Oblivion: Einsam auf Patrouille

Aus dem Archiv in den #FantasyFebraur: „Oblivion“ von 2013.„Tron: Legacy“ Regisseur Joseph Kosinski schickt Megastar Tom Cruise in seinem neuen Science-Fiction-Abenteuer auf Patrouille über eine komplett zerstörte Erde. Der Endzeitthriller ist optisch absolut gelungen, aber was die Story angeht, kommt „Oblivion“ (deutsch: das Vergessen) nicht sonderlich originell hinaus.

Der Regisseur verfilmt seine eigene Graphic Novel, die hat das Licht der Welt allerdings noch nicht erblickt, und Kosinski selbst sagt, dass diese wohl auch gar nicht mehr erscheinen wird. Gerüchteweise war das nur gedacht, um Tom Cruise für den Film zu ködern.

Alien haben die Erde angegriffen. Und obwohl die Menschheit den Angriff abwenden konnte, hat sie einen hohen Preis dafür bezahlt. Der Heimatplanet ist komplett zerstört und nicht mehr bewohnbar. Die Menschheit hat den Planeten verlassen und lebt nun auf dem Titan, aber die zerstörte Erde dient noch als Energiequelle.

Riesige Turbinen saugen das Wasser aus den Ozeanen und wandeln es in Energie um. Der Techniker Jack (Tom Cruise) und seine Lebensgefährtin Victoria (Andrea Riseborough), die gleichzeitig sein Führungsoffizier ist, überwachen die Arbeit der Turbinen. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, wenn versprengte Überlebende der Aliens die Turbinen zu sabotieren versuchen.

Ein Planet als Kraftwerk

Der Job ist fast erledigt, doch während Viktoria sich auf das neue Leben auf dem Titan freut, träumt Jack immer wieder von einer mysteriösen Frau (Olga Kurlyenko). Die Dame scheint ihm seltsam vertraut und Jack will seinen Heimatplaneten irgendwie nicht verlassen. Bei einer Routinereparatur einer Verteidigungsdrone wird Jack dann Zeuge wie ein menschliches Raumschiff notlandet und von den Dronen zerstört wird. Die Astronauten werden getötet. Jack beginnt seinen Auftrag und die Anweisungen von Sally (Melissa Leo) in der Mission Control Station im Erdorbit zu hinterfragen.

Regisseur Kosinski inszeniert seine Sci-Fi-Geschichte zwar nicht in 3D, aber mit einer neuen Bildtechnik, so dass „Oblivion“ optisch sehr gefällig wirkt und die Grenzen zwischen CGI und Realfilm zunehmend verschwinden. Auch die hochtechnisierten Kulissen und das Setting auf einer postapokalyptischen Erde wissen zu überzeugen. So gesehen ist „Oblivion“ schon einen Besuch im Kino wert.

Doch die Story weiß nicht so recht zu überzeugen: Erzählt wird Oblivion aus der Perspektive des Hauptcharakters. Und dessen Traumbilder von der unbekannten Frau weisen dem Zuschauer den Weg zu einer Zeit, in der die Erde noch nicht zerstört war. Doch ebenso wie Jack bleibt auch der Zuschauer im Ungewissen, was es mit diesem Traum auf sich hat. Ebenso bleiben die Aliens und Saboteure weitgehend unsichtbar. So muss der Techniker immer wieder gegen eine gesichtslose Bedrohung ankämpfen. Dabei zeigt der Held eine Neugier und eine Heimatverbundenheit, die ihn immer mehr zweifeln lässt.

Mission: Wartung

Lebensgefährtin Victoria kann mit diesen Zweifeln und der Nostalgie wenig anfangen. Sie ist in ihrer Aufgabenerfüllung gefangen, so dass sie gar nicht merkt, wie ihr Jack in mehrerer Hinsicht immer weiter entgleitet. Selbst als klar wird, dass die Dinge nicht so liegen, wie es scheint, beharrt sie darauf, weiter kritiklos ihre Aufgabe zu erfüllen.

Das ist bisweilen etwas plakativ. Selbst wenn Andrea Riseborough überzeugend spielt, ist die Rolle doch eher oberflächlich angelegt. Ohne allzu viel von der Geschichte zu verraten, sei angemerkt, dass dies auch für einige der anderen Figuren gilt. Jack freilich ist ein typischer Tom Cruise Charakter, der das Heldengen schon immer in sich hatte. Wenn es darauf ankommt, stellt er die Pflichterfüllung hintenan, um das Richtige zu tun.

Anfangs weiß „Oblivion“ noch zu fesseln, doch mit zunehmender Dauer des Films tuen sich storytechnische Defizite auf. Je mehr Protagonist Jack an seinen Auftrag zweifelt, desto mehr Fragen hat auch der Zuschauer. Eigentlich ein willkommener Impuls, aber „Oblivion“ bietet nicht immer nachvollziehbare, spannende und interessante Erklärungen und Wendungen an.

Impulse und Träume

Was zunächst nach einem Alien Actioner aussah, wandelt sich in einen eher psychologischen Thriller, der seine Spannung aus dem Konflikt von Pflicht und Wahrheit bezieht. Viele der neueren Sci-Fi-Streifen bedienen sich dieser Psychologisierung und werfen den Protagonisten auf sich selbst zurück, doch „Oblivion“ lässt dabei die Konsequenz und auch die Originalität vermissen, um eine wirklich gelungener Sci-Fi-Thriller zu sein.

Wie eingangs erwähnt, basiert „Oblivion“ auf dem Entwurf einer Graphic Novel, die Regisseur Kosinski zusammen mit Zeichner Arvid Nelson realisieren wollte. Für die Drehbuchumsetzung hat sich Kosinski die Mitwirkung von Michael Arndt („Merida“, „Toy Story 3“, „Little Miss Sunshine“) und Karl Gajdusek („Trespas“, „Last Resort“ –Serie) als Co-Autoren gesichert, doch das Ergebnis bleibt hinter den Hoffnungen zurück. Fast so als verdürben zuviele Autoren die Geschichte.

„Oblivion“ ist kein schlechter Film. Auch wenn die Story, die auf einen Twist hinausläuft, nicht so zwingend ausformuliert ist, bleibt doch eine ziemlich spektakuläre Optik, die den Kinobesuch für Genre-Fans versüßen wird.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Oblivion
OT: Oblivion
Genre: Science-Fiction
Länge: 124 Minuten, USA, 2013
Regie: Joseph Kosinski
Darsteller:innen: Tom Cruise, Olga Kurlyenko, Andrea Risenborough
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Universal Pictures International
Kinostart: 11.04.2013
DVD-& BD-VÖ: 15.08.2013