In den letzten Jahren konnte man durchaus so etwas wie ein Revival des Genres Science-Fiction beobachten. Das gilt nicht nur im Kino-Segment, wo unter anderem „The Arrival“ und „Blade Runner 2049“ für Furore sorgten, sondern auch auf dem Serien-Sektor. Vor allem seit die Streaming-Dienste eigene TV-Serien produzieren sind spannende Geschichten gefragt, die sich aufwändig inszenieren lassen und deren Handlung sich über diverse Staffeln ausbreiten lässt. Die Science-Fiction-Serie „The Expanse“, deren erste Staffel nun bei Pandastorm für das Home Entertainment erschienen ist, ist einer galaktischen Verschwörung auf der Spur.
Im 24. Jahrhundert lebt die Menschheit nicht nur auf der Erde, sondern auch seit mehreren Generationen auf dem Mars und den Asteroidengürteln. Zwischen Mars und Erde herrscht ein eher angespanntes Klima, auch wenn offiziell Frieden herrscht. Der Asteroiden-Gürtel ist vor allem für den Abbau knapper Ressourcen verantwortlich und hier werden Polizeigewalt und Versorgung im Wesentlichen von den Firmen organisiert, die hier die Abbaurechte haben. Die Bewohner der Asteroiden, fühlen sich – nicht ganz unberechtigt – als Menschen zweiter Klasse, als Arbeitstiere. Allerdings regt sich auf den Asteroiden eine Widerstandsbewegung, die sich Outer Planets Alliance (OPA) nennt. Die OPA kämpft im Untergrund für die Unabhängigkeit der Gürtler.
Der Eisfrachter Canterbury empfängt unterwegs den seltsamen Notruf eines havarierten Schiffes. Der Offizier Jim Holden (Stephen Straight) beschließt während seiner Nachtwache heimlich darauf zu reagieren. Doch während ein Erkundungstrupp um Holden unterwegs ist, tauchen Kriegsschiffe der Marsflotte auf und der Eisfrachter wird angegriffen und zerstört. Holden setzt eine Nachricht ab, die dazu führt, dass sich die Beziehungen zwischen Erde und Mars deutlich verschlechtern.
Auf der Erde hegt die führende UN-Mitarbeiterin Crisjen Avasarala (Shohreh Aghdashloo) sowieso schon länger den Verdacht, die Marsianer würden an Tarntechnologie arbeiten und auf einen Krieg hinsteuern. Auch eine Zusammenarbeit von OPA und Mars schließt die UNO-Beauftragte nicht aus, aber die Beweise bleiben aus.
Auf der Ceres-Raumstation wird der abgehalfterte Cop Joe Miller (Thomas Jane) derweil damit beauftragt, eine vermisste Person zu suchen. July Mao ist die Tochter eine reichen Industriellen von der Erde, der eine Verbindung zum Gürtler-Wiederstand nachgesagt wird. July ist allerdings verschwunden und Miller soll abklären, ob sich das Mädchen noch auf Ceres befindet.
Wer auf eine Serie aus ist, die in jeder Folge eine gewisse Abgeschlossenheit zur Schau stellt und einen soliden Action-Faktor beinhaltet, der ist mit der Science-Fiction-Serie „The Expanse“ vielleicht nicht ganz so gut bedient. Ansonsten bietet die 2015 und 2016 ausgestrahlte erste Staffel von „The Expanse“ sehr spannende und aufwändig inszenierte Sci-Fi-Unterhaltung, deren Handlung davon lebt, dass die Zuschauer eigentlich sehr lange überhaupt nicht wissen, was da vor sich geht; übrigens genau wie die Hauptfiguren der drei parallel erzählten Handlungsstränge. Wem allerdings die Bezüge zu Don Quichote auffallen, der vermutet nicht ganz falsch, dass hier auch gegen Windmühlen gekämpft wird.
Statt sich schnell und präzise auf die Verschwörungspointe zuzubewegen, nimmt sich „The Expanse“ erst einmal einige Folgen Zeit, die Figuren und das Setting in dieser Zukunft zu etablieren. Dabei können sich die Weltraumaufnahmen und die Raumstationen absolut sehen lassen und wirken alles andere als billig zusammengeschustert. Hinzu kommt, dass die Drehbuchautoren der Serie wirklich sparsam mit den Informationen haushalten und so eine Spannung erzeugen, weil man einfach wissen will, was hier vor sich geht. Auch die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, wenn auch nicht immer darstellerisch völlig überzeugend, aber die drei Hauptrollen sind charismatisch genug besetzt, um faszinierend zu bleiben.
„The Expanse“ basiert auf der gleichnamigen erfolgreichen Romanserie von James S. A. Corey. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich das Autorenduo Ty Franck und Daniel Abraham. Die Erste Staffel von „The Expanse“ stimmt inhaltlich etwa mit dem Roman „Leviathan erwacht“ überein (hierzulande im Heyne Verlag erschienen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Fantasy-und Science-Fiction-Formaten, die gerade aktuell sind, legt die TV-Serie „The Expanse“ ihren Schwerpunkt tatsächlich auf die Ausformulierung der zukünftigen Gesellschaften und zeigt glaubhaft deren Konflikte, Alltagsabläufe, Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen. Mit diesem Tiefgang und zugleich eine immanenten Spannung hat das lange keine TV-Serie in diesem Genre mehr geschafft. Am Ende der ersten Staffel ist nur eines sicher: „The Expanse“ verlagt nach einer Fortsetzung.
Und Fans müssen nicht lange warten, die zweite Staffel der von Syfy-produzierten Serie wurde schon ausgestrahlt und die dritte ist in Arbeit. In Deutschland sendet übrigens Netflix die Serie. Aber mit dem Release der DVD- und Blu-ray ist das auch eher akademisch.
„The Expanse“ ist ein herausragend gemachtes Sci-Fi-Serienformat, das die Zukunft tatsächlich ausformuliert und nicht als beliebigen Action-Backdrop benutzt. Tolle Charaktere und sorgfältig komponierte Handlungsstränge ergeben eine großartig erzähltes Epos von galaktischem Ausmaß.
Serien-Wertung (9 / 10)
The Expanse Staffel 1
OT: the Expanse Season 1
Genre: Sci-fi, Thriller, TV-Serie
Länge: ca. 427 Minuten (10 x 42 Minuten), USA, 2015, 2016
Regie: Terry McDonough, Jeff Woolnough, Robert Lieberman, Bill Johnson
Idee: Mark Fergus, Herb Ostby
Drehbuch: Hallie Lambert, Georgie Lee, et al.
Vorlage: James S. A. Corey: „Leviathan erwacht“
Darsteller: Steven Strait, Dominique Tipper, Wes Chatham, Shohreh Aghdashloo, Thomas Jane,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Pandastorm
Offizielle „The Expanse“ Seite bei Syfi (englisch)
Offizielle „The Expanse“-Seite bei Netflix (deutsch)