The Great Maschine – Funrider: Album Review

In Israel ist es aktuell anstrengend genug, aber „The Great Machine“ aus Tel Aviv rocken eine andere Vision: Die Welt ist gut. Das Leben ist schön. Anders als in der postapokalyptischen Dystopie von „Mad Max“ gibt es noch Treibstoff und auch noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Der Frühling kommt, die Bäume grünen und „Funrider“ von The Great Maschine liefert der Soundtrack für kommende Ausfahrten und Transitstrecken durch die kargen Landschaften levantinischer Wüsten. Auf dem Highway ist die Party los. Nächste Ausfahrt: Heavy Rock.

Das israelische Trio „The Great Maschine“ hat durchaus Humor, wenn auch einen schrägen. Aber dazu später mehr. Geboten wird auf „Funrider“ dem 5. Album der Band und dem ersten, das beim Berliner Label Noisolution erscheint, Heavy Rock in diversen Facetten. Das reicht von Alte Schule Hardcore bis hin zu eingesprochener Prosa zu postrockenden Soundscapes, von Black Sabbath bis Motörhead und wieder zurück in psychedelischen Stoner-Gefilde.

Das Trio hatte auf der ersten EP von 2013 noch eine Sängerin dabei, aber seither machen die Brüder Haviv (Bass und Gitarre) die Vocals selbst und das durchaus mit erstaunlicher Bandreite. Für den Rhythmusteppich sorgt Kumpel Michael Izaki bei dem Trio aus Tel Aviv, das in der lokalen Szene auch noch einen Club betreibt.

Salut to the Old School

Wer so lange zusammen musiziert, weiß was er mag. Wer so lange zusammen musiziert, kriegt einen kompakten Sound auf den Tanzboden. Und die knackige Produktion der neuen Scheibe hat irgendwie etwas „Rick Rubin“-artiges, insofern, als dass hier kaum Pausen zwischen den Songs sind und eine gewisse Dringlichkeit das Streben zum Gaspedal auf den Punkt bringt.

Mag sein, das „The Great Machine“ ihren Bandnamen nach einem Buch von Robert Jungk haben, der 1993 über den Teilchenbeschleuniger im CERN philosophierte. Immerhin sorgen The Great Maschine mit ihrem Sound auch für physikalische Grundlagenforschung. Mag sein, dass die große Maschine ihren namensgebenden Bezug ganz woanders her haben.

Immerhin beginnt „Funrider“ mit „Zarathustra“ einem zoroastrischen Denker, der hier aber vor allem das Recht zum Abrocken diskutiert. Hohes Tempo, starke, dominante Gitarre und ein Gesang, der im hinreißend hysterischen Refrain umkippt. Anschließend weiß die Hörerschaft warum es zur Hölle und zurück geht. „Hell and Back“ wurde bereits vorab ausgekoppelt und groovt sich in bester Motörhead-Manier seinen Weg ins kollektive Headbanger-Bewusstsein. Lässiges Video by the way.

New Neckbreaking Songs

„Day of the Living Dead“ ist dann beinahe klassischer Doom Metal. Das Zombie-Motiv wird untotem Pathos authentisch vorgetragen und gelegentliche Tempo-Ausbrüche überfordern den eher trägen Untoten durchaus. Ich bin angetan von der Vielseitigkeit und der Hingabe, auch und gerade gesanglich.

„Funrider“ ist als Titelsong ebenfalls vorab ausgekoppelt und stellt einen typischen Soundeindruck für The Great Machine dar. Gehobenes Midtempo, starker Groove, Stoner-Dynamik und Biker-Vocals sorgen für einen weiteren Nackenbrecher.

