Battle Wizzard – Martial Arts ad absurum

The Battle Wizard - Das Blut der roten PythonLange habe ich keinen so schrägen Film mehr gesehen: Das jüngst in der Asien Edition veröffentlichte Kampfkunstspektakel „Battle Wizzard – das Blut der roten Python“ stammt zwar von 1977, bereichert den deutschen DVD-Markt aber erst jetzt um einen aberwitziges Highlight. Das ist ganz großes Kino.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Nach herkömmlichen Filmkriterien versagt „Battle Wizzard“ in jeder Hinsicht. Der Film muss schon zu seiner Zeit ziemlich „Low Budget“ gewesen sein. Die glorreichen Zeiten der Shaw Brothers, jener legendären einstmals größten Filmproduktionsfirma in Hongkong, neigen sich dem Ende und  man reitet noch auf den letzten, müde schwappenden Ausläufern der großen Martial Arts Welle der 1970er.

Um solche Feinheiten wie Storyentwicklung und Continuity, solides Einführen der Charaktere oder dramaturgische Finessen haben sich die Filmemacher im vorliegenden Fall herzlich wenig gekümmert. Die Actionsequenzen sind extrem fantastisch und mit wunderbar albernen optischen Effekten versehen. Hollywoods own Ray Harryhausen hätte seine wahre Freude gehabt (hatte der legendärer Effekt-Pionier wahrscheinlich sogar).

Die magische Yi-Lang-Finger-Kampftechnik

The Battle Wizard - Das blut der roten Python (3)Es geht gleich in die Vollen, wenn der gehörnte Ehemann Huang Paoren seine Gattin Hongmian mit dem Prinzen Zhengchun erwischt. Der Prinz wehrt den Zorn des wütenden Ehemanns mit seinem Yi-Lang-Finger ab und flext dem Wütenden die Füße weg, worauf der nur lapidar antwortet: „Jetzt bist du zu stark, ich räche mich in 20 Jahren.“ Auch die schöne Hongmian schwört dem Prinzen eine halbe Minute später Rache – ebenfalls nicht im Moment, versteht sich – denn er lässt die Schwangere wegen einer standesgemäßen Heirat sitzen.

The Battle Wizard - Das blut der roten Python (1)Zwanzig Jahre (und drei Filmminuten) später jammert der Prinz über seinen verweichlichten Sohn Yu, der in allerbester Flowerpower-Manier das Kämpfen an sich ablehnt. Sein Ausbilder schickt ihn auf die Suche nach der roten Phyton, die magische Kampfkünste verleiht und praktisch unbesiegbar macht.

Gerade unterwegs will Yu nun einer holde Maid in großer Bedrängnis beispringen und versucht, die Wegelagerer mit Argumenten zu vertreiben. Haut allerdings nicht hin und die holde Maid (die Halbschwester des Prinzensohns) schickt Yu los, um richtige Hilfe zu holen; und zwar ausgerechnet seine ältere Halbschwester. Die wurde von der verstoßenen Gespielin seines Vaters zu einer legendären Kampfmaschine ausgebildet und verfügt neben überirdischer, verschleierter Schönheit auch noch über eine gefürchtete Waffe.

Wenn du mein Gesicht siehst, muss ich dich töten – oder heiraten

The Battle Wizard - Das blut der roten Python (4)Der einst betrogene Ehemann Huang Paoren hat sich in den zwanzig Jahren zu einem mächtigen Zauberer entwickelt, der die fehlenden Füße durch Teleskopstelzen mit Hühnerfüßen ersetzt hat. Nun schickt er seinen ebenfalls mit zusätzlichen Körperteilen ausgestatteten Gehilfen los, um die Lage zu sondieren. Und so nimmt die Story von shakespeareartiger Dramatik ihren Lauf, bis es zu diversen Showdowns kommt.

Aus heutiger Sicht ist schwer vorstellbar, dass die Hongkong-Produktion nicht als Komödie gedacht war, aber das gilt schließlich auch für Ed Wood-Filme. Mehr als dreißig Jahre später bleibt ein faszinierendes, kurzweiliges und absolut trashiges Filmspektakel, das einfach gute Laune macht. Der Kampf des Prinzensohns mit der Phyton ist Bela Lugosis Filmagonie mit der Gummikrake absolut ebenbürtig. Das Sprunghafte der Handlung ist ebenso überraschend wie die die Action wahnwitzig inszeniert ist.

Laserstrahlen und Intrigen, ewige Rache und große Kampfkunst

The Battle Wizard - Das blut der roten Python (6)Wer filmhistorisch weiter in das Thema einsteigen will, findet weiter unten entsprechende englische Wikipedia-Links. An dieser Stelle nur ein bisschen Hintergrund-Info: Die Story von „Das Blut der roten Python“ geht auf einen Roman des chinesischen Schriftstellers Louis Cha alias Jin Yong zurück, der hat zwar nur 14 Romane geschrieben, die alle im Martial Arts-Genre angesiedelt sind, aber die Liste der filmischen Adaptionen dieser Romane ist ellenlang. Der Regisseur Hsueh Li Pao gehört nicht zu den namhaftesten Filmemachern, die für die Shaw Brothers gearbeitet haben, war aber in der Zeit von 1971 bis 1982 ein vielbeschäftiger Mann und hat insgesamt 33 Filme abgeliefert.

Fazit: „Battle Wizard – das Blut der roten Python“ ist ein spezielles, aber erstaunliches Filmvergnügen, das unvergleichliche, sehr schräge Momente hat und aus heutiger Sicht mit erheblichem Bad-Taste-Faktor und unfreiwilliger Witzigkeit ein ganzes Genre auf die Spitze treibt. Ich habe mich großartig amüsiert.
Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

07_4_2D_BattleWizardThe Battle Wizard – Das Blut der roten Python
OT: Tian long ba bu
Genre: Action/ Fantasy/ Martial Arts
Regie: Hsueh Li Pao
Darsteller: Tien Lung Chen, Han Chiang, Tao Chiang
Laufzeit: 73 Minuten, Hongkong 1977
FSK: ab 16 Jahren
Studio (Vertrieb): Rapid Eye Movies (Al!ve)
DVD-VÖ: 18.03.2011

Weiterführende Links:
Die Shaw Brother Studios in Hongkong
Biographie von Jin Yong
Film-Adaptionen von Jin Yong
zum „Battle Wizzard“-Trailer