Die Brücke: Morde im Namen sozialer Gerechtigkeit?

Die Brücke 1Krimis und Thriller aus Skandinavien sind inzwischen zu einem Markenzeichen geworden, sowohl in Buch als auch in Film- oder Serienform. Und obwohl das Subgenre auch schon überstrapaziert wird, exportieren unsere nördlichen Nachbarn immer wieder Hochspannungsperlen, die jedes Lob verdienen, wie die TV-Thrillerserie „Die Brücke –Transit in den Tod“. Alles beginnt mit einer Frauenleiche auf der Brücke zwischen Kopenhagen und Malmö…

Die Leiche liegt genau auf der Landesgrenze zwischen Dänemark und Schweden. Da müssen erstmal Zuständigkeiten geklärt werden, während der nächtliche Verkehr komplett stillsteht. Der Kopenhagener Kommissar Martin Rhode (Kim Bodnia) sieht das allerdings etwas entspannter als seine schwedische Kollegin Saga Norén (Sofia Helin) und winkt einen Rettungswagen im Einsatz durch die Kontrolle. Die Schwedin merkt sich das für später und reicht eine Dienstaufsichtsbeschwerde ein. Kein perfekter Start für eine gemeinsame Ermittlungsarbeit, denn die Frauenleiche besteht eigentlich aus zwei halben und so sind beide Länder damit beschäftigt, den Fall zu klären.

Die Story

die brücke 14Zumindest auf den Täter müssen die Polizisten nicht lange warten, denn der hat ein enormes Sendungsbewusstsein und bekennt sich im Internet nicht nur zu den Morden, sondern kündigt auch an, dass es weitere Verbrechen geben wird, die jeweils auf soziale Missstände in Dänemark und/oder Schweden hinweisen sollen. Zwangsweise arbeiten Saga und Martin also zusammen und versuchen dem Wahrheitsterroristen, wie die Internetgemeinde den Verbrecher nennt, auf die Spur zu kommen. Der hat seine Taten allerdings von langer Hand geplant und schein immer einen Schritt voraus zu sein. Doch so langsam finden die höchst unterschiedlichen Kommissare Wege der Zusammenarbeit.

Die Brücke Kim BodniaDie zehnteilige, in Deutschland in fünf spielfilmlangen Fortsetzungen ausgestrahlte, Thrillerserie, wurde gleich von ZDF mitproduziert. Wer nun allerdings „Der Kommissar und das Meer“-artige Betulichkeit befürchtet, wird schnell eines Besseren belehrt, denn „Die Brücke“ gehört zum Besten, was das Genre in letzter Zeit zu bieten hat. Natürlich wissen die Produzenten und Drehbuchautoren, wie man den Spannungsbogen über 500 Minuten aufrecht erhält und so rennen die Ermittler der einen oder anderen falschen Spur hinterher und haben auch privat diverse Problemchen zu bewältigen. Dass die beiden Hauptfiguren so unterschiedliche Charaktere sind, sorgt neben einer recht hohen kriminalistischen  Grundspannung auch für den einen oder anderen Gag.

Das Ermittlungsteam

Während der eher gemütliche Familienmensch Martin Rohde gerade eine Sterilisation hinter sich hat, und es mit der Pflicht nicht immer so genau nimmt, ist die schwedische Kommissarin Saga Norén schon beinahe autistisch. Eigenbrödlerisch, arbeitsversessen, ohne Privatleben und von gelegentlich kränkender Direktheit. Das alles ist freilich ihrer fehlenden emotionalen und sozialen Intelligenz zuzuschreiben. Die schwedischen Kollegen wissen das, doch Martin muss erst lernen, damit umzugehen.

die brücke sofia helinDie Inszenierung zeigt gleich, wo es in „Die Brücke – Transit in den Tod“ hingeht: Mit langen kalten Nachtaufnahmen und Bildern, die in ihrer plakativen Farblosigkeit beinahe grau wirken, wird auch optisch der gesellschaftlichen Kälte Rechnung getragen. Düster und unheilsschwer begleitet die Kamera die Ermittler bei ihren Irrungen und Wirrungen. Die Besetzung ist wie bei den meisten skandinavischen Thrillern ausnehmend gut, wahrscheinlich liegt es daran, dass die Gesichter der Schauspieler relativ unverbraucht wirken.

Die Machart

Kim Bodnia allerdings hat  international durchaus auf sich aufmerksam gemacht („Pusher“, „Die Nachtwache“, „In China essen sie Hunde“) waren international erfolgreiche dänische Produktionen, in denen Bodnia nicht unbedingt Sympathieträger verkörperte. Die Rolle des Kommissars steht ihm in aller Normalität extrem gut. Sofia Helin allerdings ist außerhalb Schwedens weitgehend unbekannt, allenfalls durch ihre TV-Rolle in „Kommissar Beck“ ist sie dem deutschen Zuschauer bekannt. Ihre Kommissarin ist die eigentlich Überraschung in „Die Brücke“, denn so gewöhnungsbedürftig der Charakter der Saga Norén ist, er funktioniert im Gefüge dieses Thrillers.

die brücke 10In Dänemark und Schweden, wo die Serie zeitgleich ausgestrahlt wurde, war „Die Brücke“ ein voller Erfolg. Wer sich von dem Ermittlungen der „Kommissarin Lund“ in den Bann ziehen lässt, ist auch mit „Die Brücke – Transit in den Tod“ bestens bedient. Regisseurin Charlotte Sieling, die den Beginn der Serie umsetzt, hat auch in den beiden Staffeln der „Kommissarin Lund“ einige Folgen inszeniert. Die Idee zur Handlung stammt übrigens von Mats Marlin, dem Regisseur von „Underworld: Awakening“ und Hauptautor Hans Rosenfeld ist ein alter Hase, was TV-Serien und Krimis angeht, der unter anderem an den schwedischen Krimi-Serien „Mankells Wallander“ und „Verdict Revised“ mitgeschrieben hat. Auch die Regisseure der Serie sind Krimi-gestählt und verstehen ihr Handwerk. Kein Wunder, dass „Die Brücke“ so hochspannend und gelungen ist.

 Wer auf skandinavische Thriller steht, wird bei „Die Brücke – Transit in den Tod“ mehr als fündig. Mit großartigen Schauspielern, einer wahnwitzigen Geschichte und einem Hauch schwarzem Humor garantiert das Genrehighlight hochspannende und fesselnde Unterhaltung.

Serien-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Cover_Die BrueckeDie Brücke – Transit in den Tod
OT: Broen/Bron
Genre: Krimi, Thriller, Serie
Länge: 565 Minuten, DK / S 2011,
Regie: Charlotte Sieling, Lisa Siewe, Hendrik Georgsen
Darsteller: Sofia Helin, Kim Bodnia, Magnus Krepper
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: ZDF Enterprises / Edel Motion
DVD-VÖ: 16.04.2012

zur Besprechung  der 2. Staffel

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