Die Anime-Bibliothek: Zeichentrick Japan-Style

Große Versprechungen werden Filmfans und solchen, die es werden wollen auf dem Titel von „Die Anime-Bilbliothek“ gemacht. „Nicht weniger als den „Ultimativen Guide zum japanischen Animationsfilm“ wollen die beiden britischen Autoren Michael Leader und Jake Cunningham vorgelegt haben. Seit Ende Oktober neu bei Panini.

Die beiden Autoren sind Filmexperten und seit Jahren veröffentlichen Leader und Cunningham auch einen Podcast über Filmthemen. Daraus sind die beiden Bücher „Die Ghibliothek“ und „Die Anime-Bibliothek“ entstanden. Nachdem für die Werke aus dem Studio Ghilbi bereits die Vorgehensweise und auch der Aufbau des Kompendiums klar und etabliert war, geht es in gleicher Art und Weise in „Die Anime-Bibliothek“ weiter.

Wichtig, ja wesentlich, um bei dem riesigen Feld japanischen Comics und Zeichentricks nicht den Überblick zu verlieren, ist es, den Gegenstand der Betrachtung einzugrenzen. Die Autoren wissen, dass Anime häufig aus erfolgreichen Comics, also Mangas, entstehen. Diese sind oft genug in endlos langen Serien erzählt und so bietet sich auch für die Bewegtbild-Umsetzung häufig ein Serienformat an. Doch Serien lassen die Autoren bewusst außen vor.

Von der weißen Schlange zur virtuellen Diva

In „Die Anime-Bibliothek“ werden nur Filme vorgestellt. Dabei wird eine Beschränkung auf dreißig Titel vorgenommen, denen die Autoren eine gewisse Schlüsselstellung innerhalb des „Genres“ zugestehen. Viele der besprochenen Filme wurden auch bei brutstatt.de vorgestellt, weil ich gleichfalls ein Faible für Zeichentrickfilme habe. Beispielsweise: „Akira“, „Miss Hokusai“, „Giovannis Insel“, „Belladonna“, „In This Corner of The World“. Insofern schätze ich die Auswahl als gelungen und repräsentativ ein und es lohnt sich immer eine weitere Sichtweise kennenzulernen.

Vielleicht mogeln Leader und Cunningham an der einen oder anderen Stelle mit der Einordnung. Berechtigt, weil Ghilbi-Filme bereits in dem vorangegangenen Buch vorgestellt wurden. Unberechtigt, weil „Cowboy Beebop“ einfach eine viel zu großartige Serie ist, um nicht „Cowboy Beebop: Der Film“ einzubeziehen. Aber das tut an dieser Stelle wenig zur Sache.

Die 30 Filme werden chronologisch vorgestellt. Zunächst wird von Michael Leader etwas über die Entstehungsgeschichte und die Genre-historische Bedeutung geschrieben. Das, was den Film letztlich ausmacht und besonders blieben lässt. Anschließend nimmt Jake Cunningham eine klassische Film-Rezension zu dem jeweiligen Werk vor. Allerdings auch aus moderner, heutiger Perspektive, was die Einschätzung gelegentlich anders ausfallen lässt als etwa einen zeitgenössischen Review. In der Nachschau liegt immer mehr Überblick.

Vom Kunstfilm zum Actioner

Der Aufbau und die Filmvorstellung sind jeweils sehr gelungen und informativ. Die Texte sind flott und gut lesbar geschrieben. Und zu jedem Film gibt es auch Bildmaterial zu Veranschaulichung. Eventuell hätte ich mir eine klassische Inhaltsangabe gewünscht. Einfach daher, weil diese schneller zu erfassen wäre, als sich die Handlung aus den interpretierenden Texten die Basics herauszusuchen. Legitim und gelungen ist die Herangehensweise in dem Buch allemal.

Vielleicht sollte ich in aller Deutlichkeit noch einmal darauf hinweisen, dass „Die Anime-Bibliothek“ kein Buch zum flotten Weglesen ist, sondern eher ein Nachschlagewerk. Wenn sich die Gelegenheit bietet, einen der Filme zu sehen, was in der westlichen Film-Welt gar nicht so selbstverständlich ist, wie es sich anhört, kann der Fan vorher oder hinterher nachlesen, warum das Ganze sehenswert ist. Oder aber Interessierte versuchen systematisch anhand des Buches das weite Feld japanischen Animationsfelds zu erforschen und zu durchstreifen.

Well done, Lads! „Die Anime-Bibliothek“ bietet wertvolle Hilfe für Fans und Neueinsteiger, um die markanten Animes zu identifizieren. Wie die Autoren erwähnen, es gibt Unmengen toller Filme, die hier noch gar nicht erwähnt sind. Aber wer diese Auswahl abgearbeitet hat, kann sich schon beinahe selbst einen Experten nennen. Eventuell ist das hilfreiche und kompetente Nachschlagewerk auch schon ein heißer Tipp für den Geschenketisch.

Buch-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Die Anime-Bilbiothek – Der ultimative Guide zum japanischen Animationsfilm
OT: The Anime- Bibliotheque, Welback Non-Fiction, 2021
Genre: Sachbuch, Film, Zeichentrick,
Autoren: Michael Leader, Jake Cunningham,
Übersetzung: Ruben Grest
ISBN: 9783833242632
Verlag: Panini Verlag, Hardcover, 192 Seiten
VÖ: 25.10.2022

Die Anime-Bibliothek bei Panini