Power to Change – Die EnergieRebellion

Energieversorgung ist das Wochenthema im #Bildungsherbst. 2016 hat der Umwelt-Aktivist und Flmproduzent eine weitere Doku in die Kinos gebracht, die sich exemplarisch mit erneuerbaren Energien auseinandersetzt. Das ist inhaltlich sehr interessant, hat aber aus filmischer Sicht so seine Problemzonen.

Schon 2010 hat sich Carl-A. Fechner in seinem sehenswerten Energiedokumentarfilm „die 4. Revolution“ mit der Energiewende und alternativer Energieerzeugung auseinandergesetzt. Der N Journalist, Medienpädagoge und Filmmacher kehrt mit einheimischen Beispielen zurück, die einem Kinopublikum präsentiert wurden. Der Film stellt diverse Vordenker in Sachen Energieerzeugung vor.

Die überwiegende Zahl der Protagonisten und die Filmemacher ohnehin, sind sich einig, mit fossilen Brennstoffen und Atomenergie wird es keine nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft geben. Dieser Haltung kann das Publikum sich nach Genuss der Doku „The Power to Change“ anschließen. Die vielen Beispiele machen Mut und zeigen, wie eine Energiewende gelingen kann. An den Schlüsseltechniken der Energiespeicherung regenerativer Energien wird gearbeitet. Kohle und Gas sorgen nicht nur für ökologische Probleme, sondern sind zunehmend auch Ursache für Kriege wie etwa in der Ukraine. Wobei die aktuelle Ukraine-Kriegsphase (seit 2022) sicher auch andere Ursachen hat.

„Die EnergieRevolution“ setzt auf die Kraft des Vorbildes und des Beispiels. Der bayrische Tüftler Edy Kraus optimiert eine Pelletier-Maschine, aus dem landwirtschaftlichen „Abfallprodukt“ Stroh Heizpellets herzustellen. Der Erfinder sucht Investoren, wie etwa Amir Roughani, den Gründer des Ingenieurdienstleistungsunternehmens Vispirion. Der wiederum hat sich selbst schon mit alternativer Energieerzeugung beschäftigt. Im Laufe des Films trifft Roughani auch ukrainische Umweltaktivisten und den Grünen-Politiker Hans-Josef Fell, die versuchen ein Umdenken in der staatlichen Energieversorgung herbeizuführen.

Strohpellets und Energieberatung

Zudem geht es in die Schleswig-Holsteinische Gemeinde Bordesholm. Der Leiter der dortigen Stadtwerke, Frank Günther, setzte sich für Ökostrom und eine energetische Unabhängigkeit seiner Gemeinde ein. Stephan Rammler lehrt und forscht als Dozent am Institut für Transportation Design. Lutz Machalewski wiederum berät in Berlin als „Stromsparhelfer“ für die Caritas, Haushalte. Außerdem kommen diverse andere Experten und Denker, die sich mit Energiewende und alternativer Energieversorgung beschäftigen zu Wort.

Stephan Rammler bemerkt an einer Stelle des Films, als einzelner habe man eigentlich nur zwei Stellschrauben, um seinen Energieverbrauch massiv zu beeinflussen: Fleischkonsum und Flugreisen. Direkt anschließend wird deutlich, dass in diese Aufzählung auch die Suchmaschinenbenutzung im Internet gehört. Ein Printmedium, dass von mehreren Menschen oder über mehrere Stunden gelesen wird, hat immer noch eine bessere Öko-bilanz als die digitale Variante. Soweit also die praktischen Ratschläge für die Zuschauer.

Energiepolitik und Aktivismus

Genau darin offenbart der Film auch seine große Schwäche. Dem Narrativ liegt ein erhebliches Bekehrungsmoment zugrunde. Ausgerechnet der Medienpädagoge Fechnr will das Publikum unbedingt überzeugen. Daran ist an sich nichts Verwerfliches. Allerdings heiligt der Zweck heiligt nicht die Mittel. Viele Szenen und die die Dramaturgie der Doku wirken gestellt. Die abschließende Bustour zu einer Demonstration in Brüssel bringt zwar ein versöhnliches, Mut machendes Ende, wirkt im Kontext der Doku nicht gerade überzeugend.

Eher grenzwertig wird es wenn der gestelzte Besuch zerstörter ukrainischer Kinderheime zur Stimmungsmacheherangezogen wird. Das mag sachlich alles richtig sein und auch den realen Zusammenhang treffen, aber die Inszenierung hat eindeutig propagandistische Züge und spätestens dann sollte man als Zuschauer auch misstrauisch werden, was einem hier angeboten wird.

Die aktuelle Politik zeigt, dass die Energiewende, die Erzeugung erneuerbarer Energien, ohne Frage ein wichtiges Thema ist – für die Zukunft der Menschheit und des Planeten. Carl-A Fechners Doku „The Power to Change“ will einen Beitrag leisten, was aber trotz vieler guter Beispiele nicht gelingt. Die Energie-Doku mag auf Grund ihrer Machart -ebenso wie Valentin Thurns Doku „10 Milliarden – Werden wir alle satt?“ – viele Zuschauer erreichen, ein guter Film ist daraus noch lange nicht.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Power to Change – Die EnergieRevolution
OT: Power to Change – Die EnergieRevolution
Genre: Doku, Energieversorgung
Länge: 90 Minuten, D, 2016
Regie: Carl-A. Fechner,
Mitwirkende: Stephan Rammler, Amir Roughani, Hans-Josef Fell
FSK: ohne Altersbeschränkung, ab 0 Jahre
Vertrieb: Fechner-Media
Kinostart: 17.03.2016
DVD-VÖ: 10.11.2016