Virus – Unsichtbarer Tod: Chronik einer Ansteckung

Der indische Medizin-Thriller „Virus“ entstand bereits 2019 vor der weltweiten Covids-19 Pandemie. Regisseur Aashiq Abu und die drei Drehbuchautoren greifen darin den Ausbruch des Nipah-Virus in Südindien im Jahr 2018 auf und machen daraus einen Medizin-Thriller. Nun bringt Busch Medien den Film, der international erfolgreich war, hierzulande in digitaler Form und als DVD und Blu-Ray für das klassische Home-Entertainment auf den Markt.

Mit etwa einer halben Millionen Einwohner ist die südindische Stadt Kozhikode eher durchschnittlich groß. Dennoch hat die Verwaltungsmetropole und Hafenstadt des Bezirks Kerala viele Menschen zu versorgen. Die Krankenhäuser der Stadt sind immer am Anschlag und nun droht auch noch ein Streik des Pflegepersonals, das seit Monaten nicht mehr bezahlt wurde.

In dieser Situation bekommen es die Mediziner und Krankenpflegerinnen mit einigen Patienten zu tun, die fiebrige und schnell komatöse Symptome zeigen, aber auf keine Behandlung ansprechen. Zunächst versuchen die Ärzte herauszufinden, um was für eine Infektionskrankheit es sich handelt und hoch das Risiko für die anderen Leute ist.

Unbekannte Ansteckung

Dann stellt sich heraus, dass das extrem gefährliche Nipah-Virus für die Erkrankungen verantwortlich ist. Nipah-Viren kommt in der Region in Südindien häufig bei obstfressenden Fledermäusen vor, doch es kommt eher selten zu Infektionen bei Menschen. Allerdings ist das Virus hoch ansteckend und es gibt keine Impfung oder eine Heilung.

Nach der Identifikation des Virus, beginnt für die Mediziner und auch das Gesundheitsministerium in der Stadt ein Wettlauf gegen die Zeit. Einerseits müssen die Infizierten isoliert werden, andererseits muss eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Und das bei laufendem Krankenhausbetrieb. Dafür ist gerade zu Beginn der Infektionswelle eine lückenlose Aufklärung der Ansteckungen und Kontakte notwendig.

Im Mittepunkt des durchaus spannenden, aber auch realistischen indischen Medizin-Dramas stehen einige Charaktere, die in ihrer Summe eine gewisse Bandbreite an betroffenen Menschen abbilden. So ist der behandelnde Arzt in der Notaufnahme, Dr. Abid Rahman (Sreenath Bhasi), einer der ersten, der in Kontakt mit einem Infizierten kommt, zugleich aber auch jemand, der einen nahestehenden Menschen zu verlieren droht. Auch der Virologe Paul Abraham, der versucht den Krankenhausbetrieb aufrecht zu halten und gleichzeitig vom Ministerium zur Seuchenbekämpfung eingesetzt ist, doppelt belastet.

Bis die Maßnahmen greifen…

Pfleger Babu (Joju George) beginnt seine Arbeit mitten in der Krise, obwohl sein Arbeitsvertrag erst in einem Monat beginnt. Er will helfen, hofft aber auch, auf diese Weise eher in den Staatsdienst übernommen zu werden. Das würde eine sichere Zukunft für seine Familie bedeuten. Die Medizinstudentin Prameela (Rehvati) tut sich bei der Kontaktnachverfolgung hervor und es gelingt ihr mit Akribie und Hartnäckigkeit den Nullpatienten und dessen Kontakte auf dem Weg zum Krankenhaus zu bestimmen. Außerdem kommen im Lauf des Films noch weitere Charaktere in den Fokus, sobald sie oder ihre Angehörigen mit dem Virus in Kontakt traten.

Regisseur Aashiq Abu stammt aus der betroffenen Region Kerala, in der 2018 das Nipah-Virus ausbrach. Er wollte mit diesem Film den Infektionsverlauf dokumentieren und die Arbeit der Helfern und Medizinern zeigen. Zudem macht „Virus“ sehr akribisch und auch anschaulich klar, wie eine solche Virus-Epidemie sich verbreitet.

Es scheint ungelegen, angesichts der gerade erst überstandenen Covid-19 Epidemie schon wieder eine fiktionalisierte Beschäftigung mit einer Virus zu bestreiten. Dennoch hat der Film „Virus“ durchaus lohnende Elemente zu bieten. Und im Film lässt sich besser nachvollziehen, was sich in globalem Maßstab auch bei Covid 19 abgespielt hat. Das haben viele Menschen ja längst wieder verdrängt und es ist hier durchaus sehenswert.

Akribische Spurensuche

Allerdings ist „Virus“ durch seine erzählerische Anlage, nie klüger sein zu wollen als die Protagonisten, auch fordernd zu schauen. Die Anzahl der Charaktere ist hoch und viele werden eher nebenbei als Charaktere etabliert. Das braucht schon ein aufmerksames Publikum. Ebenso auch die Kontaktnachverfolgung, die sehr akribisch und vielschichtig dargestellt ist und eine eigene Phase des Films ausmacht.

Für Indische Verhältnisse ist ein 150 Minuten Film nicht gerade lang, aber anders als typisches Bollywood-Kino, das mit Gesang und Tanz für Kurzweil sorgt, bleibt „Virus“ im doku-realistischen Krisenmodus. Das ist die Stärke aber zugleich auch die Herausforderung des sorgfältig recherchierten medizinischen Dramas. Hierzulande hätte man das Format vielleicht als Miniserie oder Event-Zweiteiler inszeniert und „zuschauerfreundlicher“ vereinfacht. Sehenswert, dass „Virus“ darauf verzichtet.

Der indische Medizinthriller „Virus“ macht es sich und dem Publikum nicht immer leicht. Dadurch, dass der Thriller versucht auf Augenhöhe mit den Betroffenen zu sein, wirken einige Szenen bewusst verwirrend und diffus, erschließen sich erst mit der erfolgreichen Nachvollziehung der Ansteckungswege. Das ist filmisch durchaus gelungen und packend, aber eben auch fordernd.

Film-Wertung 6 out of 10 stars (6 / 10)

Virus – Unsichtbarer Tod
OT: Virus
Genre: Thriller, Drama,
Länge: 150 Minuten, IND, 2019
Regie: Aashiq Abu
Darsteller:innen: Sreenath Bhasi, Darshana Rajendran, Joju George, Soubin Shahir,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Busch Media
Kinostart: Nicht in Deutschland
Digital-VÖ: 28.04.2023
DVD-&BD-VÖ: 28.04.2023