District 9 – Salutations from the Ghetto Nation

district-9-bild-3-vorschauGerade ist mit „Chappie“ der dritte Spielfilm des südafrikanischen Regisseur Neill Bloomkamp in den Kinos angelaufen. Mit seinem Debut „District 9“ sorgte der Filmmacher nicht nur in der Science-Fiction-Community für einiges Aufsehen, vier Oscar-Nominierungen und volle Kinokassen. Dabei zeigte die actionreiche Story, dass man das Genre immer noch satirisch benutzen kann um politische Aussagen zu verpacken. Schließlich zeigt die Ghettoisierung der Aliens in Johannesburg schon deutliche Parallelen zur Gegenwart. 

Aber  „District 9“ hat durchaus mehr zu bieten als Attitüde, aber worum geht es eigentlich? Vor 28 Jahren tauchte ein UFO über Johannisburg auf, in dem sich etliche krabbenartig aussehende Aliens befanden, die als intergalaktische Flüchtlinge Asyl auf der Erde suchen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich aus dem Flüchtlingslager ein überbordender Slum. Trotz der elenden Lebensumstände vermehren sich die „Krabben“ zahlreich. Das führt gerade in letzter Zeit imer wieder zu Spannungen mit der menschlichen Bevölkerung von Johannesburg. Und die Regierung beschließt nun, die Aliens aus der Stadt zu bringen: In eine Art Konzentrationslager.

district-9-bild-1Als die zuständige Alienbehörde MNU die Umsiedelung vorbereitet, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall: Ausgerechnet der Leiter der Aktion Wickus Van De Merve  (Sharlto Copley) infiziert sich mit einem Virus und beginnt zu mutieren. Wickus kommt dadurch eine Schlüsselrolle zu, die dem Beamten gar nicht lieb ist. Er wird zum Versuchskaninchen für die eigene Behörde, denn die MNU hat handfeste wirtschaftliche Interessen an der Umsiedelung: Man will als weltgrößter Waffenproduzent endlich hinter die Waffentechnologie der Aliens kommen. Wikus flieht in den „District 9“. Dort muss er sich nicht nur mit Verfolgung und Feindseligkeit herumschlagen, sondern auch mit nigerianischen Gangs, die illegal mit den friedliebenden Aliens handeln und diese dabei im wahrsten Sinn des Wortes ausschlachten.

district-9-bild-4So vieldeutig interpretierbar und souverän gewählt die Ausgangssituation von „District 9“ auch ist, die Handlung läuft zielsicher auf eine actionreiche Verfolgungsjagd hinaus. Doch das tut dem Filmgenuss keinen Abbruch, im Gegenteil. In der Science-Fiction hat es durchaus Tradition, dass Filme genauso sehr durch die dargestellte Welt wirken, wie durch ihre, häufig schlichte, aber spannende Handlung.

district-9-bild-2Und Neill Blomberg ist ein Fachmann für Spezialeffekte. Um das verhältnismäßig geringe Budget von 30 Millionen Dollar möglichst effektiv wirken zu lassen, greift er auf den Trick zurück, den gesamten Film als fiktive TV-Dokumentation zu drehen. Das beinhaltet Interview-Sequenzen, Nachrichtensendungen und heftig ruckelnde Found Footage  Aufnahmen. Durch die TV-Kamera gesehen, fügen sich aber die Effekte und die Alien-Kreationen deutlich natürlicher in ihre Umwelt als wäre die Handlung direkter gefilmt und wirken umso realer.

Blomkamp hat auch die Story und das Drehbuch zusammen mit Terri Tatchell entwickelt und „District 9“ basiert auf einem Kurzfilm, den Blomkamp 2006 drehte. „Alive in Jobug“ hat den Produzent und „Herrn der Ringe“-Macher Peter Jackson scheinbar dermaßen beeindruckt, dass der das Langfilmprojekt unter seine Fittiche nahm.

district-9-bild-3„District 9“ spielt gekonnt auf der Klaviatur von Kunst und Trash, baut kleine Witzchen ein, wie das im Hintergrund im Müll wühlende Alien, gleitet während der Waffentests in Splattersequenzen ab, und liefert hektische Alien-Mensch-Gefechte. Dass „District 9“ seinen südafrikanischen Ursprung nicht verleugnet, macht den Film umso sympathischer und auch authentischer. Das mag ein Grund gewesen sein, dass „Chappie“ nach dem „Elysium“-Ausflug nach Los Angeles wieder in Joburg spielt.  Die Schauspieler waren als der Film herauskam für uns allesamt Unbekannte, was den Reiz des Filmes erheblich förderte, auch wenn die Jungs da unten (im Original) beizeiten schwer verständliches Englisch reden. Aber: Kein Stargesicht stört die Illusion, dass diese Alien-Dystopie real sein könnte. Leute wie du und ich – und die Aliens hausen nebenan.

„District 9“ war zu Recht der Überraschungserfolg des Kinojahres 2009 und der Sci-Fi-Action ist heute schon ein „instant classic“.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

district-9-coverDistrict 9
OT: District 9
Genre: Sci-Fi, Thriller
Länge: 112 Minuten, RSA
Regie: Neill Blomkamp
Darsteller:
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Sony
Kinostart: 10.09.2009
DVD- & BD-VÖ: 08.04.2010