Enojado –Magmanaut: Album Review

Neulich hat mir jemand erklärt, sobald die Magma als geschmolzenes Gestein an die Erdoberfläche kommt, wird das ganze Lava genannt, ist aber substanziell dasselbe. Soll jetzt nicht heißen, das aus dem „Magmanaut“ ein Lavamat wird. Das metallisch rockende Trio Enojado aus dem westfälischen Hamm legt mit „Magmanaut“ einen neunen Tonträger vor. Angesichts des Werbe-Spruchs: „Open the Knifes in your pockets, the Moshers from Enojado ar asking you to Dance“ denke ich gerade „The Chain is Loose“ und ich habe „No Chance to Win“.

Ich bezweifle stark, dass die Schutzanzüge auf dem Cover von „Magmanaut“ ansatzweise hitzebeständig sind. Vielmehr wurden hier möglicherweise altgediente Taucheranzüge an der losen Kette hochgezogen. „The Chain is Loose“ ist übrigens das vorangegangenen, zweite Album von Enojado und stammt von 2014. Früher gabs wohl nochmal einen zweiten Gitarristen und der Schlagzeuger hat gelegentlich gewechselt. Aber seit 2017 ist die Band aus Hamm als Trio in fester Besetzung unterwegs.

Quasi zum Auftakt dieser Phase wurde die EP „Mist & Thunder“ veröffentlicht, und die Band ist im Grunde immer mal wieder live zu erleben. Dann kam die Pandemie und hat alles lahmgelegt. In den Jahren 2022 und 2023 haben die Kerle aus Hamm dann neue Songs geschrieben und aufgenommen, die nun auf „Magmanaut“ zu hören sind.

Die Geschichte der wütenden Jungs aus Hamm

Enojado sind zur Jahrausendwende wohl eher als Stoner Rock Band gestartet, hatten aber bereits bei ersten Tonträger, der „Heavy Tools“ EP, einige Heavy Metal und Doom Metal Soundelemente am Start. Die sind stetig ausgebaut worden und angewachsen. „Mist & Thunder“ macht nach kurzen Höreindrückenden den Eindruck als wäre das Trio noch etwas offener was das neue Zusammenspiel angeht. Ruhiges Intro, ein Siebenminüter, aber auch damals schon immer gerne auf die Zwölf.

„Magmanaut“ reiht sich in das bisherige Schaffen der Band ein und kommt vielleicht einen Tacken härter rüber. Ein wenig unverständlich scheint mir der promomäßig formulierte Ansatz, endlich mal dein eigenen Vorbildern zu huldigen. Das käme deutlich glaubhafter rüber, wenn das eigene Oevre ersten umfangreicher und zweitens regelmäßiger wäre. Formal hat die Band gerade ihr drittes Album am Start, mehr als 20 Jahre Bandhistorie hin oder her. Da kann mensch durchaus noch an der eigenen musikalischen Gegenwart basteln.

Auch in Sachen Beschaffungskriminalität steht der Rezensent mal wieder auf dem Schlauch. Zwar gibt’s ne gute Bandcamp-Präsenz, wo alle Tonträger in digitaler Form erhältlich sind, aber das aktuelle Vinyl gibt’s dort nicht. Und nach dem Ahlener Label „Black Desert Inn“ habe ich mich ebenfalls totgegooglt, obwohl die Plattenschmiede auch schon ihren 20. gefeiert hat. Möglicherweise ist das auch einfach nur der Selbstvertrieb von Enojado und das Vinyl gibt’s ausschließlich auf den Gigs.

Nach Sissies und Monolith sind Enojado die dritte Band in jüngster Zeit, die auf ein Jahrzehntelanges Bandbestehen pochen, an alte Zeiten (und Erfolge) anknüpfen wollen und irgendwie aus der Zeit gefallen wirken, weil sie denken, die Welt hätte auf sie gewartet. Immerhin haben Enojado eine Video-Single am Start.

Haubentaucher auf der Schwarzen Liste

Jetzt aber endlich rein ins aktuelle Album. Auf „Magmanaut“ gibt es in 33 Minuten acht knackige Songs zu hören, deren Spielzeit zwischen drei und sechs Minuten liegt. Der Titelsong ist der längste und kloppt ein paar nette Stoner Riffs aus dem Ärmel. Sehr riffig das Ganze und gegen Ende gibt’s einen disharmonischen Ausklang.

Der Gesang mag das herausragendste Soundelement sein und erinnert in seiner Rauheit und Nähe zum Growl an Prongs Tommy Victor oder Machine Heads Rob Flynn. Gelegentlich wird’s auch mehrstimmig und sorgt für melodiöse Refrains und so. Der Sound ist wuchtig und definiert genug um die Charakteristika der Band auszuspielen. Aufgenommen in der Tonmeisterei Oldenburg – wie übrigens alle Enojado-Sachen seit 2007.

„The Infinity of Being“ ist ein fulminanter Opener, der gleich räudig auf den Punkt kommt und zum moshen einlädt. Bei „Total Overload“ beginnt es dann ruhig und geht in zwar schwere aber melodiöse Heavy Metal Gefilde. „No chance to Win“ würde ich als Uptempo Hardcore a la Prong und /oder New Yorker Schule bezeichnen.

Album-Seite B beginnt mit einer schwarzen Liste. „Blacklist“ kommt mit mehrstimmigen Vocals und schleppenderem Rhythmus in Sluge-Gefilde und „Mad“ kloppt dann wieder mächtig los, ist neben dem Opener vielleicht die wuchtigste Nummer. „Lay Down the Crown“ reimt sich wieder so albern und ist ein klassischer Head Banger nach Ruhrpott Vorbild. Der Mittelteil überrascht dann endlich mal.

Zum Abschluss gibt es mit „We Got to Go“ eine klassische, melodische Hardcore-Hymne mit mehrstimmigem Refrain und melodisch verzerrtem Akkordgeschrammel. Das hört sich kaum danach an, dass jemand eine Nadel in der Haut hat. Ich mag das. Wie auch immer, im bin dann mal weg.

Die acht Songs auf „Magmanaut“ sind knackig schwermetallische Rocker mit undichten Schweißnähten, aus denen Hardcore, Stoner, Doom und Sludge rausschwitzt. Das ist in einer soliden halben Stunde auf den Punkt und macht live bestimmt ordentlich Schub. Allerdings Ist da jetzt auch nix bei, was ich nicht schon gehört hätte. Dennoch, ganz gutes Album.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Enojado: Magmanaut
Genre: Heavy Metal,
Länge: 33 Minuten, (8 Songs),D, 2024
Interpret: Enojado
Format: Vinyl, Digital
Label: The Desert Black Inn
VÖ: 24.05.2024

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