King of Devil’s Island: In der Strafkolonie

„King of Devil’s Island“ erzählt nach realem Vorbild vom Leid verurteilter Jugendlicher auf der norwegischen Gefängnisinsel Bastoy kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts. Hier wird den Jugendlichen unter unmenschlichen Bedingungen Disziplin und Ordnung eingebläut Mit dem Neuankömmling Erling beginnt die geschlossene Gesellschaft dieser Strafkolonie zu bröckeln. Ein eindrücklicher Film.

Im Jahr 1915 bekommt die Besserungsanstalt für Jugendliche auf der norwegischen Insel Bastoy Zuwachs: Ivar (Magnus Langlete) ist ein schüchterner Junge, dessen Chancen sich hier durchzusetzen schlecht scheinen, während Erling (Benjamin Helstad), der schon zur See gefahren ist, eher schlecht mit Autorität umgehen kann.

Anstaltsleiter Bestyreren (Stellan Skarsgard) macht schnell klar, wie das Leben in der jugendlichen Strafkolonie abzulaufen hat und teilt den Jungen erst einmal Nummern zu. Olaf (Trond Nilsen), ist einer der Barackenältesten und bekommt die Verantwortung für die Neuankömmlinge, obwohl seine Entlassung demnächst bevorsteht. Immer wieder gerät der schwächliche Ivar in den sadistischen Blick des Hausvaters, während Erling immer wieder gegen die Brutalität und Willkür aufbegehrt. Schließlich plant er eine Flucht. Olav ist hin und her gerissen zwischen Freundschaft und Anstaltspflicht.

Marius Holsts eindringliches Drama „King of Devil’s Island“ basiert auf wahren Begebenheiten. Die Gefängnisinsel Bastoy war bis etwa 1950 aktiver Bestandteil des norwegischen Erziehungssystems, verantwortlich für die Disziplinierung verhaltensauffälliger Jugendlicher. Es gelingt dem Drama mit hervorragenden jungen Darstellern all das Leid, den Missbrauch und die unmenschliche Härte dieser Aufbewahrung zu zeigen. „King of Devil’s Island“ blickt also dramatisch überhöht, aber darum nicht weniger wahrhaftig, hinter die Fassaden und Machtstrukturen dieser autoritären Erziehungsanstalt.

Das ist aus Zuschauerwarte nicht immer leicht zu ertragen, auch wenn “King of Devil’s Island“ die Unmenschlichkeiten eher anzudeuten als aufzuzeigen weiß. Doch die Atmosphäre ständiger Angst ist auch physisch bedrückend. Sie dient nur dazu, den Jugendlichen und Kindern auch psychologisch Disziplin einzuimpfen, sie gefügig zu machen. Die kollektiven Bestrafungen für vermeintliche Verfehlungen einzelner gehören ebenso zum System wie die stetigen Schuldzuweisungen an die Jungen, obwohl diese offensichtlich nicht verantwortlich sind.

Nicht nur in Norwegen hat es solche Besserungsanstalten gegeben und die Heimerziehung als solche ist immer wieder in die Kritik geraten. Sexuelle Missbrauchsfälle, unmenschliche Härten, gefängnisähnliche Zustände und Machtmissbrauch werden immer wieder publik. Zu sehen auch demnächst in „Freistatt“, dem deutschen Drama, das im Juli in die Kinos kommt und die Zustände in der deutschen Heimerziehung der 1960er thematisiert.

Das norwegische Drama „King of Devil’s Island“ nähert sich einem schwierigen Thema mit erstaunlich beklemmender Atmosphäre und beeindruckend aufspielenden Darstellern. Obwohl das Schicksal der jugendlichen „Abweichler“ nicht immer leicht zu verdauen ist, lohnt sich die Auseinandersetzung mit dem „King of Devil’s Island“. Die etwa 50-minütige gelungene Dokumentation, die als Bonusmaterial auf der DVD enthalten ist, ist eine Mixtur aus historischen Archivaufnahmen, Film-Making of, Interviews mit ehemaligen Insassen, die heute berechtigter Weise als Opfer anerkannt sind, und Gesprächen mit dem Schauspielern und dem Regisseur.

Filmisch überzeugt „King of Devil’s Island“ als intensives Drama von polarer Kälte. Das schafft eine beängstigende, beklemmende Atmosphäre. Marius Holst ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte Filmschaffende sein, der sich der Thematik der „Besserungsanstalten“ widmet, und sein Drama fügt sich nahtlos in eine Reihe beeindruckend beklemmender Gesellschaftsreflexionen ein.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

King of Devil’s Island
OT: Kongen af Bastöy
Genre: Drama, Erziehung, Historie
Länge: 116 Minuten, N, 2012
Regie: Marius Holst
Darsteller: Benjamin Helstad, Magnus Langlete, Stellan Skarsgard
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Alamode
Kinopremiere: 29.03.2012
DVD- & BD-VÖ: 27.07.2012