Es ist nicht wirklich verwunderlich, dass nach den Erfolgen an der Kinokasse ein weiterer „A Quite Place“-Film erscheint. Bislang musst Emily Blunt das Überleben ihrer Familie sicherstellen, während die Erde von Alien-Monstern mit Supergehör befallen wird. Nun zeigt „A Quiet Place – Day1“ wie der Alien-Überfall in New York abgegangen ist. Das ist auch ohne Vorwissen hochspannend und ziemlich sehenswert ausgefallen, im Kino seit 27.Juni 2024.
Samira aka Sam (Lupita Nyong’o) ist eine der jüngsten Bewohnerinnen in einem Hospiz am Stadtrand von New York. Pfleger Reuben (Alex Wolf) organisiert regelmäßig Ausflüge in die Stadt und lockt Sam mit der Aussicht auf eine Pizza in den Ausflugsbus. Doch das Marionetten-Theater fesselt die junge Afroamerikanerin, die ihre Therapie-Katze dabei hat, nur bedingt.
Doch schlagartig ändert sich alles. Irgendetwas scheint in der Stadt loszusein, und Reuben macht mächtig Tempo alle in den Bus zu kriegen. Zu spät, Aliens sind auf der Erde angekommen. Meteoriten zerstören die ganze Stadt und die außerirdischen Kreaturen ohne Augen fressen jedes Wesen, das Geräusche macht. Mit dem hochsensiblen Gehör haben sie schnell den Großteil der Bevölkerung getötet.
In New York liegt das Lautstärke-Level bei 90 Dezibel
Nur vereinzelte Überlebende schlagen sich durch die verwüstete Stadt. So auch Sam. Die sterbenskranke Afroamerikanerin orientiert sich nach Harlem und trifft unterwegs den völlig verstörten Engländer Eric (Joseph Quinn), der ihr Hilfe suchend hinterherdackelt.
„A Quiet Place – Day 1“ erzählt aus einer anderen Perspektive und in einer anderen Umgebung vom Überfall der lauschenden Killer-Aliens. Insofern beginnt die Story quasi am Nullpunkt und ist für alle, die dem inzwischen zum Franchise angewachsenen Sci-Fi-Horror-Thriller „A Quiet Place“ bislang keine Aufmerksamkeit schenkten, ohne Vorwissen verständlich.
Allerdings gehen die Macher schon davon aus, dass ein Großteil des Publikums die beiden „Vorgänger“-Filme mit Emily Blunt in der Hauptrolle kennt. Daher ist das Wiedersehen mit Henry (Djimon Hounsou) auch ein Verweis darauf, dass der erste Tag überlebt werden kann. Allerdings bleibt Henry in „Day 1“ eine Nebenfigur, die Geschichte ist jene von Sam.
Regisseur Michael Sarnoski, der zuvor mit „Pig“ ein hinreißendes Spielfilm-Debüt abgeliefert hat, hat auch die Story mitentwickelt. Das Bestreben vieles anders zu machen als in den Vorgängern ist spürbar und schießt bisweilen auch etwas über das Ziel hinaus. So sind die CGI-Sequenzen mit wandkrabbelnden Aliens eindeutig ein anderes, neues Element, aber auch nicht immer überzeugend. Bisweilen wirkt das, was amerikanische Kollegen schon als „das Leinwandereignis des Sommers“ betiteln, ebenso verwaschen und wenig überzeugend animiert wie „District 9“, der seinerzeit durchaus andere Qualitäten zeigte, aber ein geringes Budget hatte.
Das entspricht einem konstanten Schrei
Auch wirken einige Storyelemente des spazierenden Road Movies etwas willkürlich. Etwa die Begegnung mit Eric und die seltsam deplatziert wirkende Einschlag- oder Futterstelle der Aliens. Anderes wird aus der afroamerikanischer Perspektive der Hauptfigur stimmig und entwickelt eine eigene Poesie, der es durchaus gelingt, dem Schrecken etwas entgegenzusetzen. Anders als etwa in „The Road“ ist der Katastrophenfall noch präsent, und in schönster „Alien“-Referenz darf das Monster sein mögliches Futter auch mal angrinsen.
Ob das Einrahmen der Handlung in zwei Bühnen-Aufführungen stimmig erscheint, muss jede:r selbst sehen. Mir scheint das eine psychologische Tiefe und eine erzählerische Struktur zu sein, die den Film reicher machte. Neben „Amos’n’Andy“ werden auch andere Elemente einer afroamerikanischen Historie angedeutet. Auch die schuttbleiche Sam, die nach den Detonationen wieder zu sich kommt ist bildstark in Szene gesetzt. Während die Explosionen und die Verwirrung auf den Straßen sicherlich auch das Trauma von 9/11 aufnimmt, sehe ich in Sams geweißtem Gesicht vor allem Referenzen zu haitianischem Voodoo. Das ergänzt die Erzählung von der totgeweihten Hauptfigur auf sehr packende Weise. Und Nina Simone singt.
Im Grunde genommen reicht es für diese Manifestation von „A Quiet Place“ und um Hochspannung zu erzeugen, dass die hinreißende Lupita Nyong‘o mit expressiv aufgerissenen Augen durch die zerstörte urbane Stille schleicht. Nicht besser als die anderen beiden „A Quiet Place“ Filme, aber anders genug und gleichfalls packend.
Film-Wertung: (7 / 10)
A Quiet Place: Day 1
OT: A Quiet Place: Day 1
Genre: Horror, Thriller, Sci-Fi
Länge: 100 Minuten, USA, 2024
Regie: Michael Sarnoski
Darsteller:innen: Luipita Nyong’o, Alex Wolf, Djimon Hounsou, Eric Quinn
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Paramount Pictures
Kinostart: 27.06.2024