Oink: Alles Wurst

Kinder und Haustiere sind so ein Thema, das Erziehungsberechtigte immer wieder in die Bredouille treibt. In dem Niederländischen Animationsspaß bekommt die junge Babs ein Ferkel statt eines jungen Hundes. Das sorgt für einigen Trubel und einige Aufregung. Aber dazu gleich mehr. Das launige Stop-Motion war 2022 bereits auf der Berlinale und dem Filmfest Hamburg zu sehen. Nun bringt Kinostar den Kinderfilm am 4. Mai 2023 in die Kinos.

Eigentlich wollten Babs und ihr Freund Tijn das Häuschen im Garten von Babs Eltern ganz für sich. Sie hatten nämlich vor, Pfannkuchen zu backen. Wobei sich Babs und Tijn nicht einig waren, ob noch Würstchen auf den Pfannkuchen gehören. Babs ist nämlich kein Fleisch.

Dann taucht überraschend ein alter Herr bei der Familie auf. Wie sich herausstellt ist das Großvater Tuitjes, der vor Jahrzehnten nach dem Tod seiner Frau einfach so abgehauen war. Babs Mutter Margaret wuchs daher bei ihrer Tante auf. Nun tut sie sich schwer damit, den alten Herren bei sich wohnen zu lassen.

Verwandte aus Amerika

Doch Opa Tuitjes macht sich bei seiner Enkelin schnell beliebt, weil er ihr ein Haustier zum neunten Geburtstag schenkt. Zwar ist aus dem gewünschten Hundewelpen ein Ferkel geworden, aber zumindest ist Babs Papa nicht allergisch. Das Ferkel darf bleiben, wenn es sich an Regeln hält und wird Oink getauft.

Doch während Babs in der Hundeschule versucht Oink zu erziehen, hat der Großvater einen ganz anderen Plan mit dem Haustier. In der Stadt wird nämlich der 100. Wurstwettbewerb ausgetragen. Und Großvater Tuitjes hat mit Schlachter Smak noch einen Wettbewerb offen.

Der niederländische Animationsfilm „Oink“ basiert auf einem Kinderbuch der niederländischen Autorin Tosca Menten. Die Regisseurin Mascha Halberstad war begeistert von den Illustrationen und fühlte sich an die kauzigen Geschichten von Roald Dahl erinnert. Die Geschichte als Stop-Motion-Animation mit richtigen Figuren umzusetzen, erschien da angemessen eigenwillig.

Schneckenrennen im Garten

Tatsächlich macht die liebevoll und detailreich animierte Geschichte in dieser Hinsicht auch einen charmanten Eindruck. Es sind viel holländisches Lokalkolorit und viel holländischer Alltag in „Oink“ verarbeitet. Und Charaktere sind eigenwillige und drollige Figuren, allerdings nicht so niedlich knuffe wie die gekneteten „Wallace und Gromit“ oder „Shaun“.

Die Geschichte ist zumindest mal sehr turbulent und hat auch einen gewissen Grad an Albernheit, der anfangs noch recht anarchisch rüberkommt. Doch das kippt schnell ins Belehrende und pädagogisch Bemühte. Die Bösewichte sind an ihrer wurstigen Nahrung ausgemacht und das niedliche Ferkel muss gerettet werden. Muss es ja auch. Aber so ein bisschen wirken Babs Äußerungen wie das, was Kids ihren Eltern nachplappern.

Da fliegt die Wurst weg

„Oink“ will vor allem Animationsspaß sein und gerät auch in dieser Hinsicht aus dem Ruder, wenn das Ferkel sich mal wieder löst. So sagt der Waidmann es nennt, sobald ein Tier kotet. Es wird doch arg fäkalhumorig. Bis hin zum irrwitzig übertriebenen Finale.

Ähnlich wie in Road Dahls Kindergeschichten wird auch hier mit Stereotypen von Gut und Böse variiert. Und man könnte es dabei belassen. Etwas unglücklich finde ich es dennoch, eine derart nicht ganz stressfreie Familienkonstellation zu präsentieren. Die wird an keiner Stelle angemessen kindbezogen erläutert. Ohnehin, hinterlässt es bei mir persönlich immer einen schalen Geschmack, wenn einfach so eine Meinung mehr oder minder unreflektiert oder als der Weisheit letzter Schluss präsentiert wird. Sicher sollten wir alle über Ernährung nachdenken, aber muss mensch dafür die armen Würstchen derart überstrapazieren?

Das niederländisch-belgische Stop-Motion-Abenteuer ist vor allem für ganz junge Zuschauer:innen gemacht und sollte die Zielgruppe mit Tempo und Turbulenz beeindrucken. Eine Botschaft gibt es auch, die wird aber „pädagogisch etwas aufdringlich“ vermittelt, um mal einen Kollegen zu zitieren.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Oink
OT: Knor
Genre: Animation, Familienfilm
Länge: 70 Minuten, NL/B, 2022
Regie: Mascha Halberstad
Vorlage: Kinderbuch „de Wraak van Knor“ von Tosca Menten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Kinostar
Kinostart: 04.05.2023