Lila, Lila: Der Kellner und die Schreibblockade

Neulich noch den jüngsten Daniel Brühl Film vorgestellt und dabei an diesen hier gedacht: Aus dem Archiv Kino-Rezension zu „Lila, Lila“ von 2009: Was tun, um die Aufmerksamkeit der Angehimmelten zu erhalten? Der Kellner David Kern kommt nur mit Nettigkeit nicht weiter, wenn die Literaturstudentin Marie mit ihrer Clique im Café erscheint. Doch dann kommt dem schüchternen David der Zufall zur Hilfe. Doch das Glück hat auch seine Schattenseiten…

In der verkanteten Schublade eines auf dem Trödelmarkt gekauften Beistelltisches findet David (Daniel Brühl) ein Manuskript. Neugierig geworden beginnt er zu lesen und ist gefesselt von der Geschichte. Und so ganz nebenbei hat er damit ein Mittel gefunden, Maries (Hannah Herzsprung) Aufmerksamkeit zu bekommen. Die literaturverliebte Studentin himmelt ihren Kommilitonen Ralph an, der immer so klug daherredet und selbst auch schreibt. Doch Marie hat noch nie eine Zeile davon zu Gesicht bekommen.

In einer verwegenen Aktion tippt der Kellner dann das Manuskript in den Computer und gibt das Werk als sein eigenes aus. Bei nächster Gelegenheit überreicht er die Geschichte seiner Angebeteten…und die ist hin und weg. Marie verliebt sich in den Schriftsteller David und ist irritiert von seiner Abneigung, den Roman einem Verlag zu schicken. Heimlich tut sie das dann für David. Und tritt damit eine Lawine los.

Der Roman wird ein Bestseller und David steht nun vor einem kometenhaften Aufstieg als neue literarische Sensation. Schnell wird er von mehreren Agenten und Verlagen umworben und alle nehmen die Zurückhaltung des jungen Mannes für sympathische Schüchternheit. Doch bei einer Signierstunde taucht dann jemand auf, der als Widmung in das Buch den Namen des richtigen Autors haben möchte.

Wenn die Schublade klemmt

Der Mann, der sich später als Jacky (Henry Hübchen) vorstellt, gibt sich als der eigentliche Autor aus. Doch statt David bloßzustellen, versucht Jacky auf den Zug aufzuspringen, wohl wissend, dass die Literaturszene eine junge Neuentdeckung will und keinen ausgebrannten alten Schreiber. Ungefragt schwingt sich Jacky zu Davids Agenten auf und tut alles, um sich so gut wie möglich zu bereichern.

David ist mit der Situation komplett überfordert, vor allem weil sich Marie und Jacky überhaupt nicht ausstehen können und Davids eigentliche Agentin Karin Kohler (Kirsten Block) übergangen fühlt. So langsam wird die Situation für das literarische Talent unüberschaubar.

Mit „Lila, Lila“ legt Regisseur Alain Gsponner („Bummm“) eine gelungene Bestsellerverfilmung vor. Die Romanvorlage von Martin Suter („Die dunkle Seite des Mondes“) geht zwar humorvoll, aber durchaus kritisch mit dem Literaturbetrieb um und zeigt auf, dass es im Wesentlichen auch auf dem Büchermarkt nur um Auflage und Event geht. Mit dem unbedarften Kellner als komplett überfordertem Schriftsteller lassen sich die Eigenheiten des Business perfekt entblößen.

Daniel Brühl („Die fetten Jahre sind vorbei“, „Ich und Kaminski“, „Nebenan“) spielt den David mit bestaunenswerter Naivität und beweist einmal mehr, das Humor aus großer Ernsthaftigkeit resultiert. Und Henry Hübchen („Whiskey mit Wodka“, „Comissari Laurenti“) als sein gewiefter Gegenspieler legt in seinen besten Momenten einen durchaus Johnny Depp-haften Charme an den Tag.

Die Rolle des abgebrannten Tunichtgut, der seine Chance wittert ist ihm auf den Leib geschrieben. Das Spiel der beiden macht die Geschichte lebendig und trägt die im Grunde romantische Komödie auch über einige weiniger originelle Passagen. Dabei bleibt „Lila, Lila“ immer unterhaltsam, ohne zu offensichtlich zu werden, doch ein wenig mehr satirischer Biss hätte der Komödie auch nicht geschadet.

„Lila, Lila“ ist eine gelungene Romanverfilmung die gekonnt den Literaturbetrieb auf die Schippe nimmt und mit einer kleinen Romanze verbindet. Unterhaltsames Kino mit einige wirklich großartigen Momenten.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Lila, Lila
OT: Lila, Lila
Genre: Komödie, Drama
Länge: 104 Minuten, D, 2009
Regie: Alain Gsponner
VBorlage: Gleichnamiger Roman von Martin Suter
Darsteller:innen: Daniel Brühl, Hannah herzsprung, Henri Hübchen
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 17.12.2009
DVD-VÖ: 27.08.2010