Heute mal eine deutsche Action-Komödie von 2013. Im Abspann von Peter Thorwarts neuer Actionkomödie „Nicht mein Tag“ ist jemand aufgeführt, der für Script Polishing oder Dialog Polishing oder so etwas Ähnliches zuständig war. Vielleicht ist es demjenigen zu verdanken, dass sich der ältere Herr neben mir nach dem Film genötigt sah, einen Kommentar zur Wertschätzung der deutschen Sprache abzugeben. Im Westen der Republik, der sich in guter alter Arbeitertradition versteht, und im Kleinganovenmilieu ist die Wortwahl zumindest im Film eben etwas direkter. Wie auch immer, es geht rund in „Nicht mein Tag“ und das ist für die Zielgruppe die Hauptsache.
Der Bankangestellte Till (Axel Stein) führt ein beschauliches, spießiges Kleinfamilienleben. Das Baby muss er auch noch mitversorgen, wenn sich Gattin Miriam (Anna Maria Mühe) mit einer Freundin an den Entwurf einer eigenen Taschenkollektion macht. Dann taucht der Kleinganove Nappo (Moritz Bleibtreu) in Tills Filiale auf und hätte gerne einen Kredit. Geld, um sich einen kultigen Amischlitten zu kaufen und mit seiner Perle Nadine (Jasmin Gerat) in Urlaub zu fahren.
Da kann der pflichtbewusste Banker nur auf fehlende Sicherheiten pochen. Am nächsten Tag überfällt Nappo dann eben die Bank und nimmt Till als Geisel. In Sicherheit und nach anfänglichem Beschnuppern lässt Nappo seiner Geisel etwas Bewegungsfreiheit. Till seinerseits gefällt sich immer besser in der Rolle des Gauners. Und als Langer (Ralf Richter) Nappo mit einen kleinen Job nach Amsterdam schickt, bringt der „Finanzsachverständige“ ordentlich Chaos in den eigentlich simplen Deal.
„Habt ihr nen Hinterausgang?“
Filmmacher Peter Thorwart ist seit seinem Kurzfilm „Was nicht passt, wird passend gemacht“ (1997) dem Ruhrgebiet und seinen Milieus verhaftet. Mit „Bang Boom Bang“ gelang ihm 1999 ein echter Überraschungshit. Seit „Goldene Zeiten“ 2006 hatte Thorwart keinen Film mehr gedreht. Nun also „Nicht mein Tag“ und der Regisseur holt aus der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ralf Husmann das heraus, was man von Thorwart kennt und erwartet. Eine turbulente und actionlastige Buddykomödie mit viel Witz und etlichen mehr oder weniger gelungenen Sprüchen.
„Ja.“
Dabei steht das ungleiche Team – saucooler Kleinganove und biederer Banker – derart im Focus des Films, dass die gemessen an ihren Rollen eigentlich viel zu gut besetzten weiblichen Parts zu krassen Ergänzungselementen werden. Schade, denn hier wäre noch eine Dynamik drin gewesen, die über das genreübliche Actionspektakel hinausgeht. Doch „Nicht mein Tag“ ist ein Mackerfilm.
„Wo?“
Moritz Bleibtreu ist der eigentlich weichherzige Obermacker, Axel Stein sein mehr als williger Lehrling und die Filmmusik von „Cowboys on Dope“ ist klassischer Hardrock, Musik für Kerle schlechthin. Und auf diesem Terrain macht dem Regisseur so schnell keiner was vor. Gut, gegen Ende schießt der Film komplett über das Ziel hinaus, aber kurzweilig ist er dennoch.
„Hinten.“
Was gibt es sonst noch zu vermelden aus dem Filmuniversum von Peter Thorwart? Die musikalische Nebenerzählung, in der die Heavy Metal Band „Donar“ eine wesentliche Rolle spielt. Deren Musik fungiert als kleinster gemeinsamer Nenner der beiden Buddies, das ist schon schön inszeniert und in die Story eingeflochten. „Nicht mein Tag“ ist eine typische Genre-Klamotte, nur eben deutsch.
Die Besetzung der beiden Hauptfiguren ist stimmig und trägt den Film durchaus. An „Bang Boom Bang“ reicht der unterhaltsame Actioner dennoch nicht heran. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Grunde: Erstens ist die Erwartungshaltung des Publikums seit dem überraschenden Auftauchen von „Bang Boom Bang“ eine andere und zweitens können inzwischen auch andere deutsche Regisseure Genrekino im Segment der Actionkomödie.
Peter Thorwarts Gaunerkomödie „Nicht mein Tag“ übertreibt es zwar ein bisschen und kommt über Genregrenzen nicht hinaus, ist aber in allen filmischen Belangen handwerklich absolut solide und taugt locker für einen kurzweiligen Kinoabend mit einigen Kumpels und einigen Bieren. Prost.
Nicht mein Tag
OT: Nicht mein Tag
Genre: Action, Komödie
Länge: 110 Minuten, D, 2014
Regie: Peter Thorwart
Vorlage: Roman von Peter Husmann
Schauspiel: Moritz Bleibtreu, Anna-Maria Mühe, Jsasmin Gerat, Axel Stein,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Sony Pictures
Kinostart: 16.01.2014
DVD- & BD-VÖ: 28.08.2014