Noch ist die Wintersport-Saison im vollen Gange und die Skispringer haben mit der PolSki-Tour auch gerade eine Premiere zu bestreiten. Der Engländer Michael Edwards schrieb in den 1980er Jahren olympische Sportgeschichte. „Eddie the Eagle“ (Eddie der Adler) begeisterte 1988 in Calgary die Zuschauer auch vor dem Fernseher. 2016 erschien eine launige, komödiantische Filmbiografie im Stil der Bebilderung der jamaikanischen Bob-Mannschaft in „Cool Runnings“. Ein würdiger Beitrag zum #Winterwunderland.
Bereits als kleiner Junge wollte Michael Edwards, genannt „ Eddie“, Olympionike werden. Mit Kniedefekt und Beinschiene keine leichte Aufgabe. Fantasievoll entwickelt Eddie immer wieder eigene olympische Sportdisziplinen (Luftanhalten in der Badewanne). Der Vater, ein Handwerker, reagiert mit Unverständnis, die Mutter bestärkt ihren Sohn mit der starken Brille. In der alten Keksdose kann er später seine Medaillen aufbewahren.
Als das Bein gerichtet ist, landen erstmal etliche zerbrochene Brillen in der Dose. Eddie ist und bleibt nicht gerade ein Vorzeigeathlet. Trotzdem macht er weiter, selbst als er mit seinem Vater auf dem Bau arbeiten geht. Dann entdeckt Eddie (Taron Egerton) den Wintersport. In der Skiabfahrt gibt es erste britische Erfolge. Nicht weiter schwer, denn Großbritannien ist keine Wintersport-Nation. Eddie schafft es nicht in die Olympiamannschaft und sein Traum droht zu scheitern.
Der Kindheitstraum von der Olympiade
Eddie Edwards letzte Chance ist das Skispringen. Seit 1929 gibt es keinen britischen Skispringer mehr. Der nationale Rekord liegt gerade bei dreißig Metern. Das Nationale Olympischen Komitee ist nicht amüsiert. Eddie muss nun einen neuen Sport lernen und bürokratische Hindernisse ausräumen. Trotzdem macht er sich begeistert auf den Weg nach Deutschland. Im Leistungszentrum der Skispringer in Garmisch-Partenkirchen trifft er den grantigen, abweisenden Pistenwart Bronson Peary (Hugh Jackman). Der war selbst US-Skispringer, jetzt wird er eher aus Mitleid Eddies Trainer. Eine Olympiateilnahme scheint wieder möglich.
Ende der 1980er Jahre wurde Eddie „The Eagle“ Edwards nicht nur in Sportkreisen zur Kultfigur. Der Außenseiter ließ sich einfach nicht unterkriegen. Bei der Winterolympiade 1988 in Calgary belegte „Eddie The Eagle“ in beiden Wettbewerben den letzten Platz. Das stieß freilich nicht überall auf Gegenliebe. Die Olympia-Verantwortlichen veränderten das Regularium dahingehend, dass zukünftige Olympiateilnehmer bei nationalen Wettbewerben unter die ersten 30 % kommen müssen, um so ein Minimum an sportlicher Leistung bei der Olympiade zu garantieren.
Viele Sportler und Funktionäre haben Edwards Engagement als abträglich für den Leistungssport betrachtet. Die außergewöhnliche Olympiateilnahme 1988 in Calgary war allerdings faktisch unbestreitbar und sehr populär. Und im Grunde auch eine Werbung für den olympischen Gedanken. Es geht um Teilnahme am Wettstreit nicht ums Gewinnen. Dennoch setzt in dieser Zeit auch in den olympischen Disziplinen eine Professionalisierung des Sports ein.
In Calgary sorgte auch ein anderes Außenseiterteam für Furore. Die erste Bobmannschaft Jamaikas ging an den Start. Eine Underdog-Geschichte die bereits 1993 bereits unter dem „Titel „Cool Runnings“ verfilmt wurde. Es gibt etliche Parallelen zwischen „Eddie The Eagle – Alles ist möglich“ und „Cool Runnings“: die Inszenierung eines „Sportmärchens“, die dramaturgischen Mittel einer Außenseiter-Geschichte und auch die Kameraaufnahmen der Bobfahrten und das Skiflugs folgen einer ähnlichen visuellen Spannung. Das Skiflieger-Abenteuer des extrem weitsichtigen Olympioniken versprüht jedoch zusätzlich viel englischen Working Class Charme.
Mit Matti Nykänen im Schanzenaufzug
Regisseur Dexter Fletcher („Sunshine on Leith“ aka „Make my Heart Fly – Verliebt in Edinburgh“) hat ein Händchen für lockere Geschichten und humoristische Elemente. Das Drehbuch von Simon Kelton und Sean Macauley (Creative Consultant bei „Anvil“ und „Hitchcock“) folgt einer üblichen Dramaturgie. Die gipfelt in Eddies großem Erfolgsmoment, ganz so wie man das kennt und erwartet.
Der emotionalen Kern der Geschichte überzeugt wie bei vielen Sportfilmen. Die Botschaft ist einfach und leicht verständlich. Zu kurz kommt, dass Michael „Eddie“ Edwards, das Skispringen an den Nagel hängte. Ein Sturz und die nicht geschaffte Olympiaqualifikation waren die Ursachen. Nach einem Jurastudium arbeitet Edwards wieder auf dem Bau, hat eine Privatinsolvenz hinter sich und ist auch als Motivationstrainer gut im Geschäft. Ein wechselvolles Leben, in dem die Winterolympiade von 1988 sicher ein Höhepunkt ist.
„Eddie the Eagle – Alles ist möglich“ ist ein typisches Feel-Good-Movie mit einer sportlichen Geschichte. Das sorgt für gute Laune mit emotionalen Schauwerten. Mit einem charmanten Taron Egerton in der Hauptrolle und einem knarzigen Hugh Jackmann als abgewrackter Trainer. Mir reicht es schon, wenn einer zu Thin Lizzy Songs die Sprungschanze runterflitzt. Ich bin da einfach gestrickt.
Film-Wertung: (7 / 10)
Eddie The Eagle – Alles ist möglich
OT: Eddie The Eagle
Genre: Komödie, biopic, Sportfilm
Länge: 106 Minuten, GB, 2015
Regie: Dexter Fletcher
Darsteller: Taron Egerton, Iris Berben, Hugh Jackmann,
FSK: ohne Altersbeschränkungen, Ab 0 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox (Jetzt Disney) /Leonine
Kinostart: 31.03.2016
DVD- & BD-VÖ: 08.,09.2016