Black Panther 2- Wakanda Forever: Hier kommt die Flut

Der tragische Tod von Schauspieler Chadwick Boseman 2020 hat nicht nur weltweit für Trauer gesorgt, sondern im Marvel Universum auch Konsequenzen getragen. Wie geht es mit der so beliebten Figur des Black Panther weiter? Dass es weitergehen würde, war angesichts des weltweiten Erfolgs keine Frage. Erneut übernimmt Regisseur Ryan Coogler das Regiment und erzählt von Verlust, Trauer, Identität und neuer Kraft. Mit 162 Minuten ist „Wakanda Forever“ ausgesprochen lang ausgefallen, aber es gibt auch Einiges zu erzählen. Ab 9. November 2022 im Kino

Es kommt jede Hilfe zu spät: Shuri (Letitia Wright), Königstochter von Wakanda und begnadete Wissenschaftlerin, kann ihrem Bruder T’Challa nicht helfen. Eine tödliche Krankheit ist stärker als die Macht des Black Panther. Und es scheint, als wäre der mythische Beschützer Wakandas damit für immer gegangen, denn die Pflanze, die übermenschliche Kraft gibt, ist verbrannt.

Ein Jahr vergeht, in dem Shuri ihre Trauer kaum verwinden kann. Doch die Welt dreht sich weiter. Seit das bislang verborgene afrikanische Königreich Wakanda sich der globalen Öffentlichkeit gezeigt hat, gibt es Begehrlichkeiten an das Vibranium Wakandas zu kommen. Doch die Wachen von Königin Ramona (Angela Bassett) vereiteln jegliche Diebstahlversuche.

Die Gier nach waffenfähigen Rohstoffen

Allerdings haben die USA einen Vibranium-Detektor entwickelt und stoßen am Grund des Atlantiks auf Vorkommen des seltenen Metalls. Doch die Erkundungsmission wird angegriffen und zerstört. Während CIA-Agent Ross (Martin Freeman) davon überzeugt ist, dass seine afrikanischen Freunde nichts damit zu tun haben, ermitteln die US-Behörden schon in Richtung einer Sabotage aus Wakanda.

Während Königin Ramona und Prinzessin Shuri an einem Strand über die Zukunft der Familie und Wakandas reden, taucht aus dem Wasser ein fliegender Kerl auf. Der Unbekannte stellt sich als Namor vor, hat den Vibranium-Detektor vorbeigebracht und stellt Ramona ein Ultimatum. Wakanda soll den amerikanischen Wissenschaftler ausliefern, der den Detektor entwickelt hat, oder Namor (Tenoch Huerta) und seine Unterwasser-Armee vernichten Wakanda.

So überrascht die Königin ist, dass es außerhalb ihres Königreiches noch Vibranium gibt, so überrascht sind Shuri und Okoje (Danai Guria), die Generalin der Leibwache, als sie feststellen, dass die gesuchte Wissenschaftlerin eine junge Studentin ist. Riri Williams (Dominique Thorne) wusste gar nicht, wofür das Gerät benutzt wurde, das sie nur entwickelt hat, um ihren Lehrer zu widerlegen. Der hatte nämlich behauptet, Riri könne unmöglich so ein Teil konstruieren.

Nun schwebt die junge Frau in Lebensgefahr und Shuri will unter keinen Umständen zulassen, dass Namor Riri tötet. Doch die Unterwasserbewohner sind längst dort und entführen Riri und Shuri. Wakanda bleibt einmal mehr scheinbar schutzlos zurück und Königin Ramona fürchtet um das letzte verbliebene Familienmitglied.

Ein neues Königreich

Wie eingangs erwähnt, gibt es viel zu erzählen in „Black Panther: Wakanda Forever“. Aber keine Bange, es geht auch turbulent zu und die Action stimmt. Auch wenn nicht alles, was die CGI so hergibt auch atemberaubend aussieht. Bisweilen muss das Publikum eine Unschärfe in Kauf nehmen, an die es längst gewöhnt ist. Es bleibt kurzweilig.

Aber auch ohne den Verlust von „Black Panther“– Hauptdarsteller Chadwick Boseman eilt die Story in „Wakanda Forever“ in riesigen Schritten voran und erschließt neue Helden und neue Königreiche in Marvels Cinematic Universe (MCU). Nach offizieller Zählart ist „Wakanda Forever der 30. Film aus dem Marvel Universum, dazu kommen noch etliche Serien, die auf dem hauseigenen Streaming-Dienst Disney Plus zu sehen sind. Da kann das Publikum schnell den Überblick verlieren, oder den Anschluss verpassen.

Für „Black Panther: Wakanda Forever“ ist das alles nur am Rande interessant, denn der Film ist sich und seiner afroamerikanischen Geschichte selbst genug. Wer den ersten Black Panther“ gesehen hat, ist mehr als bestens vorbereitet für alles, was nun auf der Leinwand passiert. Und trotzdem beendet Wakanda Forever“ die „vierte Phase des MCU“ und hat auch Auswirkungen über die Geschichte des Schwarzen Panthers hinaus.

