zu ermitteln. Überraschender Weise arbeiten viele Ex-Cops in der Sicherheitsabteilung von New Age unter deren Leiter Shane Langston (Robert Patrick).
Es hat die Abenteuer von Jack Reacher schon immer ausgezeichnet, dass der ehemalige Sonderermittler des Militärs geradlinig auf den Punkt kommt. So kommt auch die Action in der Thriller-Serie ebensowenig zu kurz wie sie die Bestseller-Romane von Lee Child und die Verfilmungen mit Tom Cruise bereichert hat. Es ist für eine TV-Produktion schon beachtlich wie aufwändig gestylet, gut choreografiert und knackig in Szene gesetzt die turbulenten Sequenzen sind.
Während die erste Staffel der Serie mit Alan Ritchson in der Hauptrolle inhaltlich noch einige Längen zeigte, sorgt das Team um Reacher auch in dieser Hinsicht für mehr Kurzweil. Immer wieder werden Rückblenden der gemeinsamen Zeit in der Spezialeinheit gezeigt, die einerseits die Vergangenheit des Helden beleuchten, andererseits auch eine gewisse Verbundenheit und möglicherweise auch motivische Ansätze, die bis zu den Verbrechen in der Gegenwart reichen.
Ein Bild sagt mehr als Worte
Das ist nun ziemlich genretypisch und auch ziemlich Child-typisch ausgefallen, mit all seiner us-amerikanischen Ausprägung, aber angesichts der vielen etlichen nur halbgaren Serienformate, mit denen sich der Rezensent in letzter Zeit herumplagt, ist „Reacher“ eine mehr als willkommen Abwechslung, gerade weil verlässlich Qualität und Schauwerte abgeliefert werden. Und das Publikum kann (zumindest eine Zeitlang) miträtseln wie wohl alles zusammenhängt.
Der Spannungsaufbau der Serie gelingt Serien-Runner Niock Santora und seien Autor:innen besser als im Vorgänger. Die musikalischen Verweise und Oster Eier sind dieses Mal nicht dem Blues verpflichtet, sondern Songs mit New York Bezug. Mir macht das durchaus Spaß und gibt einen Extra-Kick, wenn etwa ein Lied der Band Soul Coughing, die sich 2000 zerstritten aufgelöst hat, nicht nur das Folgengeschehen unterlegt, sondern sogar noch eine Textzeile zum Titel auserkoren wird. Passt eigentlich auch perfekt zu der Serie: „Move Aside And Let the Man go through“ (Ü: „Geh zur Seite und lass den Mann durch.“) (Super Bon Bon“, Soul Coughing)
Tatsächlich steht dem Einzelgänger Reacher das Team-up mit der alten Truppe ausgesprochen gut zu Gesicht. Die Trademarks der Serie bleiben, es gibt handfeste Action und ein mysteriöses Verbrechen. Aber nach zwei Filmen mit Tom Cruise und einer Staffel mit dem einsamen Wolf setzt Serienmacher Nick Santora auf Abwechslung und so wird sein vagabundierender Held auch zugänglicher. Auf dem derzeitigen Serienmarkt ist „Reacher“ schon eine Qualitätsmarke. Romanvorlagen gäbe es noch für weitere Staffeln. Wir bleiben gespannt.
Serien-Wertung: (7 / 10)
Reacher – Staffel 2
OT: Reacher – Season 2
Genre: TV-Serie, Thriller,
Länge: ca 400 Minuten (8 x 50), USA, 2022
Idee: Nick Santora
Regie: Sam Hill, Carol Banker, et al.
Vorlage: „Bad Luck and Trouble“ (2007) von Lee Child (deutsch: Trouble, 2010)
Darsteller:innen: Alan Ritchson, Serinda Swan, Robert Patrick. Maria Sten,
FSK. Ab 16 Jahren
Vertrieb: Paramount
Streaming-Start bei Amazon Prime: 12.2023
DVD- & BD-VÖ: 19.09.2024