Aus dem Archiv in den #MayRomantic: „The Nanny Diaries“ von 2007. Mit den Späteren Avengers“-Stars Scarlett Johansson und Chris Evans. Evolutionstechnisch gesehen ist die Aufzucht des Nachwuchses, als erfolgreiche Verbreitung der eigenen Gene, die vorrangige Aufgabe einer jeden Spezies. Nur der Mensch stellt dafür Spezialisten ein: Nannies.
Annie Braddock (Scarlett Johansson) hat gerade ihren Abschluss gemacht und träumt eigentlich von einer wissenschaftlichen Karriere als Anthropologin. Ihre alleinerziehende Mutter hat da ganz anderer Pläne für die begabte Tochter: Ein sicherer Job und viel Geld soll am Ende dabei herauskommen, da wäre ein Wirtschaftsstudium angesagt.
Doch Annie vertrödelt ihren Bewerbungstermin in der großen Stadt und sitzt ratlos im Central Park herum, als sich ihr unverhofft, eine bisher unbeachtete Jobalternative auftut. Eine überforderte Upper-Class Mom (Laura Linney) will sie auf der Stelle als Kindermädchen engagieren. Annie sieht das als Chance und erträumt sich einen lauen Arbeitsalltag mit gutem Gehalt und viel Gelegenheit die eigene Zukunft zu überdenken. Aber nicht mit der neurotischen Chefin!
Das Mary Poppins Klischee
Denn die hat so viele andere Dinge zu tun und muss sich auch noch um ihre verkorkste Ehe mit dem dauerabwesenden Gatten (Paul Giamatti) kümmern, dass deutlich mehr Arbeit an der Nanny hängen bleibt als gedacht. Schon bald hat Annie ihren Job total satt, aber zu dem Jungen hat sie eine Beziehung aufgebaut und dann wäre da noch der smarte Kerl von nebenan, der offenkundiges Interesse an dem Kindermädchen hat.
„The Nanny Diaries“ basiert auf dem Bestseller der beiden Autorinnen Emma McLaughlin und Nicola Kraus, die beide lange selbst als Nannies gejobbt haben und ihre Erfahrungen in die Story steckten. Auf humorvolle Art und Weise wird der moderne Umgang mit den Nachwuchs thematisiert, der für viele Karrierepaare ebenso sehr Störfaktor wie Prestigeobjekt ist.
Was den Film neben der wirklich perfekten Besetzung auszeichnet ist die ungewöhnliche Erzählperspektive. Annie beschreibt ihren Alltag als Feldforschung in typischer Anthropologenmanier und stellt so teilweise erstaunliche Bezüge her. Das kommt erfrischend und mit genügend Selbstironie rüber. Fast meint man, die Hauptrolle wäre nur für Scarlett Johansson geschrieben.
Verzogene Gören
Dem Regie-Paar Shari Springer Berman und Robert Pulcini ist eine flotte Mainstream-Komödie gelungen, die ihre schönen und speziellen Momente hat. Auch die Hommage an „Mary Poppins“, die Blaupause aller Kindermädchen-Abenteuer, kommt charmant rüber. Dass es am Ende doch zu einem Happy-End und einem auflösen aller Konflikte kommt ist weiter nicht verwerflich und entspricht dem Muster des Films. Die Love-Story gehört einfach dazu.
Den Regisseuren ist eine feine Wohlfühl-Komödie gelungen doch an ihre wunderbare und genialen Comic-Verfilmung „American Splendor“ (2003, ebenfalls mit Paul Giamatti) reicht „The Nanny Diaries“ zu keiner Zeit heran. Das ist aber auch gar nicht beabsichtigt.
„The Nanny Diaries“ ist eine erfrischende Komödie über das moderne Leben in der Stadt und eine Paraderolle für Scarlett Johansson. Deutlich niveauvoller und unterhaltsamer als etliche der vielzähligen Lifestyle-Komödien.
Film-Wertung: (6 / 10)
The Nanny Diaries
OT: The Nanny Diaries
Genre: Komödie, Romanze
Länge: 15 Minuten, USA, 2007
Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini
Darsteller:innen: Scarlett Johansson, Paul Giamatti, Alicia Keys, Laura Linney
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Senator Film
Kinostart: 14.08.2008
DVD-VÖ: 08.05.2009