Blutzbrüdaz: Deutschrap-Träume

Aus dem Archiv ein „Musikfilm“, der aktuell mal wieder im TV rausgekramt wird: „Blutzbrüdaz“ von 2011: Zur Jahrtausendwende stehen die Zeiten für deutschen Hip-Hop ziemlich schlecht. Trotzdem lassen sich die Buddies Otis und Eddy ihren Traum nicht zerstören, mit ihrer Musik den Durchbruch zu schaffen. „Blutzbrüdaz“ erzählt keine neue Story und die Karriere der Berlin Aggro Rapper Sido und B Tight hat sicher auch als Vorlage hergehalten. Herausgekommen ist ein ganz unterhaltsamer Musikfilm.

Otis (Paul Hartmut Würdig alias Sido) und Eddy (Bobby Davis aka B Tight) kennen sich schon seit Kindesbeinen und träumen gemeinsam den Traum, es als deutsche Rapper zu schaffen. Mit viel Enthusiasmus und ständig ohne Kohle versuchen sie bei Open Mic Battles auf sich aufmerksam zu machen.

Als sie eines Abends aus dem angesagten Club rausgeschmissen werden, lauern sie Fusco (Milton Welsh), den Veranstalter des Battles und Besitzer eines Plattenladens, nach Ende der Veranstaltung auf und texten ihn zu. Daraufhin sollen die beiden mal mit ‚nem Tape vorbeischauen, das allerdings erst produziert werden muss.

Battles am Open Mic

Dabei hilft Otis alter Kumpel Adal (Alpha Gun) mit einiger krimineller Energie. Das Tape, das die beiden Freunde als Blutzbrüdaz aufnehmen, sorgt für einige Berühmtheit im Underground. Plötzlich hat auch Facher, der Manager von Sony, Interesse an den Rappern. Während Quasi-Manager Fusco befürchtet, das Major-Label würde die Jungs nur abrippen und Otis skeptisch ist, sieht Eddy die Chance nun endlich mal Kohle zu machen. Während der Aufnahmen für die erste Single scheinen sich Fuscos Warnungen zu bewahrheiten und Eddy und Otis entfremden sich immer weiter.

Der „Chico“-Regisseur Özgür Ildirim inszeniert „Blutzbrüdaz“ nach einen Drehbuch von Nicolas Schofield und Jan Ehlert, die haben sich ihrerseits von der Karriere von Sido und B Tight inspirieren lassen, um die zeitlose Story vom musikalischen Traum zu inszenieren. Der Spagat seine musikalischen Ideale nicht an den Kommerz zu verraten, ist nicht auf die deutsche Rapszene beschränkt.

Seit Pop-und Rockmusik in den 1960ern zum Konsumgut geworden ist, befinden sich Künstler in der Versuchung, für mehr Umsatz auch musikalische Kompromisse zu machen. Die Taschen füllen sich nach dem Klischee dabei allerdings die Plattenbosse. Neben dieser musikalischen Grundstory geht es selbstredend auch noch um Freundschaft und für Otis darum, seine Beziehung am Laufen zu halten.

Straße oder Kommerz?

„Blutzbrüdaz“ ist nicht nur für HipHopper interessant und hat durchaus einige gelungene Szenen und Jokes zu bieten, selbstverständlich auch ein paar für Aggro Berlin typisch kontroverse Texte und mächtig viel Rapper-Slang, der voll nach Straße klingt. Das alles ist gefällig inszeniert und von den Musikern und Rappern auch ganz ordentlich gespielt, so viel Unterschied scheint zwischen Bühne und Film nicht zu bestehen.

Die Charaktere kommen glaubwürdig, wenn auch etwas plakativ rüber. Allerdings hätte die Story schon ein paar Überraschungen vertragen können. Warum Otis die Beziehung zu seiner komplett ignoranten Freundin aufrecht erhalten will, bleibt dem Publikum schleierhaft. Vielleicht weil diese den Part „kritisches soziales Umfeld, das nicht an die Karriere glaubt“ übernehmen muss, denn Mutti, die so etwas sonst im Film tut, kommt nur in den „Deine Mutter Sprüchen“ vor.

„Blutzbrüdaz“ erfindet den Musikfilm nicht neu, unterhält aber ganz gefällig und ist bei aller Ähnlichkeit mit lebenden Personen keineswegs eine bloße Eigenwerbung, sondern ein typisches Musikdrama mit lockeren Sprüchen und viel Insiderhumor.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Blutzbrüdaz
OT: Blutzbrüdaz
Genre: Musik, Drama
Länge: 87 Minuten, ‚D, 2011
Regie: Özgür Ylirim
Darsteller:innen: Sido, Milton Welch, Tim wilde, B Tight,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin Film /Universal
Kinostart: 29.12.2011
DVD-VÖ: 14.06.2012

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