Aus dem Archiv in den #Bildungsherbst: die Politdoku „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ von 2012. Regisseur Andreas Dresen hatte im Jahr 2003 den Arbeitsalltag des jungen brandenburgischen CDU-Politikers Hendryk Wichmann im Film dokumentiert. Als dieser 2009 in den Landtag nachrückt, stattet ihm das Filmteam erneut einen Besuch ab und begleitet Herrn Wichmann ein Jahr lang bei seiner Arbeit. Herausgekommen ist eine sehenswerte Doku über den deutschen Politikbetrieb. Irgendwie passend zum Tag der deutschen Einheit.
Bei der Landtagswahl in Brandenburg 2009 verpasst Hendryk Wichmann, Listenpatz 20 der CDU, knapp den Einzug ins Landesparlament. Doch einer der 19 Abgeordneten geht ins Europaparlament und der 33jährige Wichmann rückt nach. Für den renommierten Filmmacher Andreas Dresen („Halbe Treppe“, „Als wir träumten“) Anlass genug, den Politiker erneut bei seiner Arbeit zu begleiten.
Dabei geht es dem Film weniger um die Sitzungen im Landtag als um die bürgernahe Kommunikation, die sich Hendryk Wichmann auf die Fahnen geschrieben hat. Dazu richtet er drei neue Bürgerbüros ein, die er regelmäßig besucht, um sich die Sorgen und Nöte der Menschen in seinem Wahlkreis anzuhören.
Ein Wiedersehen mit einem Politiker
Doch damit nicht genug, Hendryk Wichmann tummelt sich auf Informationsveranstaltungen, Volksfesten und nimmt erstaunlich viele Gelegenheiten wahr, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Mit dem Bild vom routinierten, abgehobenen Politiker hat das wenig zu tun. Sehr zur Freude des Zuschauers.
„Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ ist bei aller Ernsthaftigkeit auch ein höchst unterhaltsamer Dokumentarfilm. Was nicht nur an den engagierten Politiker liegt, sondern auch am Lokalkolorit und den bisweilen schildbürgerartigen Problemstellungen mit denen sich Menschen und Politiker beschäftigen. Egal, ob ein neues Naturschutzgebiet ausgewiesen werden soll und Land angekauft werden muss, oder ob die Bundesbahn einen Haltebahnhof schließt, ob größere touristische Projekte geplant werden oder einzelne Mitbürger Behördenprobleme haben, Hendryk Wichmann ist mitten drin und versucht zu tun, was in seiner Macht steht, um Probleme zu lösen.
Bürgernahe Politik
Allzu viel ist das bei einem Landtagsabgeordneten der Opposition allerdings nicht. Doch Wichmann lernt schnell sich im Landtag zurecht zu finden und auch informelle Kontakt zu nutzen. Nicht alles muss bürokratisch geregelt werden. Manchmal reicht es jemanden auf einen Missstand aufmerksam zu machen, man muss nur jemanden erwischen, der verantwortlich ist.
„Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ ist kein „großer“ Film, sondern das erfreulich schlichte Portrait eines Berufspolitikers. Und natürlich erfährt man automatisch vieles über Land und Leute und den Politikbetrieb auf Kommunaler und Landesebene. Dass es dabei auch ein bisschen menschelt und einige Gelegenheiten zum Schmunzeln gibt, macht nicht nur den CDU-Politiker sympathisch, sondern auch den Charme des Filmes aus.
Her Wichmann aus der Dritten Reihe
Genre: Doku, Biografie, Politik
Länge: 90 Minuten, D, 2012
Regie:Andreas Dresen
Mitwrkende: Hendryk Wichmann, Matthias Platzeck, Angela Merkel
FSK: ohne Atersbeschränkung, ab 0 Jahren
Vertreib: Indigo
Kinostart: 06.09.2012
DVD-VÖ: 28.03.2013