„Stillstand ist Tod!“ proklamiert das Berliner Trio Monomers, das mit elusive“ sein Debutalbum vorlegt. Und die verhuschten Gestalten im blaugekachelten Treppenhaus vermitteln auch Bewegung. Wohin bleibt herauszufinden. Die geneigte Hörerschaft hat dazu elf Songs und knapp 40 Minuten Zeit. Hernach sollte deutlicher sein welches Polymer die drei Einzelteile aufbauen wollen.
Der Testhörer ist ja wissbegierig und recherchiert vorab und hörparallel, was so herauszufinden ist über die Interpreten. Bei den Monomers handelt es sich um ein Trio, das sich in Berlin während der Covid 19-Pandemie zusammengefunden hat. Offensichtlich und gut hörbar, hat das gemeinsame Musikzieren Laune genug gemacht, um zusammen eine Band an den Start zu bringen.
Also nix wie rein ins Studio, das in Hamburg bereitgestellt wurde und bereits ein gewisses Renommee herausproduziert hat. Die Initiative Musik hat das Projekt gefördert und auf dem Textblatt sind diverse Sponsoren/ Ausrüster genannt. Das ist komplett legitim, sorgt aber nicht gerade für Straßenglaubwürdigkeit.
„and i tried so hard“ (damn)
Als ich so las, fand sich das Trio aus Sängerin Eva-Maria Heine, Gitarrist Tino KAndal und Denis Wagner am Schlagzeug häufig genug bestimmten Instrumenten zugeordnet. Und doch findet sich keine Info, wo der Bass herkommt, der durchaus tragendes musikalisches Element bei den Monomers ist. Nicht, dass es abwegig wäre, wenn hier jemand auf mehreren Klangkörpern unterwegs wäre, aber ich stutze doch.
Genauso stutze ich bei der Wikipedia-Begriffserklärung zu Monomeren: Niedermolekulare, reaktionsfähige Moleküle, die sich zu unverzweigten oder verzweigten Polymeren zusammenschließen können.“ Stört sich noch jemand an den molekularen Molekülen? An der Erklärung eines Begriffes mittels des Begriffes? Und irgendwie habe ich auf „elusive“ gleichfalls das Gefühl, das Momentum wäre flüchtig und komme bei aller Dynamik nicht vom Fleck.
Heißt im Klartext, die Mischung aus gitarrenlastigem Powerpop und Indierock gefällt, aber die Songs scheinen mir alle ziemlich nach demselben Strickmuster zu funktionieren. Das ist an sich solide und kommt im Punk und auf dem Dancefloor ohnehin oft genug vor, nur hätte eine Ballade oder unterschiedliche Tempi ebensowenig geschadet wie Abwechslung im rockigen Gitarrensound, der durchaus gefällt.
Vorab wurde „Thrasher“ als Video/Single ausgekoppelt und der Song gehört mit seinem düsteren Groove und seinen Popappeal zu meinen Albumfavoriten. Auch der Albumrausschmeißer „Pushing me Away“ gefällt mir sehr, gerade weil er eine etwas andere Dynamik aufweist als der Rest des Albums.
„i don’t need your pity“ (pity)
Üblicherwiese beginnt nämlich entweder Gitarre oder Bass einen Song mit recht hohem Adrenalinpegel, der Gesang kommt dazu, dann kommt eine Spannungspause und es entlädt sich ein solide rockendes Soundgewitter. Anschließend geht’s dann grooviger und klanglich reduzierter durch die Strophe und wieder zur kathartischen Entladung.
Ich mag das durchaus und es sind auch Nuancen an Abwechslung im Gesang und in der Stimmung zu vermerken. Mal kommt ein spacerockiger Soundteppich dazu („weirdo“), mal geht der Grundsound mit Fuzz und Rhythmus etwas mehr in Stoner-Rock-Gefilde („pity“). Aber letztlich sind sich die Songs alle ziemlich ähnlich.
Mensch könnte nun meinen, da hätte eine Band ihren Sound gefunden, aber mir scheint hier eher mehr Wert auf Style als auf Inhalt zu liegen. Auch das ist komplett ok, und Monomers legen einen schmissigen Gesamteindruck hin. Nur so richtig meins ist es eben nicht.
Auf Monomers Debutalbum „Elusive“ zeigt das berliner Trio, zu welch energiegeladenem Indie-Power-Pop der Spaß am gemeinsamen Musikzieren reicht. Insgesamt hat das Album etwas wenig Abwechslung zu bieten, aber tanzbar ist der neonstylishe, großstadtcoole Groove sicher auch.
Album-Wertung: (6 / 10)
monomers: elusive
Genre: Power Pop, Indie Rock
Länge: 39 Minuten, 11 Songs, D, 2024
Interpret: Monomers
Label: OMN Label Services
Vertrieb: Rough Trade
Format: Vinyl, CD
VÖ: 19.04.2024