Real Steel: Comeback vom Schrottplatz

Für die Feiertagsferien habe ich aus dem Archiv mal ein paar Sportfilme ausgegraben. Ich weiß, hierzulande hat das Genre nicht gerade hochkonjunktur, auch und gerade wegen der absehbaren Dramaturgien, aber lasst euch überraschen: Diese „Sportfilme“ sind anders. Den Auftakt machen Roboter-Kämpfe. Disneys lustvolle CGI-Klopperei „Real Steel- Stahlharte Gegner“ von 2011. Im Grunde genommen stammt die Idee aus japanischen Mangas, aber das hier macht auch Spaß.

Charlie Kenton (Hugh Jackman) war vielleicht mal ein guter Boxer, doch momentan macht er sein Geld, indem er mit seinem Kampfroboter über die Rummelplätze tingelt. Richtig einträglich ist das Geschäft nicht gerade und Charlie ist nach einer weiteren Niederlage pleite. Da erfährt er, dass er einen elfjährigen Sohn hat und die Schwester seiner geschiedenen Frau, will den jungen Max (Dakota Goyo), der seinen Vater überhaupt nicht kennt, zu sich nehmen. Charlie wittert die Chance schnell an Geld zu kommen, und schlägt dem Ehemann heimlich ein Geschäft vor: für 100 000 Dollar tritt er das Sorgerecht ab.

Doch erstmal will sich Charlie in den Sommerferien pro forma um den Jungen kümmern. Charlies Mechanikerin Bailey (Evangeline Lilly) ist von der Idee überhaupt nicht begeistert, mag aber den vorlauten Jungen. In ihrem ehemaligen Gym hat Charlie seine Basisstation und Werkstatt, doch auch Bailey ist knapp bei Kasse und muss das Gym demnächst verkaufen. Von dem Sorgerechtsvorschuss besorgt sich Charlie einen neuen Kampfroboter und ist gleich auf einen großen Kampf aus, dass will sich Max auf keinen Fall entgehen lassen.

Doch Charlie vergeigt die Chance schon wieder und nun muss er sich heimlich vom Schrottplatz Ersatzteile besorgen. Dabei stößt Max zufällig auf einen alten Sparringsroboter, den er unbedingt mitschleppen will. Erstaunlicherweise ist „Atom, wie Max den alten Blechkasten nennt, noch erstaunlich brauchbar – und lernfähig. Max will Atom in den Ring bringen, doch Charlie ist total dagegen. Nur leider ist er pleite und ohne Kampfroboter. So langsam wird aus Max und Charlie ein Team und Atom schlägt sich bei den Wettkämpfen erstaunlich gut.

Im Grunde ist „Real Steel“ ein Boxfilm, aber was für einer! Statt menschliche Kämpfer aufeinander loszulassen, werden in dem Disney –Action-Spektakel hochspezialisierte Kampfroboter in den Ring geschickt. Wer sich mit japanischen Mangas und Animes auskennt, wird wissen, woher die Inspiration für diese Maschinen kommt. Und das Konzept geht auf – „Real Steel“ macht schlichtweg Spaß. Das liegt natürlich auch an den Hauptdarstellern Hugh Jackman und Dakota Goyo, die ein sympathisches Vater-Sohn-Gespann bilden und ihre Leidenschaft für die Roboterkämpfe locker auf die Zuschauer übertragen.

Was die Story angeht, umrahmt „Real Steel“ die Actionsequenzen mit einer eher absehbaren Vater Sohn Geschichte, die aber auch ihren Reiz hat, da der Junior so wunderbar vorlaut ist und seinen alten Herrn ein ums andere Mal richtig lässig vorführt. Man merkt eben doch, dass die Kids mit der Computertechnik deutlich vertrauter sind. Charlie hingegen ist im Grunde altmodisch. Er ist ein Boxer der einfach nur weiter kämpfen will, auch weil erglaubt, nichts anderes zu können. Dazu hat er sich das notwendigste technische Wissen angeeignet, doch er verhält sich bei Steuern des Kampfroboters nach wie vor, als würde er selbst boxen.

Die Dramaturgie der Familiengeschichte ist ebenso vorhersehbar wie die sportliche Erfolgsgeschichte des ausgedienten Sparringsroboters „Atom“, dem es tatsächlich gelingt, sich gegen weit mächtigere Gegner zu behaupten: Ein Underdog boxt sich durch. Selbstredend funktioniert der Erfolg im Ring nur, weil Charlie und Max einen Weg finden zusammenzuarbeiten und über das gemeinsame Ziel, bei dem jeder seine Fähigkeiten einbringen kann, finden auch Vater und Sohn zueinander.

Doch das wirklich Spektakuläre an „Real Steel“ sind die Roboter, die wie richtige Boxer aufeinander losgelassen werden und sich gegenseitig zu verschrotten suchen. Das Design und die Umsetzung der Boxroboter ist absolut gelungen und die Kämpfe sind wunderbar choreografiert, sofern man bei riesigen Blecheimern von so etwas wie Anmut reden kann. Die stimmungsvolle Atmosphäre der unterschiedlichen Kampfarenen von Rummelplatz über Underground-Kämpfe bis hin zu den großen Liga-Veranstaltungen ist mit einigen Ecken und Kanten futuristisch genug, um die Schrottklopperei in Szene zu setzten.

Großes Drama darf man von „Real Steel“ nicht erwarten, dafür aber wirklich gelungenen Action mit boxenden Kampfrobotern, eine nötige Portion Witz und sympathischen Hauptdarstellern. Feines Popcornkino.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Real Steel – Stahlharte Gegner
OT: Real Steel
Genre: Abenteuer, Sci-Fi, Sport
Länge: 127 Minuten, USA, 2011
Regie: Shawn Levy
Darsteller: Hugh Jackman, Dakota Goyo, Evangeline Lilly,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Disney
Kinostart: 03.11.2011
DVD- & BD-VÖ: 12.04.2012