King of Devils Island: Besserung durch Härte

Aus dem Archiv ins #Winterwunderland: ein Jugendknast. Das norwegische Drama „King of Devil’s Island“ erzählt vom Leben auf einer Gefängnisinsel, auf der Jugendlichen Disziplin und Ordnung eingebläut werden soll. Mit dem Neuankömmling Erling beginnt die geschlossene Gesellschaft der Strafkolonie zu bröckeln. Ein eindrücklicher Film, der 2012 in die Kinos kam.

Im Jahr 1915 bekommt die Besserungsanstalt für Jugendliche auf der norwegischen Insel Bastoy Zuwachs. Ivar (Magnus Langlete) ist ein schüchterner Junge, dessen Chancen sich hier durchzusetzen schlecht scheinen, während Erling (Benjamin Helstad), der schon zur See gefahren ist, eher ein Autoritätsproblem zu haben scheint. Anstaltsleiter Bestyreren (Stellan Skarsgard) macht schnell klar, wie das Leben in der jugendlichen Strafkolonie abzulaufen hat und teilt den Jungen erst einmal Nummern zu.

Olaf (Trond Nilsen) ist einer der Barackenältesten und bekommt die Verantwortung für die Neuankömmlinge, obwohl seine Entlassung demnächst bevorsteht. Während der schwächliche Ivar immer mehr in die Aufmerksamkeit des Hausvaters gerät, begehrt Erling immer wieder gegen die Brutalität und Willkür auf und plant eine Flucht. Olav ist hin und her gerissen zwischen Freundschaft und Anstaltspflicht.

Besserungsanstalt auf der Teufelsinsel

Marius Holsts eindringliches Drama „King of Devil’s Island“ basiert auf wahren Begebenheiten. Die Gefängnisinsel Bastoy war bis etwa 1950 aktiver Bestandteil des norwegischen Erziehungssystems und für die Disziplinierung verhaltensauffälliger Jugendlicher verantwortlich. „King of Devil’s Island“ blickt – dramatisch überhöht, aber deshalb nicht weniger wahrhaftig – hinter die Fassaden und Machtstrukturen dieser autoritären Erziehungsanstalt. Es gelingt dem Drama mit hervorragenden jugendlichen und jungen Darstellern all das Leid, den Missbrauch und die unmenschliche Härte abzubilden, denen die in Grunde Inhaftierten konstant ausgesetzt sind und waren.

Filmisch betrachtet, weiß „King of Devil’s Island“ als Drama zu überzeugen und schafft mit polarer Kälte eine beängstigende und beklemmende Atmosphäre. Marius Holst ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte Filmschaffende sein, der sich der Thematik der „Besserungsanstalten“ widmet, und sein Drama fügt sich nahtlos in eine Reihe beeindruckend beklemmender Gesellschaftsreflexionen ein. Beispielsweise im deutschen Drama „Freistatt“ oder als Thriller auch in Jussi Adler-Olssens „Verachtung“.

Den Charakter brechen…

Das ist nicht immer leicht mitanzusehen. Selbst wenn “King of Devil’s Island“ kaum zu expliziten Darstellungen greift, sondern die Unmenschlichkeiten subtil anzudeuten weiß. Daraus leitet sich eine Atmosphäre ständiger Angst ab, die nur dazu dient den Jugendlichen und Kindern auch psychologisch Disziplin einzuimpfen. Die kollektiven Bestrafungen für vermeintliche Verfehlungen einzelner gehören ebenso zum System wie die stetigen Schuldzuweisungen an die Jungen, obwohl diese offensichtlich nicht verantwortlich sind.

Nicht nur in Norwegen hat es solche Besserungsanstalten gegeben und die Heimerziehung als solche ist immer wieder in die Kritik geraten. Sexuelle Missbrauchsfälle, unmenschliche Härten, gefängnisähnliche Zustände und Machtmissbrauch werden immer wieder publik. Die etwa 50-minütige gelungene Dokumentation, die als Bonusmaterial auf der DVD enthalten ist, ist eine Mixtur aus historischen Archivaufnahmen, Film-Making of, Interviews mit ehemaligen Insassen, die heute berechtigter Weise als Opfer anerkannt sind, und Gesprächen mit dem Schauspielern und dem Regisseur.

Das norwegische Drama „King of Devil’s Island“ nähert sich einem schwiegen Thema mit erstaunlich beklemmender Atmosphäre und beeindruckend aufspielenden Darstellern. Obwohl das Schicksal der jugendlichen „Abweichler“ nicht immer leicht zu verdauen ist, lohnt sich die Auseinandersetzung mit dem „King of Devil’s Island.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

The King of Devil’s Island
OT: Kongen av Bastøy
Genre: Drama,
Länge: 116 Minuten, N, 2010
Regie: Marius Holst
Darsteller: Trond Nielsen, Benjamin Helstad, Stellan Skarsgard,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Alamode, Alive
Kinostart: 29.03.2012
DVD- & BD-VÖ: 27.07.2012