Die Abenteuer von Tim und Struppi: Sie leben!

Zum Abschluss des #Anijanuar noch ein Highlight: „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ von 2011. Es hat lange gedauert bis Steven Spielberg endlich seinen „Tim und Struppi“-Film in die Kinos bringen konnte. Das Warten hat sich gelohnt. Das animierte 3D-Abenteuer „Das Geheimnis der Einhorn“ ist atemberaubend geworden und schafft es dennoch, der Comicvorlage des belgischen Zeichners und Autors Hergé treu zu bleiben. „Tim und Struppi“ ist Abenteuer-Kino par excellence.

Der belgische Reporter Tim (Jamie Bell) stöbert auf dem Flohmarkt ein altes Schiffsmodell auf und kauft es. Kurz darauf erscheint ein anderer Interessent und will das Modell um jeden Preis erwerben. Doch der Reporter lässt nicht locker und gibt das Schnäppchen nicht wieder her. Das Modell des Seglers „Einhorn“ enthält eine verborgene Schatzkarte. Obwohl das Schiff kurz darauf gestohlen wird, findet Tim diese Karte zufällig. Nun macht er sich selbst auf die Suche nach dem legendären Schatz Rackhams des Roten. Selbstverständlich weicht ihm sein treuer Hund Struppi dabei nicht von der Seite.

Der zwielichtige Iwan Sakharin (Daniel Craig) ist dabei der ärgste Mitkonkurrent um die Schatzkarte und den Schatz. Doch Tim erhält unerwartete Unterstützung von Kapitän Haddock (Andi Serkis) und es entwickelt sich eine abenteuerliche Jagd nach dem Schatz.

Langwierige Entstehungsgeschichte

Bereits in den 1980ern hat sich Regisseur Steven Spielberg („Jäger des verlorenen Schatzes“, „Schindler’s Liste“) die Filmrechte des belgischen Comic-Klassikers von Hergé gesichert. Doch bis es dann endlich zu den Dreharbeiten dieses grandiosen Kino-Abenteuers gekommen ist, brauchte es noch einige Jahrzehnte. Ursprünglich war eine Realverfilmung geplant. Co-Produzent Peter Jackson („Herr der Ringe“) konnte Spielberg jedoch davon überzeugen, dass die Motion-Capture-Technik auf einem technischen Stand ist, der ein perfektes Animationsabenteuer zulässt, und so der Comic-Vorlage weit besser entspricht. Dabei werden die Schauspieler tatsächlich gefilmt, hinterher wird das Material aber animationstechnisch bearbeitet.

„Avatar“ sei Dank möchte der Comic-Fan ausrufen, denn die Entscheidung auf Motion-Capture und 3D zu setzen ist goldrichtig. Es dauert nur einen Augenblick bis sich der Kinozuschauer an die ungewohnte Optik gewöhnt hat. Bei „Der Polarexpress“ war das noch extrem holprig und in „Beowulf“ wirkte es so komplett absurd wirkte. Dank einer großartigen und zeitlosen Umsetzung taucht das Publikum schnell ein in die Abenteuerwelt des weltberühmten Reporters. Was die Technik alles vermag, zeigt sich in den vielen Action-Sequenzen, die mit viel Witz und Liebe zum Detail eingesetzt werden ebenso wie in den Close-Ups, die täuschend real wirken. Natürlich sehen die Charaktere noch wie Comicfiguren aus, aber überzeugend lebendig.

Stop-Motion rockt die Leinwand

Dieser Eindruck wird durch die stereoskopischen Aufnahmen mehr als nur unterstrichen. In „Tim und Struppi“ entfaltet die 3D-Technik ihre volle Wirkung, wie das so häufig bei Animationsfilmen geschieht, denen die zusätzliche Dimension einfach mehr Substanz verleiht. Selbstredend gibt es auch einige 3D-Spezialeffekte. Im Großen und Ganzen jedoch wurde mit der Räumlichkeit hauptsächlich eine größere Lebendigkeit erzielt. Die entfaltet sich fast bescheiden hinter der Handlung und den Figuren.

Die Besetzung, auch wenn sie an den Gesichtern nicht erkennbar wird, besteht in den wichtigen Rollen aus Briten, die ihre Sache mehr als gut machen und wahrscheinlich mit den Comic-Vorlagen deutlich mehr anfangen konnten als etwaige amerikanische Kollegen, die ihrerseits eher mit Superhelden groß geworden sind.

Fantastische Besetzung

Doch das alles wäre nur aufwändige Augenwischerei, wenn nicht auch die Story des Leinwandabenteuers überzeugend und zeitgemäß kurzweilig ausgefallen wäre. Auch hier ist der Spagat zwischen Vorlagentreue und Überraschung der Zuschauer gelungen. Das Drehbuchteam aus Steven Moffat, Edgar Wright („Shaun oft he Dead“, „Scott Pilgrim“) und Joe Cornish („Attack the Block“)hat perfekt gearbeitet. Vor allem der britische Serien-Autor Steven Moffat, der Erfahrung hat, wenn es darum geht Klassiker neu zu erfinden, hat einen grandiosen Job gemacht, wie auch schon bei der Neuauflage des Serien-Klassikers „Doctor Who“, und den zeitgemäßen Adaptionen von „Jekyll“ und „Sherlock“.

Inhaltlich geht es schon um den gleichnamigen Comic der „Tim und Struppi“-Reihe, doch man hat, sozusagen im Vorgriff, auch auf die Comic-Fortsetzung „Der Schatz Rackhams des Roten“ zugegriffen und zusätzlich noch einige Sequenzen aus „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“ integriert. Und alles fügt sich wunderbar zusammen und bietet perfekte und spannende Unterhaltung.

Das Abenteuer ist keineswegs nur für junge Zuschauer oder Comic-Fans gedacht ist, sondern weist absolute Blockbuster-Qualitäten auf. Nicht umsonst hat Regisseur Spielberg festgestellt, dass sich Tim und Indiana Jones auf gewisse Weise ähnlich seien. Genug geschwätzt, ab ins Kino. Die Fortsetzung soll übrigens schon in der Planung sein, dann soll Peter Jackson die Regie übernehmen (Stand 2011).

„Die Abenteuer von Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn“ machen einfach Spaß und bringen die weltbekannten Comics in angemessener Form und auf erstaunlich zeitlose Weise auf die Kinoleinwand. Sollte mich nicht wundern, wenn der Film schnell zum Klassiker wird. Tolles Kinoerlebnis, klasse Film.

Film-Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

Die Abenteuer von Tim und Struppi
OT: the Adventures of Tintin
Genre: animation, Abenteuer
Länge: 103 Minuten, USA, UK, 2011
Vorlage: Hergé: „Le Secret de la Licorne“ (1943)
Darsteller: Jamie Bell, Andi Serkis, Daniel Craig
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Sony Pictures
Kinostart: 25.10.2011
DVD- & BD-VÖ: 21.03.2012