Springsteen & I: Wer ist der Boss?

springsteenandi-vorDamit das gleich zu Beginn mal klar ist, ich bin kein Springsteen-Fan. Sicher weiß ich das Lebenswerk des Songwirters und Musikers zu schätzen, aber weder habe ich eines der legendären dreistündigen Konzerte erlebt noch mehr als drei Springsteen-Alben im Schrank. Aber die Musikdoku „Springsteen & I“ macht richtig Spaß und bringt die Fans genauso in den Focus wie den Weltstar selbst. Klasse.

Um ein filmisches Portrait von Bruce Springsteen zu erstellen, wurden die Fans weltweit gebeten kleine Filmchen zu drehen und darzustellen, was die Musik und Springsteen ihnen bedeuten. Aus den Einsendungen wurde  dann das Grudngerust der Musikdoku „Springsteen & I“. Angereichert wurden die Anekdoten mit Archivbaufnahmen aus der Karriere von Bruce Springsteen. Der Songwriter aus New Jersey veröffentlichte sein Debut-Album „Greetings from Ashbury Park“ 1973 und ist seit dem eine feste Größe im Musikbusiness. Mit seiner E-Street Band ist er bekannt für mitreißende Live-Auftritte, die fast immer die drei Stunden Grenze knacken. Was bei Jambands wie den Grateful Dead auch regelmäßig mal passierte, aber der Improvisation geschuldet war, wird bei Springsteen zu einem Volksfest.

springsteenandi2Es kommt nicht von ungefähr, dass Scott Free Productions, die Produktionsfirma der Filmmacher Ridley und Tony Scott sich des umfangreichen Projektes annahm. Mit „Life in a Day – Ein Tag auf unserer Erde“ hatte die Firma 2011 ein Youtube-Filmpriojekt am Start, bei dem jeder zum Filmmacher werden konnte und das dann von Regisseur Kevin McDonald zu einem stimmigen Film editiert wurde. Bei „Springsteen and I“ ist die Herangehensweise vergleichbar, allein das Thema deutlich spezieller. Regisseur Baillie Walsh, der schon den einen oder anderen Musikfilm gedreht hat, macht einen feinen Job und kriegt sogar eine Dramaturgie in die Doku.  Das Ergebnis ist aber umso mitreißender. Die Bildqualität schwankt bei solchen Projekten naturgemäß recht deutlich, wurde aber ganz gut auf einen Nenner gebracht. Am schlechtesten sind freilich die alten Archivaufnahmen vom Boss, aber dafür sind die Ausschnitte absolut sehenswert. Auf der Leinwand, wo Springsteen & I“ am 22. Juli weltweit in ausgewählten Städten zu sehen war, mag das störend gewesen sein, für den Hausgebrauch langt es allemal.

Auch das Bonusmaterial kann überzeugen. Im Wesentlichen ist rund eine halbe Stunde des Auftritts beim Hard Rock Calling im Londoner Hyde Park zu sehen. Springsteen in Hochform und Beatle Paul McCartney kommt auch noch zum gemeinsamen Musizieren auf die Bühne. Außerdem gibt es ein paar sehr originelle Fanbeiträge, die in sich so geschlossen sind, dass sie nicht sinnvoll  in den Film zu integrieren waren.

„Springsteen & I“ ist gerade durch die Begeisterung und Hingabe der Fans, die sich auch nicht zu schade sind, diese öffentlich zu machen, ein ziemlich bewegender Film. Gute Laune ist garantiert und trotzdem bekommt man auch noch Einblicke in Springsteens Karriere. Die Faszination des Do it Yourself bliebt authentisch erhalten und auf der Ebene kann sich eigentlich jeder passionierte Rockfan in den Film einklinken. Es lohnt sich.

Fazit: Ein Film von Fans für Fans, der eigentlich jedem Musikliebhaber etwas zu sagen hat. Das kommt fast an die emotionale Qualität eines Live-Auftritts heran. Mehr kann eine Musikdoku  kaum leisten.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

springsteenandiSpringsteen & I
OT: Springsteen & I
Genre: Musikfilm, Dokumentarfilm,
Länge: 124 Minuten, USA, 2013
Regie: Baillie Walsh
Mitwirkende: Bruce Springsteen, E-Street Band
Extras: Konzert-Ausschnitte, Fan-Filme,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Edel / Eagle Rock
DVD- & BD-VÖ: 25.10.2013

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