Ripper Street –Staffel 5: Whitechapels letzte Säuberung

Was einst in der Folge der Ripper-Morde im Londoner Stadtteil Whitechapel in den 1880er Jahren zu einer Verbesserung der Polizeiarbeit geführt hat, kommt nun kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts mit der erneuten Jagd auf einen Serienkiller zum Abschluss. Mit der fünften und letzten Staffel der TV-Thriller-Serie „Ripper Street“ endet eines der besten historischen Thriller-Formate der jüngeren TV-Geschichte. Und auch das Ende sorgt für Hochspannung.

Allerding, liebe Serienfreunde, ist der Genuss der fünften Staffel ohne das Vorwissen aus der vierten Staffel kaum unterhaltsam. Die Handlung setzt quasi direkt an das brutale und tragische Ende der vierten Staffel an und daher lassen sich Spoiler auch nicht vermeiden. Hier aber ein Tipp aus der Rückschau auf alle Staffeln von „Ripper Street“: Die ersten drei Staffeln bilden eine grobe Einheit, die um die Suche von Inspektor Edmund Reid (Matthew MacFayden) nach seiner Tochter gestrickt ist. Dabei sind aber fast alle Folgen als einzelne Kriminalfälle zu genießen. Nachzulesen in den Besprechungen von Staffel 1, Staffel 2 und Staffel 3

Mit der vierten Staffel ändert sich das. Nicht nur der Staffelumfang ist von acht auf sechs Folgen in den Staffeln 4 & 5 geschrupft, sondern auch die Ausrichtung der Serie auf eine fortlaufende Handlung, die weit mehr erzählerischen Raum einnimmt als bislang und in der die einzelnen Kriminalfälle nur als Kettenglieder und Puzzleteile fungieren. Aber, mit der Rückkehr Edmund Reids nach Whitechapel zu Beginn der vierten Saison ist auch ein gewisser Einschnitt gemacht, der einen Quereinstieg geradezu anbieten.

Nun also auf in das Geschehen von „Ripper Street – Staffel 5“: Die menschliche Bestie, die in Whitechapel seit geraumer Zeit Menschen ermordet, ihnen die Kehle und Fleischstücke herausreißt, hat auch Bennet Drake (Jerome Flynn) ermordet. Reid und der amerikanische Gerichtsmediziner Homer Jackson (Adam Rothberg) und dessen Frau Long Susan (MyAnna Buring) waren in der Kanalisation Londons Zeugen dieser schrecklichen Tat. Da es sich bei der Bestie aber um den geheimgehaltenen Bruder des derzeitigen Polizeikommissioners Augustus Dove (Killian Scott) handelt, tut dieser alles in seiner Macht stehende, um das Verbrechen Reid und Co. anzuhängen.

Zudem traut sich Drakes Witwe Rose nicht zu auf den Sohn von Long Susan aufzupassen und vertraut den Jungen der Obhut von Augustus Dove an. Während Reid beinahe fanatisch darum bemüht ist, seinen Ruf wieder herzustellen und Augustus Dove und seinem Bruder das Handwerk zu legen, sind ihm als gejagtem Verbrecher die Hände gebunden. Nur widerwillig lässt er sich auf die Zusammenarbeit mit Long Susan ein. Jackson versucht derweil den Spagat, Reid zu helfen und gleichzeitig seinen Sohn zu retten. Zunächst mordet die Bestie nicht mehr, doch dann überschlagen sich die Ereignisse.

Die abschließende Staffel der Thriller-Serie „Ripper Street“ wurde im amerikanischen Pay-TV bereits Ende 2016 ausgestrahlt. Hierzulande war das Format bislang auch nur im Bezahlfernsehen zu bestaunen. Demnächst allerdings wird auch ZDFneo die finale Staffel ausstrahlen. Allerdings in einer rund 50 Minuten gekürzten Staffel-Fassung. Derzeit wiederholt ZDFneo noch die alten Folgen von „Ripper Street“. Die bei Polyband erscheinenden Home Entertainment Titel enthalten die kompletten Folgen und unterscheiden sich vor allem in blutigen Detailaufnahmen.

Da die Handlung von Serien-Mastermind Richard Warlow und seinen KoAutoren in dieser finalen Staffel vor allem auf die Hetzjagd ausgelegt ist, die der mächtige Bösewicht Augustus Dove nach dem einstmals so ehrenhaften und verdienten Inspector Reid veranstaltet, rücken wie bereits erwähnt, einzelne Verbrechen in den Hintergrund.

Stattdessen setzt die letzte Staffel bei aller Spannung vor allem auf die Entwicklung der Charaktere und holt so machen Aspekt und Weggefährten aus früheren Serientagen wieder ans Licht. Das gelingt zumeist sehr unterhaltsam, aber mit fortschreitender Seriendauer wird das Prinzip etwas überstrapaziert. Den von Joseph Mawle furios fiese dargestellten Inspector Jedediah Shine als rachegetriebenen Jäger aufzubieten, ist jedoch ein kleiner Geniestreich, den vor allem Zuschauer zu würdigen wissen, die die gesamte Serie verfolgt haben. Die Ausstattung und der Look der „Ripper Street“ sind gewohnt hochklassig und aufwändig.

Das Serienfinale wird spannend aufgebaut und mehr als solide inszeniert. Dennoch findet Autor Richard Warlow keinen guten Zeitpunkt, um die Handlung zu beendet und so ziehen sich die als Spotlights inszenierten Geschicke der Polizeistation in der Leman Street in Whitechapel tatsächlich bis in die Silvesternacht, die die Jahrhundert-Wende beschließt. Was für den Autor eine innere Notwendigkeit gewesen sein mag, fühlt sich vor dem Bildschirm leider etwas zäh und etwas gewollt an, so dass ein kleiner Nachgeschmack bleibt, der angesichts der fulminanten Gesamtheit der Serie aber kaum ins Gewicht fällt.

Mit der fünften Staffel endet die historische Thriller-Serie „Ripper Street“. Serienmacher Richard Warlow sorgt für einen würdigen und hoch spannenden Abschluss, der dem geneigten Zuschauer und Fan den Abschied nicht leicht macht. Die Polizeiwache in Londons verrufenem Stadtteil Whitechapel läutet das Ende jenes blutigen Jahrhunderts ein. Ein gelungenen Abschluss.

Serien-Wertung 8 out of 10 stars (8 / 10)

Ripper Street – Staffel 5
OT: Ripper Street Season 5
Genre: TV-Serie, Krimi, Thriller
Länge: 354 Minuten, (6 × 59 Min. )
Idee: Richard Warlow
Regie: Daniel Nettheim, Nick Rowland, Ashley Way
Drehbücher: Richard Warlow et al.
Darsteller: Matthew McFayden, Adam Rothberg, Joseph Mawle, MyAnna Buring
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband, BBC
DVD- & BD-VÖ: 15.02.2018