Manchmal genügt es, in der Not einen Fehler zu machen, und die Dinge entwickeln eine komplizierte Eigendynamik. Das muss auch der erfolglose Anwalt und Familienvater Mike Flaherty feststellen, als er den kurzen Weg zum Geld nimmt. In Tom McCarthys wunderbar menschlicher Komödie „Win Win“ geht es um sonderbare Wahlfamilien und das Bemühen, das Richtige zu tun. Einer der schönsten Filme des vergangenen Jahres erscheint am 3. Februar 2012 auf DVD und Blu-ray.
Mike Flaherty (Paul Giamatti) ist ein liebevoller und fürsorglicher Familienmensch, aber die Anwaltskanzlei läuft nicht wirklich gut und Mike verheimlicht seiner Frau Jackie (Amy Ryan) die Geldnöte. Dann taucht der alte Leo Poplar (Burt Young) in Mikes Kanzlei auf, und will sich dagegen wehren, ins Altenheim gesteckt zu werden. Leo lebt alleine und zu seiner drogensüchtigen Tochter hat er seit Jahren keinen Kontakt mehr. Um in seinem Haus bleiben zu können, braucht Leo einen Vormund. Weil es dafür regelmäßig Geld gibt, übernimmt Mike die Vormundschaft, hat aber keine Zeit und keine Lust, sich um Leo zu kümmern und steckt ihn trotzdem ins Altenheim.
Als Mike einige Tage später bei Leos Haus vorbeischaut, wartet dort Leos Enkel Kyle (Alex Shaffer) vor der Tür. Kyle ist von zuhause abgehauen und quer durch die USA zu seinem Großvater gefahren, um hier zu leben. Mike nimmt den Pubertierenden erstmal bei sich auf, auch wenn Jackie erstmal nicht begeistert ist, da Kyle nicht gerade vertrauenserweckend wirkt, die Kids finden den Jungen toll.
Doch das Zusammenleben klappt erstaunlich gut. Und als Mike, der sich auch um das örtliche Jugend-Ringerteam kümmert, Kyle eines Tages mit zum Training nimmt, entpuppt der sich als echter Champion. Scheint so, als würde doch alles gut laufen, bis Kyle Fragen stellt, warum sein Großvater im Altenheim ist und zu allem Überfluss auch noch Kyles Mutter auftaucht; direkt aus der Reha und komplett pleite.
Tom McCarthy ist ein erstaunlicher Regisseur: Auch mit seinem dritten Spielfilm schafft es das filmische Multitalent (Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur) eine originelle Geschichte zu erzählen. Nach „The Station Agent“ und „Ein Sommer in New York – The Visitor“ geht es auch in „Win Win“ darum, Menschen zusammenzubringen, die eigentlich nicht zusammengehören und zu sehen, was sich daraus entwickelt. McCarthy schreibt seine Drehbücher selbst (hat auch an der Pixarstory „Oben“ mitgearbeitet) und man merkt den Filmen an, dass es wiederkehrende Themen sind, die den Regisseur beschäftigen, immer aber geht es subtil humorvoll und warmherzig zu.
Außerdem gelingt es McCarthy stets, wunderbare Schauspieler zu gewinnen, da macht auch „Win Win“ keine Ausnahme. Selten hat man Paul Giamatti („Barney’s Version“) in einer so alltäglichen Rolle gesehen. Doch es wäre verfehlt, Giamatti aus dem tollen Ensemble herauszuheben. Wenn es eine schauspielerische Überraschung gibt, dann den jungen Alex Shaffer, der wegen seiner Ringer-Fähigkeiten gecastet wurde und den eigenwilligen, verschlossenen Kyle mit perfekter Schnoddrigkeit und großer Selbstverständlichkeit zu spielen.
Fazit: „Win Win“ überzeugt mit viel Witz und einer McCarthy eigenen Kauzigkeit der Figuren, die immer nachvollziehbar bleibt und nie in eine Karikatur ausartet, sondern von tiefem Verständnis für die Nöte und Ängste der Menschen geprägt ist. So ist „Win Win“ bei aller dramatischen Fallhöhe ein richtiger Wohlfühlfilm, ohne jemals oberflächlich zu sein. Einer der schönsten Filme des Jahres.
Film-Wertung: (9 / 10)
OT: Win Win
Länge: 105 Minuten, , USA, 2011
Genre: Komödie
Regie: Tom McCarthy
Darsteller: Paul Giamatti, Alex Shaffer, Amy Ryan)
FSK: ab 6 Jahren
Extras: Entfallene Szenen, Tom McCarthy und Joe Tiboni über Win Win, David Thompson auf dem Sundance-Festival 2011, Gespräch mit Tom McCarthy und Paul Giamatti ( Sundance-Festival 2011), Das Familiengefüge im Film, Musikvideo von The National „Think You Can Wait“, Original Kinotrailer
Vertrieb: Twentieth Century Fox
Kinostart: 21.07.2011
DVD- & Blu-ray-VÖ: 03.02.2012
Zur deutschen „Win Win“ -Homepage
Zum Trailer