Ansichten am Donnerstag # 46: Katzen und das große Kino

Spider-Man bekommt ein neues Gesicht, Jack Sparrows neue Schützlinge, die Ghostbusters gehen wieder aufräumen und doch bleibt alles irgendwie beim Alten. Statt konsequent zu sein, reitet man die Erfolgswelle weiter, bis sie verebbt. Warum die Veränderungen in lieb gewordenen Film-Reihen auch positiv sein können, wusste schon Comic-Kater Garfield.

Seien wir doch mal ehrlich, die ersten Teile von Filmreihen sind meistens – ach, was red‘ ich: immer die besten. Gerade bei Superhelden-Stories fällt das besonders auf, denn in den weiteren Abenteuern wird der Kinogänger meist mit zu vielen stupiden Kämpfen gegen das Böse ermüdet. Vielleicht sollte man die Erwartungen an „Iron Man 2“ nach dem grandiosen Auftakt also zu zügeln versuchen.

Warum aber finden wir den ersten „Matrix“-Teil interessanter und spannender als die folgenden? Neben dem Hang, immer überall noch einen draufsetzen zu wollen, was gerade auf der Leinwand immer wieder in technischen Spielereien endet, ist es vor allem das Fehlen eines bestimmten psychologischen Moments der Figuren. Sie entwickeln sich nicht mehr: Sie sind einfach das, was sie sind.

Charaktzerentwicklung

Dabei ist das eigentlich Spannende wie die Charaktere und Figuren zu dem werden, was sie ausmacht. Und genau das wusste auch schon Garfield, als er die soeben gefangene Maus wieder aus den Fängen lässt und in tiefer Weisheit verkündet: „It’s the getting, not the having“. Frei eingedeutscht ist die Jagd das eigentlich Wichtige und nicht die Beute. Das trifft auch auf Geschichten aller Art zu. Wir werden gepackt, wenn es von irgendeinem Punkt aus losgeht und noch nicht klar ist wie man dorthin gelangt, wo man sich am Ende wiederfindet.

„Spider-Man“, der als Held gegen das Böse kämpft und in märchenhaftem Terror am Ende doch zum Siegen verdammt ist, ist ein relativ ödes Thema. Alien versus Predator? Neo gegen die Maschinen? Laaangweilig! Das ist schon etabliert und verwaltet den Status Quo.

Superman war schon immer super und wird es auch bleiben. Hulk, der mutierte Comic-Jekyll, ist als verwandelter Grünling auch nur bedingt fesselnd, weil das Grünfärben aufs Hirn schlägt. Einzig veränderlicher Aspekt dabei ist das Leiden seiner menschlichen Inkarnation.

Katzenweisheiten

Insofern liegt im „Reboot des Franchise“, also dem Neustart einer erfolgreichen Serie, auch eine Chance auf neue Aspekte jener Entwicklungsgeschichte, die uns einst gefesselt hat. Das muss nicht immer besser sein, aber es ist eine Neuinterpretation, so wie im Jazz, wo Variationen von klassischen Motiven und Songs hoch angesehen sind – und natürlich auch im Theater: Jeder wirft seine persönliche Annäherung in die Waagschale.

Nur ist das ein ganz künstlerischer Aspekt, der sich nur bedingt kommerziell voraussagen lässt. Andererseits darf das Publikum sicher sein, dass das Wesen der Figuren gegen jede Interpretation gefeit ist. Unsere Pop-Ikonen werden immer sie selbst bleiben, welche Filmschaffenden sich auch immer an ihnen versuchen.

Das wusste auch schon eine andere Comic-Katze als sie sich auf Calvin stürzt und ganz selbstverständlich feststellte: „You can take the tiger out oft he jungle, but you can’t take the jungle out oft he tiger.“

Viel Spaß im Kino.

(ursprünglich veröffentlicht bei Cinetrend.de am, 28.01.2010)