Es ist schon absurd, dass ich den abschließenden Band der zweiten „Blade Runner“ Comic-Fortschreibung so spät vorstelle. Immerhin ist „Blade Runner 2029: Erlösung“ bereits Ende November 2022 bei Panini Comics erscheinen. Aber das Leben ist kein Ponyhof und auch die Replikanten warten lange auf ihren Heilsbringer.
Im Jahr 2029 ist der Replikant Yotun in der Stadt Los Angeles aufgetaucht und hat eine beachtliche Armee von Replikanten hinter sich geschart. Die humanoiden Roboter, die einst von der Tyrell Corporation erschaffen wurden, um der Zivilisation zu dienen, sind längst verboten und noch immer machen so genannte Blade Runner Jagd auf die Maschinen.
So auch Aanah „Ash“ Ashina, die nach einer Auszeit wieder zu den Replikantenjägern des LAPD zurückgekehrt ist. Allerdings lebt Ash inzwischen in einer Beziehung mit der Replikantin Freysa, die eine Untergrund-Organisation anführt. Dem selbsternannter Erlöser Yotun steht sie skeptisch gegenüber.
Doch Ash wird von Yotuns Technik geheilt und braucht ihr Exoskelett nicht mehr. Und dennoch kommt es nicht zu einem Zusammenschluss der Replikanten. Stattdessen muss Freysa Ash aus Yotuns Gefangenschaft retten.
„Kein Ausweg, Pekka.“ (Ash)
Nun jagt Ash wieder Replikanten, die schlechten werden dem LAPD übergeben, die guten für Freyas Untergrund rekrutiert. Doch auch Yotun braucht neue Rekruten. So auch den Altenpfleger Ambrose, dessen Identität auffliegt, weil die Anschläge der Replikanten-Rebellen einerseits für Zerstörung, andererseits für verschärfte Sicherheitsüberprüfungen sorgen. Ash will Ambrose rekrutieren, aber Yotun ist schneller. Außerdem soll ihr im Job ein Partner zugeteilt werden. Der potentielle Partner, Marlowe, ist zugleich eine Überwachung von Ash. Marlowe kommt Freysa auf die Schliche, gerade während sich Yotun zum letzten Befreiungsschlag wappnet. Dafür fehlt ihm nur noch ein Buch, das es eigentlich gar nicht geben darf.
Auf die große Klasse der Blade Runner Comics von Autor Mike Johnson und Zeichner Andrés Guinaldo weise ich bereits seit dem ersten Band Sammelband von „Blade Runner 2019“ hin, der 2020 bei Panini erschien. In der Folge des Blade Runner 2049 Films von Denis Villeneuve wurde bei Titan Comics die Zwischenzeit zwischen den beiden Filmen in Szene gesetzt; mit einer eigenen Storyline.
So wie „Blade Runner 2019“ in 12 US-Ausgaben beziehungsweise 3 Sammelbänden in sich eine abgeschlossene Geschichte erzählt, so gilt dies auch für „Blade Runer 2029“. Aber damit ist noch nicht Schluss, denn „Blade Runner 2039“ ist bereits angekündigt, beziehungsweise in den USA sind die ersten Einzelhefte bereits erschienen.
„Es gibt immer einen, Ashina“ (Pekka)
Aber zurück zu „Erlösung“: Die Geschichte geht wendungsreich und überraschend weiter und wird zu einem packenden Showdown geführt. Erzähltechnisch ist das spannend vorgetragen und kommt mit wenig Text und starken Dialogen aus. Viele Infos werden über das grafische Element eingebaut und vermittelt, das ist ebenso lebendig zu lesen wie es dem Geist der „Blade Runner“-Welt treu bleibt.
Stark ist dabei immer wieder der Wechsel von Close ups und kaum merklichen Variationen zu epischen Stadtpanoramen und effektvollen Action-Sequenzen. Zeichner Guinaldo und Kolorist Lesko sind nach wie vor eines der Dream Teams der Branche und so ist die abwechslungsreiche Panelsetzung ebenso ein Augenschmaus wie die überzeugende, düstere Atmosphäre der „Blade Runner“ Comics. Es bleibt faszinierend.
„Blade Runner 2029: Erlösung“ ist das lange erwartete und überraschende „Staffelfinale“ dieser Geschichte. Was die Kreativen mit den „Blade Runner“-Comics abliefern ist auch in der zweiten Runde nicht weniger als ein moderner Sci-Fi Klassiker, mit enormem Kult-Potential. Und es geht weiter!
Comic-Wertung: (9 / 10)
Blade Runner 2029: Erlösung
OT: Blade Runner 2029 9-12, Titan Comics, 2022
Genre: Comic, Science-Fiction
Autor: Mike Johnson
Zeichner: Andrés Guinaldo
Farben: Marco Lesko
Übersetzung: Bernd Kronsbein
ISBN: 9783741630774
Verlag: Panini Comics, Softcover, 116 Seiten
VÖ: 22.11.2022