Ein Herz aus Eisen

Zum einen wird mit Riri Williams eine Figur eingeführt, die in den Comics als „Ironheart“ die Nachfolge von „Iron Man“, Tony Stark, angetreten hat. Die brillante schwarze Wissenschaftlerin sorgt für mehr Diversität bei Marvel, bevor es in den Comics dann eine Rückbesinnung gab, in der die alten Helden wieder in ihre Kostüme schlüpften.
Bei Disney Plus allerdings ist ab Frühjahr 2023 eine eigene Ironheart-Serie geplant mit eben jener Dominque Thorne in der Hauptrolle, die auch hier als Riri zu sehen ist. Ihre wakandische Rüstung ist quasi eine Vorwegnahme und ein schönes Osterei für Fans.

Außerdem kommt mit Namor ein richtig großer Spieler ins MCU. Der Submariner, der eigentlich Ende der 1930er Jahre als Sohn eines Atlanters und einer menschlichen Frau zu Comic-Ehren kam, noch bevor Aquaman bei der Konkurrenz auf den Plan trat, gehörte lange zu den beliebtesten Charakteren bei Marvel Comics beziehungsweise dem Vorgängerverlag. Außerdem gilt Namor, Prinz von Atlantis, als der erste Antiheld im Superheldencomic. Mal Held mal Bösewicht und immer am Hadern mit den Oberflächenbewohnern der Erde.

Tehotihuacán unter Wasser

Filmmacher Ryan Coogler verpasst Namor ein komplett andere Origin-Story, die aber im Film-Kontext nicht nur funktioniert, sondern auch eine Verbindung zu Wakanda herstellt. Nämlich über den Rohstoff Vibranium, der ausgebeutet werden soll. Was für Afrika zu Kolonialzeiten galt, gilt für das Meer schon längst. Mehr als ein gigantisches Rohstoff- und Nahrungsmittellager sind die Ozeane der Welt für viele Nationen lange Zeit nicht gewesen.

Hier treffen Ökologie, Umweltschutz und Artenschutz auf die ohnehin unterschwellige Gesellschaftskritik, die gerade in den „Black Panther“-Filmen mitschwingt. Das ist keinesfalls nur en vogue, sondern Cooglers Film trifft damit, ebenso wie mit Heldinnen und starken nicht-weißen Ethnien den Zeitgeist und den Wunsch vieler nach Veränderung.

Ein anderer Look, ein anderes Gefühl

Es ist kein Zufall, das Namor mezoamerikanische, präkolumbische Wurzeln hat und während der Zeit der Conquista (der Kolonialisierung seit der Entdeckung Amerikas) in die Wasserwelten fliehen musste. Nun kommt der „geflügelte Schlangengott“ zurück ins Licht und bringt ein bislang unbekanntes Reich zum Vorschein, dass sowohl Gefahr als auch Partner sein kann.

Und es gelingt dem Produktionsteam den Unterwasserwelten einen Look und eine Haptik zu verpassen, die sich definitiv von „Aquaman“ abhebt. Das mag schwieriger gewesen sein als es sich anhört. Die schwebstoffe im Wasser sorgen konstant für „realistische“ Trübung und auch die Bauten und Höhlen wirken organischer, erdverbundener und plantonbewachsen.

Angesichts der Ausweitung des MCU in die kosmischen Weiten ist es mehr als Naheliegend die noch immer nicht gänzlich erforschten Tiefen der Ozeane ins Spiel zu bringen. Da könnten sich ganz hinreißende Synergien ergeben. Aber das ist Zukunftsmusik.

Eine neue Identität

Apropos Musik: der Score von Ludwig Göranson ist großartig und mit vielen Originaltiteln gespickt, die ein afrikanisches Lebensgefühl, polyphone Rhythmik und eine soulige Portion R’n’B vermitteln. Wer darauf achtet, wird mit einer hinreißenden Vielzahl an ungewöhnlichen Sounds und Grooves belohnt und einem neuen Song von Rhianna.

Bleibe abschließend noch zu erwähnen, dass der „Black Panther“ nicht gegangen ist, denn in der afrikanischen Mystik ist der Tod noch lange nicht das Ende und mythische Traditionen sterben nicht so leicht. Bereits Thor wusste, dass, was wir Menschen Wissenschaft nennen, in Asgard auch Magie ist. Der Black Panther lebt.

„Black Panther: Wakanda Forever“ lässt keine Fanwünsche offen. Der Film ist episch und großartig erzählt, das braucht seine Zeit. Und darin gelingt es Wakanda Forever“ nicht nur einen neuen Black Panther ins Rampenlicht zu schieben, sondern eine weitere zukünftige Heldin. Außerdem wird in „Wakanda Forever“ ein neues submarines Imperium vorgestellt, das von einem charismatischen aber unberechenbaren gottgleichen Wesen regiert wird. Und das schönste daran ist, dass für eine Marvel Film fast gar kein Vorwissen nötig ist, um Spaß zu haben.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Black Panther 2: Wakanda Forever
OT: Black Panther 2: Wakanda Forever
Genre: Superhelden, Action, Fantasy
Länge: 162 Minuten, USA, 20222
Regie: Ryan Coogler
Darsteller:innen: Letitia Wright, Tenoch Huerta, Danai Guria, Lupita Nyong‘o
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Walt Disney Pictures, Marvel Studios
Kinostart: 09.11.2022

Offizielle Film-Seite