Die Legende von Beowulf: Kaum Polar

Aus dem Archiv in den #FantasyFebruar: „Die Legende von Beowulf“ von 2008. Die für 3D-Kinos ausgelegte Hollywoodverfilmung “Die Legende von Beowulf” kam seinerzeit auch für die Couch-Potatoes ins Programm. In einem aufwändigen Verfahren hat Regisseur Robert Zemeckis (”Polarexpress”, “Cast Away”) sein Starensemble mittels CGI für eine neue Dimension des Kinos herausgeputzt. Die Verfilmung der alten angelsächsichen Heldensaga, die im frühmittelalterlichen Dänemark spielt, ist ein aktionreiches Spektakel geworden. Charaktere und Handlung rücken dabei in den Hintergrund.

Im Dänemark des 5. Jahrhunderts wird das Königreich des Herrschers Hrothgar (Anthony Hopkins, “Das Schweigen der Lämmer”) von einem Monster heimgesucht. Es stürmt die neu errichtete Festhalle und metzelt alles nieder, nur den König verschont es. Schnell spricht sich herum, dass ein Held gesucht wird, um Dänemark von dem Monster Grendel zu befreien. Aus Schweden machen sich die Gauten unter der Führung von Beowulf (Ray Winstone, “König Arthur”, “The Departed”) auf den Weg.

Grendel lässt nicht lange auf sich warten, und in einem heldenhaften Kampf ringt Beowulf das Ungetüm nieder. Grendel kann zwar flüchten, ist aber tödlich verletzt. In den Armen seiner Mutter (Angelina Jolie) verendet er. Beowulf macht sich auf die Suche nach den Überresten des Monsters und verfällt der schönen Hexe.

Übertragungsfehler?

Mit dem Kopf Grendels kehrt er zurück an Hrothgars Hof und verkündet, er habe auch Grendels Mutter getötet, dabei aber das Schwert von Unferth (John Malkowich) verloren. Der alte König bestimmt den Helden zu seinem Nachfolger und stürzt sich in den Tod, denn Grendel war sein Sohn, den er mit der Hexe zeugte. Jahre später wird Beowulfs Königreich erneut von einem Ungeheuer heimgesucht.

Aus filmischer Sicht ist “Die Legende von Beowulf” nicht überzeugend. Vielleicht war der visuelle Eindruck in einem 3D-Kino anders, wenn nicht gar überwältigend. Auf dem Bildschirm wirkt der Film größtenteils nicht besser als ein Action-Adventure am PC, zwar überzeugend animiert, aber doch animiert. Die Bewegungen sind nicht immer fließend und jenseits der Actionsequenzen wirken die Figuren langsam und ohne Elan.

Wäre die Story, die sich zu großen Teilen am Beowulf-Epos orientiert, aber in entscheidenden Passagen davon abweicht, ausgeklügelter, ließe sich das verschmerzen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Charaktere sind schlecht und oberflächlich gezeichnet: Hrothgar wirkt wie ein alter Trunkenbold, Beowulf ist ein arroganter Draufgänger, die Frauengestalten sind schmückendes Beiwerk, Unferth, des Königs Berater, wirkt linkisch und dünkelhaft.

He’s got the Looks

Auch die Dialoge strotzen vor Plattitüden und sind nicht dazu geeignet, Atmosphäre zu schaffen.
Bleibt am Ende nur die Action, ein durchaus legitimes Anliegen für eine Hollywood-Produktion. Sobald sagenhafte Ungeheuer auftauchen, bekommt “Die Legende von Beowulf” auch Unterhaltungswert. Robert Zemeckis Erfahrungen mit aufwändigen Animationen (”Polarexpress” mit Tom Hanks) zahlen sich hier aus. Doch es wird auch über Gebühr blutrünstig und wäre eines Splatterfilms würdig.

Allen, denen es um eine filmische Umsetzung des mythischen Themas geht, sei daher eher “Beowulf und Grendel” (2005) empfohlen. Regisseur Sturla Gunnarson hat auf Island eine atmosphärisch dichte, psychologisch überzeugende Interpretation der Saga gedreht, die zwar auch blutrünstig rüberkommt, aber ohne jede Animation auskommt und auf hervorragende Darsteller zurückgreifen kann.

Ein streckenweise blutrünstiges Actionspektakel, dem auf dem heimischen Fernseher (mangels 3D) viel Charme verloren geht. Die Charaktere sind plakativ, die Story zu vorhersehbar. Allein die CGI rechtfertigt den Film.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Die Legende von Beowulf
OT: Beowulf
Genre: Fantasy
Länge: 113 Minuten, USA, 2007
Regie: robert Zemeckis
Darsteller:innen: Ray Winston, John Malkovich, Angelina Jolie,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 15.11.2007
DVD-VÖ: 14.03.2008

Extras der 2DVD: Making of, Trailer, Dokumentationen: “Der Ursprung von Die Legende von Beowulf”, “Beast of Burden: Beowulfs Monster”, “Die Legende von Beowulf: Eine lange Reise”, “Die Entstehung von Die Legende von Beowulf”, “Auf der Suche nach dem perfekten Beowulf”
EinzelDVD: Director’s Cut, Trailer, keine Extras.