Zu Kolumbien fällt mir erstmal nicht so viel ein. Doch nun schafft es die Compilation „Afritanga“, das mittelamerikanische Land auch auf meiner musikalischen Weltkarte zu verorten. Dabei geht es weniger um gefällige World-Musik oder typische tanzbare Latinoklänge als vielmehr darum, die ganze Bandbreite und Virulenz kolumbianischer Musik abzubilden. Das ist ausgesprochen abwechslungsreich, vielschichtig und hat, wie der Titel vermuten lässt, erstaunlich wichtige afrikanische Einflüsse.
„Afritanga – The Sound of Afrocolombia“ ist eine musikalische Rundreise durch eine lebendige Musikszene, die es ganz wunderbar schafft, urbane Lebendigkeit neben die alten Meister und Rootsmusic neben moderne Soundsystems zu stellen. Und das Konzept der Zusammenstellung geht voll auf: 76 Minuten vollgepackt mit Klängen und Sounds, die man hierzulande viel zu selten hört. Und in all der musikalischen Bandbreite offenbart sich doch so etwas wie eine eigene musikalische Identität. Es gibt eine gemeinsame, vielleicht landestypische Kultur des Musizierens, die viele der Bands und Künstler auf „Afritanga“ miteinander teilen.
Dabei kommt dem kreativen Umgang mit den eigenen musikalischen Wurzeln eine besondere Bedeutung zu. Die Offenheit, mit der Roots-Music vollkommen selbstverständlich mit modernen auch elektonischen Einflüssen gepaart wird, führt zu mitreißenden Sounds.
Der Berliner DJ Steen Thorsson hat sich eigentlich aus Liebhaberei für lateinamerikanische Musik aufgemacht, um die kolumbianische Musikszene landauf und landab zu erforschen. Mit dieser Zusammenstellung hat er nun auch ein bisschen Pionierarbeit geleistet, selbst wenn einige der kolumbianischen Acts auch hierzulande Erfolge feiern. (Systema Solar waren jüngst auf Europatour.) „Afritanga“ erschließt dem Hörer neue, durchaus tanzbare Klangwelten und tritt den Beweis an, dass Rootsmusik beileibe keine langweilige Veranstaltung sein muss, sondern pfiffig und modern umgesetzt werden kann.
Auch die Aufmachung der Compilation ist wie für Trikont-Sampler üblich mal wieder vorbildlich. Das 28-seitige Booklet enthält mehrsprachig alle relevanten Informationen und viel Wissenswertes über die Musikszene Kolumbiens.
Fazit: Es gibt auf „Afritanga“ viel musikalisches Neuland zu entdecken und einige Acts, von denen man dringlich mehr Musik braucht. „Afritanga“ ist beizeiten auch mal fordernd und weitestgehend fernab von Wohlfühl-Worldmusic, schafft es aber bei aller musikalischen Bandbreite einen homogenen Eindruck zu hinterlassen. Für neugierige Ohren ist „Afritanga – The Sound of Afrocolombia“ eine Pflichtveranstaltung.
Album-Wertung. (7,5 / 10)
„Afritanga – The Sound of Afrocolombia“
Interpret: Diverse
Länge: 76 Minuten, 15 Tracks
Label: Trikont
Vertrieb: Indigo
Album-VÖ: 25.03.2011
Tracklist:
1. Quantic Presenta Flowering Inferno – Cumbia Sobre El Mar (feat. Nidia Gongora) 06:14
2. Systema Solar – Bienvenidos 03:22
3. Choc Quip – Town Macru 04:52
4. Grupo Bahia – Te Vengo a Cantar 05:54
5. Alfonso Cordoba – El Brujo El Piloto 04:58
6. Tumbacatre – Chorizo 04:32
7. Calambuco – Guajira de un Abondonado 05:51
8. La33 – Me Quedo 06:28
9. La Makina del Karibe – Radio Gozambike 03:27
10. Colombiafrica The Mystic Orchestra Mama – Africa 06:07
11. Grupo Gualajo – No Quiero 04:16
12. Paito – Juancito Pena 05:19
13. Cynthia Montaño – Chontaduro 04:15
14. Roots Radical – Rastaman 05:32
15. La Revuelta – Mamita 04:19