Sound of Smoke – Phases: Album Review

Ehrlicherweise war ich in einem anderen Universum unterwegs als das „Sound of Smoke“ Album hier eingetrudelt ist. Das Artwork mit den Pilzen, den Mondphasen und dem Fantasy-Schloss außerhalb der Atmosphäre eines fantastischen Planeten ließen schlimme Klischees erwarten. Auch und gerade mit den Bandnamen der mich ebenfalls wenig ansprach: „Sound of Smoke“. Das Album erscheint übrigens am 24.Februar bei Tonzonen Records. Aber nicht nur die Band geht durch „Phasen“, auch der Mond (der ja in anderen Sprachen die Mond ist), auch der Rezensent. Schließlich sollte mit den Ohren gehört werden, selbst wenn wir visuelle Tiere sind. Auftritt Schattentanz.

Tatsächlich war ich nach den beiden Auftaktsongs mehr als nur an weiterer Erforschung interessiert. Aber dazu später mehr. Auf „Phases“ werden 11 Songs in rund 45 Minuten Spielzeit geboten. Gemeinhin würde ich das im weitesten Sinne als Psychedelic Rock bezeichnen mit stilprägenden Elementen aus Blues und Heavy Rock.
„Sound of Smoke“ stammen aus Freiburg im Breisgau, die nicht nur den einzig sympathischen Fußballverein im deutschen Profifußball aufzubieten haben, sondern Universitätsstandort sind und von landschaftlichen Reizen des Schwarzwalds (The Black Forrest) umgeben sind. Hier, in der Nähe zur Schweiz kann sich schon etwas entwickeln und junge Leute gibt’s auch.

Die Band besteht seit 2016 und hat in der Anfangsphase wohl ordentlich herumexperimentiert. Irgendwann scheint sich das aktuelle Line up als Quartett und auch die feste Wahl des jeweiligen Instruments etabliert zu haben. Und zwar wie folgt: Isabelle Bapte – Gesang, Keyboards, Flöte, Jens Stöver – Gitarre, Florian Kiefer – Bass und Synthie sowie Johannes Braunstein an Schlagzeug und Percussion.

Nach offizieller Zählart ist „Phases“ das zweite Album der Band. Das Debüt „Tales“ erschien 2022 ebenfalls bei Tonzonen. Zuvor allerdings hatten „Sound of Smoke“ 2017 bereits eine EP mit 7 Songs aufgenommen, die mit 38 Minuten solide Albumlänge hat. Nun denn, die „Eleuthermania“ EP ist für schmales Geld noch auf der Bandcamp-Seite digital zu ergattern.

Phasen der Bandfindung

Wie es scheint, sind „Sound of Smoke“ auch eine sehr packende Live-Band. Immerhin waren sie von 2018 an ordentlich auf Tour und haben sich international einen Ruf erspielt. Der Sound ist nicht umsonst so tight. Das Album-Release Konzert fand bereits im Januar statt, aber eventuell kommen da noch Tour Dates im Lauf des Jahres. Gehen Sie da ruhig mal hin. Ich empfehle das unerlebt (!) …und zwar aufgrund der Tanzmaschine, die den „Phases“-Reigen eröffnet.

Es gibt so diese Songs, die einen einfach mitwippen lassen, so als wäre man Wackel-Dackel im „Waynes World“-Auto. Da kommt automatisch Freude auf und es bewegt sich was. Stetig, rollend, wie ein Truck mit Tempomat auf der Autobahn; der sich zu einem Perpetuum Mobile entwickelt.

Deep Purples „Highway Star“ hat diese Qualität, Hawkwinds „Silver Machine“ ist deren Inbegriff und wenn das heavy Ohr offen und der rockende Geist aufnahmefähig sind, haben auch technoidere Formen von Musik diese Qualität. Mir fällt da vieles ein, was einst unter die Sammelbegriffe „Trance“ und „Goa“ fiel. Repetitiv und hypnotisch. Eher Pilzragout als Kräuterküche. Bisweilen waren auch die „Folkloristen Für Fortgeschritten“ Loop Guru ziemlich nahe dran, an dieser sich verselbständigenden, tanzbaren Qualität.

Hier gebührt nun auf „Phases“ Herrn Braunstein ein irres Lob: Soviel Metronom muss Mensch erstmal sein, um diesen Rhythmusteppich konstant zu halten. Auf dem können sich dann die restlichen Mitmusikerinnen entfalten. Charismatisch, betörend und lockend schwebt da der Gesang von Isabelle Bapte über allem. Tanzt mit dem eigenen Schatten am Boden, um nicht abzuheben (oder eben doch). „Shadows“ ist ein furioser Opener, der seine Schichten klar und schlicht, aber umso wirkungsvoller aubaut. Großartiger Auftakt.

