Einfach mal was Schönes: Allein machen sie dich ein

Die romantische Komödie „Einfach mal was Schönes“ erzählt von der Radiomoderatorin Karla, die gerne ein Kind hätte, aber irgendwie klappt’s mit den Männern nicht. Als wäre das in Karoline Herfurths fünfter Regiearbeit noch nicht genug, ist die ganze Familie auch ein bisschen gestört. Da kann frau sich schon mal sehnen: nach „einfach mal was Schönes“. Im Kino ab 17.11.2022.

Ganz so verstörend niederhumorig wie in der NDR-Comedy „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“ geht’s in „Einfach mal was Schönes nicht zu. Karla (Karoline Herfurth) ist eher so ein romantisch veranlagtes Mauerblümchen. Jetzt, so gegen Ende 30, läuft ihr die Zeit weg, noch ein Kind zu bekommen. Und der Kerl läuft bei der Ankündigung auch gleich weg. Selbst ist die Frau denkt sich Karla nach diversen schäbigen Dating-Versuchen. Und will alleine Mutter werden.

Ausgerechnet auf der zweiten Hochzeit ihres Vaters lernt Karla dann Ole (Aaron Altares) kennen. Der ist eigentlich ganz sympathisch und anders als es den Anschein hat auch nicht vergeben. Für Karlas beste Freundin und Producerin Senay (Jasmin Shakeri) hört sich Krankenpfleger Ole nach genau dem Spaßfaktor an, den Karla bei ihrem Projekt gerade braucht. Wer kann schon damit rechnen, dass der junge Kerl auch Gefühle hat?

Doch Karla hat noch andere Stressfaktoren an der Backe: ihre Familie. Ihre Mutter hat ein erhebliches Alkoholproblem und kommt nicht damit klar, von ihrem Gatten abserviert worden zu sein. Ihre jüngere Schwester Sandy will selbst gerade ein Profi-Fussballerin heiraten und drängt dabei nahezu neurotisch auf den Familienfrieden. Währenddessen sieht Klaras ältere Schwester Jule (Nora Tschirner) ihre Ehe- und ihre eigene Familie langsam abrutschen.

Ganz schon voll in dieser Bude. Doch Regisseurin und Hauptdarstellerin Karoline Herfurth dirigiert das Chaos weiblicher Befindlichkeiten in den zwei Stunden mit leichter Hand. Da mag es bisweilen total over the top sein und die Verwandlung von romantischen Backfisch zur selbstbewussten Frau ist nun auch nicht gerade neu.

Aber: ich fühlte mich weitgehend gut unterhalten. Was auch und immer wieder an der Musik liegt. Dafür ist in allen Filmen von Frau Herfurth die Komponistin Anette focks zuständig. Ich gehe mal davon aus, dass sie auch als Supervisor für die Popsongs agiert. Und die Auswahl und Einbindung der Musik ist einfach herausragend und extrem catchy. Sei es die nächtliche Mundharmonika-Einlage oder die Verwendung flotter Ohrwürmer zur Untermalung oder die richtige Portion Nostalgie, die definitiv nicht meine ist, Hier sitzt jede Note.

Für mich trägt das extrem zum Wohlfühlen bei. Ich mag es auch, wenn diverse Frauenthemen in einer Mainstream-Komödie behandelt werden. Auch das ist nicht gerade neu, aber irgendwie wohl immer noch besonders. Da verzeihe ich dann auch die extrem kitschigen Momente und das total überkandidelte Ende. Bei Herrn Schweighöfer hätte ich das ehrlicherweise nicht getan. Das Leben ist nicht fair.

Die lustige Romanze „Einfach mal was Schönes“ tanzt leichtfüßig um diverse Frauenthemen und Klischees herum, verliert sich dabei gelegentlich im Rhythmus der Erzählung und der Vielzahl der Motive, aber zuviel ist nie genug. Läuft nicht, trabt aber.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Einfach mal was Schönes
OT: Einfach mal was Schönes
Genre: Romanze, Komödie,
Länge: 116 Minuten, D, 2022
Regie: Karoline Herfurth
Darsteller:innen: Karoline Herfurth, Aaron Altares, Jasmin Shakeri,
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 17.11.2022

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