Rebel – In den Fängen des Terrors: Rappers Unglück

Is‘ nicht leicht, rauszufinden, wer du bist. Vor allem, wenn du glaubst, das ist nicht dein Land, in dem du aufwächst. Da geht es schnell mal an den Rand der Gesellschaft, ins Radikale und von da ist der Weg in die Hölle oft nur kurz. Der belgische Kriegsthriller „Rebel – In den Fängen des Terrors“ erzählt von einem belgischen Rapper, der bei ISIS in Syrien landet und von einer zerrütteten Familie. Busch Media bringt „Rebel“ ab dem 30. November 2023 in die Kinos.

Unvermittelt wird das Publikum mit einem Hinrichtungsvideo konfrontiert. Der IS verbreitet Terror, indem er filmen lässt, wie Feinde Allahs erschossen werden. Als das Video veröffentlicht wird, erhält in Antwerpen die arabisch-stämmige Putzfrau Leila Wasaki (Tara Abboud) einen Anruf, denn ihr Sohn Kamal gehört zu denen, die schießen. Kamal (Aboubakr Bensaihi) hat eigentlich in Belgien an einer Karriere als Hip-Hop-Star, als Gangsta-Rapper, gearbeitet, bis er in Drogengeschäfte verwickelt das Land verlässt.

Jetzt guckt sich Kamals kleiner Bruder Hind (Malek Sebar) das Exekutionsvideo heimlich an. Auf der Straße loben Ältere das Heldentum seines Bruders, während seine Mutter trauert. Immer wieder reden die Kumpel von Kamal auf Hind ein, sagen, sie könnten machen, dass er mit dem großen Bruder in Syrien reden kann.

Eines Tages wirst du mich mit anderen Augen sehen

In Syrien sind die Dinge allerdings längst anders. Ursprünglich hatte sich Kamal dem Kampf gegen das Assad-Regime angeschlossen, das die demokratisch aufbegehrende Bevölkerung mit Giftgas verstummen lässt. Als diese Kämpfe abebben, tauchen ISIS-Kämpfer auf und zwangsrekrutieren alle Männer, denen sie auf der Straße begegnen.

Kamal kämpft plötzlich ums eigene Überleben. Bietet sich dem IS als Kameramann an, um nicht selbst kämpfen zu müssen oder als Selbstmord-Attentäter zu enden. Kamal macht seine Sache so gut, dass ihm vom Hauptmann sogar eine Frau (Tara Abboud) gekauft wird.

Das flämische Filmmacher-Duo Adil El Arbi und Bilal Farah hat einen recht kometenhaften Werdegang hinter sich. Nach einigen engagierten Milieuthrillern seit 2014 ging es 2020 nach Hollywood um den Comeback-Actioner „Bad Boys For Life“ mit Will Smith und Martin Lawrence umzusetzen. Anschließend dürften die Brüder sogar für die Disney Plus Serie „Miss Marvel“ ran. Sicherlich auch wegen ihres arabisch-stämmigen Backgrounds. „Rebel“ entstand ebenfalls 2022 in der belgischen Heimat der Filmmacher als frankobelgische Koproduktion und mit belgischer Besetzung.

Hauptdarsteller Aboubakr Bensaihi hat bereits früher mit den beiden Regisseuren gedreht und kommt filmisch aus der migrantischen Milieustudie kaum heraus. Während Lubna Azabal, die Kamals Mutter spielt, durchaus international bekannt ist. Die Darsteller:inen wissen allesamt zu überzeugen, selbst wenn ihre Charaktere etwas plakativ angelegt sein mögen.

Eines Tages wirst du stolz auf mich sein

Überhaupt plakativ: Es wäre geloben, zu behaupten, die Farahs würden in ihren Filmen subtil vorgehen. In „Rebel“ wird mit der Dampframme inszeniert. Der schockierende Auftakt, der dann doch nicht in Leichenschau endet, sondern als Wachmacher und dramaturgische Initialzündung fungiert. Dann die Kriegshandlungen des IS im Handkameramodus und die sozialdramatische belgische Heimatfront einer zerrütteten Familie.

Nicht umsonst ist Kamal Gangsta-Rapper. Immer wieder streut der Film Sequenzen und Songs ein, die wie genretypische Musikvideos gestylt sind. Dazu gibt es textliches Gepose der Hauptfigur. Das hat Attitüde und Street Cedibility, aber reflektiert ist etwas anderes. Auch später im Film, als sich die IS-Kämpfer und ihre Befehlshaber als brutale und bigotte Machtmenschen selbst entlarven, geht es bezüglich der filmischen Mittel nicht gerade feingeistig zu.

Eines Tages wirst du es verstehen

Das hat Methode und sorgt für einheitlichen Look und Flow. Mir Persönlich dreht der Film viel zu viele Rückblenden, in denen Entwicklung plakativ aufgezeigt werden soll. Der finale Hinweis, dass die Handlung inspiriert wurde von realen Geschehnissen in der Zeit von 2013 bis 2016 war für mich dann irgendwie gleichgültig.

Wer sollte sich solche menschenverachtenden Storylines ausdenken, wenn es darum geht, den Islamischen Staat als menschenverachtende und bigotte Terroristenbande zu entlarven? Zugleich legitimiert die Authentizität des Faktischen keinesfalls die Choreographie der Fiktion. Tragisches Ende hin oder her.

Wenn Oliver Stone und Jerry Bruckheimer einen Film in höchsten Tönen loben, kann mensch sich schon fragen, wo da die cineastische Schnittmenge liegt? „Rebel“ ist kein schlechter Film. Auch die Inszenierung mit Musical und Wackelkamera geht genauso in Ordnung wie die Hauruck-Dramaturgie. Tatsächlich stellte sich mir aber konstant die Frage, ob ich das Innenleben des Islamischen Staates derart fiktionalisiert überhaupt sehen will? Eigentlich nicht. Diese Art von Fundamentalismus und Terror braucht keine Action-Bühne.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Rebel – In den Fängen des Terrors
OT: Rebel
Genre: Kriegsfilm, Thriller, Drama
Länge: 135 Minuten, B/F, 2022
Regie: Adil El Arbi, Bilall Fallah
Darsteller:innen: Aboubakr Bensaihi, Tara Abboud, Malek Sebar, Lubna Azabal
FSK. Ab 16 Jahren
Vertrieb: Busch Media
Kinostart: 30.11.2023

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