Special Ops: Lioness –Staffel 1: Unter Reichen

Undercover-Einsätze sind immer mit Lebensgefahr verbunden. Vor allem wenn es um die Bekämpfung des internationalen Terrorismus handelt. Das Spezialprogramm „Löwin“ setzt auf Agentinnen hinter den feindlichen Linien. Die actionreiche Thriller-Serie von Taylor Sheridan setzt auf eine löwenstarke weibliche Besetzung, einen hohen Spannungsfaktor und aufwändige Schauwerte. Die erste Staffel der Serie lief erfolgreich beim Streamingdienst Paramount+. Nun hat Paramount die Serie auf fürs klassische Home-Entertainment auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.

Die Einsatzleiterin Joe (Zoe Saldana) hat im Spezialteam „Lioness („Löwin“) gerade eine Agentin verloren, weil die Rettungstruppe keine Möglichkeit hatte die Spionin kurzfristig aus dem Einsatz zu ziehen. Das schlägt bei der hartgesottenen Truppe aus Bobby (Jil Wagner), Tucker (LaMonica Garrett), Randy (Austin Héber), Tex (Jonah Wharton) und Two Cups (James Jordan) ordentlich auf die Stimmung.

Doch nicht nur das: CIA Direktor Westfield (Michael Kelly) stellt das gesamte Programm auf den Prüfstand. Da kann auch die Expertin Kaitlyn Meade (Nicole Kidman) nur wenig entgegensetzen, es sei denn ihr Special Ops Team hat bald mal Erfolge vorzuweisen. „Lioness“ wurde ins Leben gerufen, um Agentinnen in das Geflecht islamisch-fundamentalistischer Terroristen einzuschleusen und so an die Drahtzieher zu kommen.

Nun muss Joe erst einmal eine neue Agentin ausbilden und das möglichst schnell, denn es tut sich die Gelegenheit auf, an einen der großen Terror-Finanziers heranzukommen, weil dessen Tochter heiratet. Bei den Marines scheint es eine geeignete Kandidatin zu geben. Cruz Manuelos (Laysla de Oliveira) ist eine herausragende und ausgezeichnete Soldatin, die sich beweisen will. Doch für Undercover-Einsätze ist Cruz nicht ausgebildet.

Die islamische Ehe

Joe geht das Risiko ein und schickt ihre neue Rekrutin durch eine Feuerprobe. Anschließend soll sie sich in Dubai mit der Tochter des Bankers der Terroristen anfreunden. Das klappt überraschend schnell, denn Aaliyah (Stephanie Nur) ist eine lebenslustige Braut, die ihre letzten Wochen vor der Hochzeit genießen will und gerne neue Freunde findet. Bleibt die Frage, ob Cruz ihre Tarnung aufrecht halten kann? Die Agency jedenfalls hofft mal wieder auf einen Erfolg, auch wenn der Vater der Braut seit Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde.

Die martialische Thriller-Serie „Special Ops: Lioness“ erfindet das Rad der Serienunterhaltung nicht neu und geht gerade zum Auftakt ziemlich nahe an die militärisch und geheimdienstlich Operative heran. Das Publikum könnte schon den Eindruck gewinnen, das Format wäre vom US-Militär finanziert und wurde hier wie „eingebetteter Journalismus“ zu unkritisch an das Thema herangehen.

Das führt jedoch vor allem dazu, dass sich das Publikum schnell mitten im Auge des Sturms befindet und die Charaktere gleich intensiv eingeführt und etabliert werden. Je weiter die Serie voranschreitet, desto mehr Zweifel und Kritik an der CIA Operation tauchen auf. Die grundsätzliche Prämisse, Terrorismusfunktionäre zu eliminieren wie das bei Osama Bin Laden geschehen ist, scheint in den Befehlsetagen der USA operativer Konsens zu sein. Wie weit das realistisch ist, sei mal dahingestellt. Fakt aber ist, dass die CIA ein „Lioness“-Programm hatte (oder hat), das die Idee für die Serie geliefert hat.

Das Trauma vom 11.September 2001

„Lioness“ hat aber mehr zu bieten als ruppige Militär- und Spionage-Action, auch wenn dieser Teil des Formats durchaus ansprechend gefilmt und dramaturgisch aufbereitet ist. „Lioness“ versteht sich auch als Charakter basiertes Serienformat und leuchtet die Figuren psychologisch stimmig und immer wieder auch überraschend aus. Vor allem Laysla de Oliveira als Cruz ist in beiden Bereichen erheblich gefordert und meistert die Rolle faszinierend und schillernd.

Es ist offensichtlich, dass das Drehbuch von Taylor Sheridan („Sicario“, „Wind River“, „Yellowstone“) insofern modern und zeitgemäß ist, als dass Frauen die Hauptrollen in der Serie übernehmen. Das mag man(n) inzwischen für allgegenwärtig halten, aber noch immer klafft eine Lücke bei der Bezahlung von Männern und Frauen für gleiche Arbeit. Und selbstverständlich können Frauen auch hochgefährliche Jobs erledigen.

