Something in the Dirt: Die Geometrie des Magnetismus

Es ist nicht schwer, sich in der Untersuchung übernatürlicher Phänomene zu verlieren. Das Versponnene scheint immer wieder und gerade Menschen anzuziehen, die ein bisschen an den Rändern der Gesellschaft leben. So auch in „Something in the Dirt“. Die Indiefilm-Perle vom Regieduo Justin Benson und Aaron Moorhead folgt zwei Typen, die sich gerade erste kennenlernen und mit einer Doku Geld verdienen wollen. Immerhin schwebt der Aschenbecher. Zu sehen in ausgewählten Lichtspielhäusern der Republik ab dem 28. September 2023.

Levi (Justin Benson) wacht in einem leeren, heruntergekommenen Wohnung auf. Als er aus dem Fenster schaut, fäht ein Typ mit einem Elektroroller vor und raucht erste Mal eine. Justin schnorrt sich eine Kippe und lernt so John (Aaaron Moorhead) kennen. Die beiden sind sich gleich sympathisch. John lebt getrennt und im Grunde von den Zahlungen seines Ex. Früher war er mal Mathelehrer und er ist in einer evangelikalen Religionsgemeinschaft. Levi ist gerade Barkeeper per Gelegenheit und gerade erst nach Los Angeles gezogen. Seine Vergangenheit erwähnt er erstmal nicht.

John bietet Levi Möbel an, die noch in einer Garage herumstehen. Beim Einräumen hebt dann plötzlich der Quarzaschenbecher in Levis Wohnung vom Boden ab. Beide sind fasziniert und gestehen sich ihr Interesse an übersinnlichen Phänomenen. Aus dem beiläufigen Satz „Man musste das filmen, um einen Beweis zu haben.“ entsteht die Idee für eine Doku.

„Niemand wird am ersten Tag ermordet“. (John)

John hat als Hochzeitsfotograf eine Kamera und Levi macht sich mit Smartpone und Stativ an die Beobachtung. Doch die beiden Ghostbuster bleiben in dieser Session erfolglos. Besseres Equipment muss her. Und während die beiden ihren Alltag nebenbei erledigen, mehren sich die Anzeichen das etwas Seltsames geschieht. John sieht geometrische Symbole und Levi erkennt Synchrone Ereignisse, die unmöglich Zufall sein können. Doch je weiter das Projekt voranschreitet, desto angespannter werden die neuen Freunde.

Im Abspann widmen die filmmache Aaron Moorhead und Justin Benson ihren Spielfilm der Idee „Mit Freunden Filme zu machen“. Das ist ebenso sympathisch wie es den Kern der Angelegenheit trifft. Das Regiegespann, dass zwischenzeitlich auch mal ein Folgen für Blockbuster-Serien wie „Moon Knight“ und „The Twilight Zone“ gedreht hat, kommt aus den filmischen Underground und ist diesem treu geblieben.

„Ode an die Freude“

„Something in the Dirt“ ist mehr oder minder „No Budget“ produziert und die wenigen Effekte wirken sympathisch handgemacht. Außerdem mimen die beiden Filmmacher wie schon in einigen ihrer älteren Filme, die Hauptfiguren gleich selbst. Dass Aaron Moorhead auch Kameramann ist, merkt man an vielen schrägen Einstellungen und der Fokussierung auf Details.

Es ist vor allem die präapokalyptische Atmosphäre, die „Something in the Dirt“ so fiebrig macht. Im Prinzip sieht das Publikum nur zwei Gestalten, am Rande der Gesellschaft, die sich ihren fixen Ideen hingeben und in der gegenseitigen Nähe auch den Kontakt zur Außenwelt suchen. Da wird viel geredet, auch Unsinn, aber immer mit so’ner Slacker-Attitüde, die auch ein bisschen paranoid ist.

Zwischendurch gibt es dann auch „Experteninterviews“ die etwas über die vermeintlichen Phänomene und /oder die beiden Dokumentarfilmer zum besten geben. Es gibt Rauchwolken in Sichtentfernung, Kojoten in der Stadt und Feuerwerk. Was will mensch mehr?

Letztlich lässt sich „Something in the Dirt“ mit seiner eskalierenden verschwörungs-Spirale sicher als Kommentar auf die Covid19-Pandemie und den damit verbundenen Gedankenspielen und gesellschaftlichen Lockdown-Situationen anschauen. Doch die Sci-fi-Mystery-Thriller-Komödie bleibt seltsam diffus und in der Schwebe, wie es sich für eine Verschwörung gehört. Das Konkrete ist immer der Feind der Idee.

Ich bin ein großer Freund eigensinnigen Filmmachens und halte eine Beschränkung der Produktionsmittel auch für eine kreative Herausforderung. Wer den Kinobesuch auf ähnliche Weise angeht, könnte mit „Something in the Dirt“ richtig viel Spaß haben.

Filmwertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Something in the Dirt
OT: something in the Dirt
Genre: Drama, Thriller, Sci-Fi
Länge: 116 Minuten, USA, 2022
Regie: Aaron Moorhead, Justin Benson
Darsteller: Justin Benson, Aaron Moorhead
FSK: ab 12 (beantragt)
Vertrieb: Drop-Out Cinema
Kinostart: 28.09.2023

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