Sophie – Braut wider Willen: Besser als die Quote

Immer noch wühlend im Text-Archiv unterwegs mit Bezug auf Chantals Leinwandrückkehr. Heute „Sophie – Braut wider Willen“. Eine weitere deutsche Telenovela, die 2009 als Komplettbox für das Home-Entertainment erschien. „Sophie“ lief mit der ehemaligen „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ Darstellerin Yvonne Catterfeld als „Telenovela im Kostüm“ im deutschen TV an. Die Macher hatten sich viel von der historischen Serie erhofft, doch „Sophie“ blieb hinter den Erwartungen zurück. Warum eigentlich?, fragte sich der Kinoredakteur zur DVD-Veröffentlichung.

Für eine deutsche Telenovela ist die Handlung im Gewand des beginnenden 19. Jahrhunderts doch mal eine Abwechslung gewesen. Die Handlung verläuft typisch: Die adlige Gutsherrentochter Sophie von Ahlen verliebt sich auf einer heimlich besuchten Bauernhochzeit in den Zimmermann Max, muss dann aber doch einen reichen Emporkömmling heiraten, um das väterliche Gut zu retten. Doch durch den leicht anonymisierten historischen Kontext kommen andere Nebenaspekte in die Telenovela hinein.

Das beginnende Industriezeitalter, dass die Gesellschaft verändert und auch das Herrschafts- und Machtgefüge umstürzt, wird auf verschiedenen Ebenen in die Handlung integriert. Der ruchlose Industrielle Friedrich Hartenstein treibt den Ruin des Hauses von Ahlen zwar aktiv voran, aber die wenig vorausschauende, wert-konservative Welt der Gutsherrlichkeit ist ohnehin im Niedergang begriffen. Auch das Arbeiter-Milieu befindet sich im Wandel und die Handwerker und Bauersleute werden zunehmend zu Industriearbeitern. Das hat Auswirkungen auf die Familien, die Dorfgemeinschaften und die Ansprüche der einfachen Leute.

Romanze und Drama zu Beginn des Industriezeitalters

Hier soll jetzt nicht der Eindruck erweckt werden, „Sophie“ sei „Doktor Schiwago“ im Telenovela-Gewand, aber allein das Setting macht die Serie, die immerhin 65 Folgen umfasst, interessanter als die bisherigen in der Gegenwart angesiedelten Telenovelas und Soap Operas nicht nur im deutschsprachigen Raum. Inhaltlich bleibt man dem Format allerdings insofern treu, als dass ein gewisses inhaltliches und dramatisches Niveau einfach nicht überschritten wird. Allein um zu gewährleisten, dass auch Neuzuschauern jederzeit ein „Quereinstieg“ möglich ist.

Da sich die Erzählung mit ihren Wendungen im Märchenschema bewegt, lässt sich guten Gewissens verraten, dass am Ende alles gut wird. Doch der Weg dorthin ist steinig und von Intrigen geprägt. Auch die schauspielerische Leistung ist verglichen mit anderen deutschen Soap-Produktionen durchaus ansprechend. Eventuell waren genau diese Merkmale dafür mitverantwortlich, das „Sophie“ in kommerzieller Hinsicht ein Flop wurde.

Das Bonus-Material der DVD-Box ist ebenfalls interessant und der Gang „Hinter die Kulissen“ wird von den Darstellern geführt. Außerdem gibt es noch eine Extrafolge zu sehen, die die komplette Serie in soliden 25 Minuten zusammenfasst.

Wer auf gut gemachte Dauerunterhaltung mit hohem Schmachtpotential steht ist mit „Sophie – Braut wider Willen“ bestens beraten. Und die Hauptdarstellerin Yvonne Catterfeld gibt der Sophie eine heitere Lebendigkeit mit auf den Weg.

Sophie –Braut wider Willen: Die komplette Serie
OT: Sophie – Braut wider willen
Genre: TV-Serie, Soap Opera, Telenovela
Länge: ca. 28 Stunden,. D, 2005- 2006
Idee: Cornelia Deil-Sanoh, Andrea Nedelmann,
Regie: Tina Kriwitz, Karen Müller, et al.
Drasteller:innen: Yvonne Catterfeld, Ben Bela Böhm, Silvan Pierre Leirich, Marie-Ernestine Worch,
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 25.09.2009

Sophie bei wikipedia

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