Aber noch lange nicht alles: den „Ocean Drive“ hat eine ähnlich tanzbare Qualität. Nach Brandungsrauschen als Intro baut sich der Song zu einem anrollenden Wellengang auf. Bis die Wellen sich brechen, sich überlagern und die Hörerschaft nicht mehr weiß, ob die Wellen kommen oder gehen?

Gefährliche Brandung

„Ocean Drive“ ist zwar ein eigenständiger Song, aber eben auch die zweite Runde im Albumauftakt. In dieser charmanten Dringlichkeit hat mich lange kein Album mehr abgeholt. Anschließend erkunden „Sound of Smoke“ andere, auch schöne Bereiche ihrer Kreativität. Gegen Albumende, kommt mit „Darkness“ noch so ein Dancefloor-Knüller zu ehren.

Spannend an „Sound of Smoke“ ist die Klarheit der musikalischen Vision. Das schien mir beim ersten, noch unbekannten Hördurchgang schon ganz beachtlich ausgereift. Zwar lassen sich viele Bezüge und Inspirationen aus Rock und Psychedelic der späten Sechziger und frühen Siebziger ausmachen, aber die Band macht schon ihr eigenes Ding. Und das sehr souverän.

Ich habe zur Vorbereitung nochmal die früheren Outputs quergehört. Und tatsächlich manifestiert „Phases“ einen Quantensprung in Punkto Sound und musikalische Klarheit. Vorher waren da noch breitere Einflüsse, schwerere Rocksounds und austauschbarere, wenn auch gelungene Kompositionen. Nun ist nicht nur der Sound klarer, sondern auch die Songs sind reduzierter und minimalistischer, ohne dabei minimalistisch zu klingen. Im Gegenteil, hier wird mit Leib und Seele gerockt und gegroovt, dass es eine Freude ist.

Allerdings kommen die schrägeren Sounds wie Flöte und Sitar pointiert zum Einsatz und auch der Gitarrensound ist allgemein transparenter, fokussiert auf den Sound, der dem jeweiligen Lied eine eigene Note verpasst. Sei es das warme Sustain in „Shadows“, die knarzige Bluesigkeit in „Sheriff“ oder der sexy Delayeffekt in „Empty Streets“ der in den hohlen Gassen wiederklingt und dem verhuschten Gesang Marke Sally Oldfield zu einem weiteren Echo verhilft.

Folge dem weißen Kaninchen

„Phases“ kommt mit seiner Gesangsmelodie beinahe orientalisch daher. „Chasing the Light“ eröffnet die Jagd mit Bass und Flöte, „Wheit Raebit“ (keine Schreibfehler“) erinnert an die Spelunkenauftritte von Tito und Tarantula in „From dusk til dawn“ und „Candy“ hat nicht nur ein kauziges Werbesample zur süßen Versuchung von Zucker zu bieten, sondern auch Regenbogen im Text, da kommt die Zuckerwatte von alleine. Musikalisch wird mit flotter Orgel im britischen Sixties-Style abgehottet.

Tatsächlich ist die Hörerschaft versucht, sich von Isabelle Baptes Gesang einfangen zu lassen und es zum Alleinstellungsmerkmal von „Sound of Smoke“ zu stilisieren. Aber ich greife nochmal die Fußball-Assoziation auf: Das hier ist Mannschaftssport. Hier fügt sich jedes Sounddetail großartig zum anderen. Der himmlisch klare Gesang entfaltet sich ja erst im Laufe des Albums.

Während in „Shadows“ die tonale Monotonie schon fast an Velvet Underground mit Nico erinnert, kommen unterwegs immer mehr Klangfarben in die Vocals. Bisweilen, wenn der Soundteppich entsprechend bluesrockt kommen Erinnerungen an Janis Joplin zutage. Wie etwa bei „Sheriff“ und dem abschließenden „Preacher“. Nicht umsonst evoziert der Text hippieeske Blumenwiesen.

„Phases“ von „Sound of Smoke“ ist hoffentlich nicht nur eine Phase, sondern der neue kreative Dauerzustand der Freiburger Band. Die elf Songs auf dem „zweiten“ Album sind abwechslungsreich und kraftvoll. Bei aller Hommage an etwaige Vorbilder haben „Sound of Smoke“ ihren Sound gefunden. Mir sind die tanzbaren Hymnen die liebsten, aber schwache Momente gibt es auf „Phasen nicht. Ein großartiges Album.

Album-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Sound of Smoke: Phases
Genre: Psychedelic, Rock,
Länge: 45 M;inuten, 11 Songs, D, 2023
Interpret: Sound Of smoke
Label: Tonzonen
Vertrieb: Soulfood
Album-VÖ: 24.02.2023

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