„Pocketknife“ ist dann mit fast 6 Minuten einer der beiden langen Songs auf dem Album. Und die Spielzeit wird durch die ungewöhnliche Songstruktur nachvollziehbar. Zunächst eine atmosphärische Einleitung, dann postrockige Soundlandschaft über der die Stimme eine Geschichte platziert, die nicht gesungen, sondern erzählt wird. Daraus ergibt sich eine andere Dynamik, die bei den Post-Hardcorelern von Enablers regelmäßig zur Vollendung gebracht wird. Gegen Ende beruhig sich das Ganze wieder.

Quasi als Kontrapunkt kommt dann das mittelalterlich angetäuschte „Fornication Under Consent of the King“ daher. Mit Fantasy-Lyrics hat das ganze nix zu tun. Stattdessen führt die Unzucht mit dem Verzerrer in klassische räudige Hardcore-Gefilde. „Fuck The Society, Fuck The Law!“ muss man erstmal überzeugend anstimmen können. Ich hebe mein Dosenbier zum Salud.

Gewissermaßen kehrt „Notorious“ dann wieder in bekanntere Sounds zurück. Ich höre hier klassische Black Sabbath der Ozzy Osborne Phase heraus, inklusive Bridge und Iommi-artiger Temposteigerung. Sehr schön das Ganze, ohne ein Rip Off zu sein. „Mountain She“ ist dann jene noch fehlende Acid verseuchte Hippie-Ballade, die leider – oder zum Glück – im Powerrock und hysterischen Gesang kippt.

Mountain She can drive my Car

Nein nicht alle Sachen sind zum Scheitern verurteilt! Vor allem nicht der Stoner-Stampfer „Some Things are Bound to Fail“. Mit über 6 Minuten der längste Song auf der Scheibe und vielleicht auch derjenige, der die frühere Phase der Band mit ausartenden Jams am ehesten wiederspiegelt. Die erste Hälfte ist straight und melodisch und groovt wie nix Gutes, bevor es dann verspielter wird und der Song gegen Ende hin zerfasert. Aber systematisch und immer kontrolliert, so dass The Great Machine jederzeit wieder zurück zur Struktur kommen können.

Zum Albumabschluss gibt es dann „The Die“, einen klassischen Stoner Rock Dampfhammer. Gegen Songmitte das obligatorische Break, dass sich dann in wildes Startrampen-Riffing ergießt. Dann ist Schluss. Der Testhörer überzeugt und einer erneuten Testfahrt mit dem „Funrider“ steht nichts im Weg.

Ein Album ohne Füllstücke mit etlichen Hits. Mit „Funrider“ steht Freunden harten Rocks ein absolutes Highlight ins Haus. Dem freundlichen Kreuzberger Label Noisolution ist es mal wieder gelungen ein überraschendes Qualitätsprodukt abzuliefern. The Great Maschine legen mit „Funrider“ quasi ihr „Black Album“ vor, auf der Höhe ihres Schaffens. Damit sollte der Status des ewigen Geheimtipps so langsam mal ad acta gelegt sein. Was für eine coole Band, was für ein Hammeralbum.

Album-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

The Great Machine – Funrider
Genre: Heavy Rock,
Länge: 38 Minuten, ISR, 2023
Interpret: The Great Maschine
Label: Noisolution
Vertrieb: Edel
Format: CD, Digital, Vinyl
VÖ: 28.04.2023

The Great Machine bei Instagram

Bandcamp-Seite TGM

The Great Machine bei Noisolution

THE GREAT MACHINE
“Funrider” – Tour (Stand April/2023)
18.05.23 DE – Hamburg, Hafenklang
19.05.23 DE – Berlin, Desertfest
21.05.23 AT – Vienna, Viper Room w/ The Devil & The Almighty Blues
23.05.23 DE – Dortmund, Junkyard /w The Devil & The Almighty Blues
24.05.23 DE – Düsseldorf, Pitcher
25.05.23 DE – Göttingen, Dots
26.05.23 DE – Bremen, Area 51 /w The Machine
27.05.23 DE – Bahnhof Dürrröhrsdorf, Gockelscream Festival