Zoe Saldana („Colombiana“, „Guardians of The Galaxy“) sowieso. Nur bekommt ihre Figur, Joe, den Spagat zwischen Arbeit und Privatleben genauso wenig hin wie ihre Vorgesetze Kaitlyn Meade. Diesen Spagat haben auch andere Undercover-Filme wie „Donnie Brasco“ (1997) oder „The Infiltrator“ (2016) aufgegriffen. Für Joe regelt Ehemann und Chefarzt Neal (Dave Annable) zuhause den Alltag und die Erziehung der beiden Töchter. Und die jugendliche Kate (Hannah Love Lanier) geht gerade auf Konfrontationskurs mit ihrer nie anwesenden Mutter. Auch im Familienleben gilt es Minenfelder zu umgehen. Was nicht immer klappt.

Ein Mindestalter für die Verheiratung gibt es nicht 

Anders ergeht es da der Undercover-Agentin Cruz, die derbe ins kalte Wasser geworfen wird und sich in der Hochglanz-Welt der reichen arabischen Jet Set Mädchen extrem schwer tut. Immer wieder steht Cruz die eigene problembehaftete Vergangenheit im Weg, bis sie diese für ihre neue Identität zu nutzen weiß. Tatsächlich ist die Zielperson Aaliyah eine sehr mitfühlende und liebevolle junge Frau, die mit ihrer Heirat ebenfalls hadert. Sie weiß genau, dass es sich nur um eine Geschäftsbeziehung handelt, die für sie entschieden wurde.

Taylor Sheridan ist ein außergewöhnlicher Drehbuchautor, dem es immer wieder gelingt überraschenden Tiefgang in scheinbar bekannte Genres und Figurenkonstellationen zu bringen. Dafür gab es bereits diverse Preise und Lob von Zuschauer:innen und Kritiker:innen. „Special Ops: Lioness“ macht da keine Ausnahme. Vergleichbar mag das in der Intensität und dem Bruder- (beziehungsweise Schwestern-) schaftszusammenhalt sein mit dem Biker-Serien-Epos „Sons of Anarchy“. Selbstredend kommt einem auch der Serienerfolg „Homeland“ in den Sinn, weil es thematische Parallelen gibt.

Eine Frau kann nur mit einem einzigen Mann verheiratet sein

Das Format scheint thematisch klar umrissen und auf militärische Action und moderne Spionage ausgerichtet zu sein. Die Schauwerte des weltweit agierenden CIA und des Operationsteams geben das auch immer her. Was an militärischer Action möglicherweise etwas Spannung vermissen lässt, beziehungsweise genretypisch vorhersehbar wirkt, wird immer wieder angereichert um die Planungs-und Befehlsebene. Und immer wieder aufgebrochen und relativiert durch die psychologischen Charakterstudien der Protagonist:innen. Das ist schon eine explosive, hoch spannende Mischung, die zum Binge Watching verleitet.

Angereichert wird die Home-Entertainment-Veröffentlichung mit einigem Bonus-Material. Jede einzelne Folge ist mit einem kurzen Einblick hinter die jeweilige Episodenhandlung ausgestattet. Außerdem gibt es drei ausführliche Features, die sich mit den Figuren und den Darstellern, dem Training zur Vorbereitung und in die Entstehung und Produktion beschäftigen. Für Fans und Interessierte sind das noch etwas 90 zusätzliche Minuten. Darin wird auch klar, dass das Serienformat, das von vielen der beteiligten Darsteller:innen mitproduziert wurde sehr aufwändig hergestellt wurde und daher auch mit den Schauwerten punkten kann, die für ein TV-Format schon beachtlich sind.

Es geht in der Action-Thriller-Serie „Special Ops: Lioness“ um weit mehr als um die weibliche Perspektive oder den Kampf gegen den Terror. Vor allem die großartigen Darsteller:innenleistungen machen die Serie von Showrunner Taylor Sheridan zu einer herausragenden Serie, die zwar ihr gerüttelt‘ Maß an Brutalität und Härte zeigt, aber nie voyeuristisch draufhält. Das ist packend und bisweilen überraschend.

Serien-Wertung:8 out of 10 stars (8 / 10)

Special Ops: Lioness –Staffel 1
OT: Special Ops: Lioness – Season 1
Genre: TV-Serie, Artion, Thriller
Länge: ca. 360 Minuten (8 x 45) + ca 90 Bonus, USA, 2023
Idee: Taylor Sheridan
Regie: John Hillcoat, Antohny Byrne, Paul Cameron
Darsteller:innen: Zoe Saldana, Nicole Kidman, Laysla de Oliveira
FSK: Ab 16 Jahren
Vertrieb: Paramount
Digital-VÖ: 21.03.2024
DVD- & BD-VÖ: 21.03.2024

Paramount+

Schreibe einen Kommentar