Werner Enke: „Es wird böse enden“ – mit Daumenkino

So gelegentlich wie das für seine legendären Filmcharaktere typisch wäre, gibt es Lebenszeichen von Werner Enke. Der ewigjunge Autorenfilmer kam zur Zeit der Studentenbewegung mit einigen wenigen Filmrollen zu Ruhm und Kult. Im vergangen Jahr wurde Enke 80 Jahre alt. Anlass und Jubiläum lässt der ewige Antiheld medial verstreichen und kommt „nur“ mit der Neuauflage seines „schnellen Comic-Buches“ ums Eck: „Es wird böse enden“ kommt mit einem Daumenkino als Extra.

Es ist aber auch schlimm, dass diese Rezensionen immer so ernst sind. Gerade wenn so einer wie Werner Enke quasi der Inbegriff des Schluffis, des Arbeitsverweigerers und Tunichtguts ist. Immerhin hat Werner Enke es zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Filmmacherin May Spils zu einigem Ruhm gebracht, als man 1968 „Zur Sache, Schätzchen“ drehte und dem neuen deutschen Film endlich den Stock aus dem Hintern entfernte.

„Das vergangen Jahr war völlig verscheißert.“

In der Folge kamen noch weitere komödiantische Perlen wie „Nicht fummeln, Liebling“ (1970), „Hau drauf, Kleiner“ (1974), „Wehe, wenn Scharzenbeck kommt“ (1979) und „Mit mir nicht, du Knallkopp“ (1983). Darin spielt Werner Enke sich wohl im Wesentlichen selbst. So zumindest lautet das Narrativ, das auch der Geburtstagsgruß von Filmpartnerin Uschi Glas zum 80. Geburtstag in der Süddeutschen Zeitung unterstützt.

Darin wird Werner Enke als charmant neurotisch beschrieben und immer auch ein wenig eitel und eher hadernd – philosophisch gesehen. Daher war es eigentlich erstaunlich, das im Jahr 2003 im Antje Kunstmann Verlag ein Buch von Enke erschien. Die Strichmännchen und –frauchen aus dem Daumenkino kommen hier zu neuen Ehren und dürfen sogar reden. Schwadronieren über das Leben an sich und in typischer Enke-Manier vor allem um das Nichtstun herum.

„Trotzdem, ein paar Dinge habe ich auf Zetteln notiert.“

Was Herman Hesse in „Die Kunst des Müßiggangs“ in den Stand der kreativen Kunst hebt, nagelt Werner Enke mit seinem Protagonisten „Der schlaffe Haro“ solide auf dem Kanapee fest. In Tagebuchmanier, illustriert Haro ein unaufgeregtes Jahr in seinem Leben.

Anhand der Fußball-Erwähnungen lässt sich das zeitlich auf die Phase beschränken, in der sowohl Mehmed Scholl als auch Mario Basler beim FC Bayern München kickend aktiv waren (1996-99). Aber das muss ja alles nix heißen. Nichts ist für einen Schludrian schlimmer als sich festlegen zu lassen. Daraus könnten Verpflichtungen erwachsen.

Zusammen mit seinem Kumpel, Gelegenheitsjournalist Frank, schwadroniert der schlaffe Haro darüber, mal was tun zu müssen. Die Frage bleibt, was? Aber nicht zuviel. Da hilft auch der professionelle Rat von Rundumgeschäftsmann Permaeder wenig.

„Nix richtig los heute.“

Ebensowenig wie die handfeste Kritik von Freundin Susi, mit der Haro zusammenwohnt, so sie ihn nicht wegen des Fernsehkonsums rausgeschmissen hat. Wo lässt sich besser Selbstzweifeln als auf einer Parkbank? Immer wieder kehrt Strichmännchen Haro mehr oder minder grübelnd dorthin zurück.

Das schnelle Comicbuch „Das wird böse enden“ zehrt auch ein bisschen von eigenen vergangen Ruhm und ehrlich gesagt, macht das Lesen mehr Spaß, wenn man Enkes sonore Erzählstimme im Ohr hat, der mal wieder vor sich hinschlawinert. Die Strichmännchen verquasten in typischer Sponti-Manier alles, was nicht bei 3 auf’m Baum ist und kein Kalauer ist zu flach, um ihn nicht zu verwenden.

Das Daumenkino „Der Hammerwerfer“ ist mehr als nur ein Gimmick. Hebt aber unbedingt die Stimmung und sollte einer wiedergefundenen Kulturtechnik zu neuer Blüte verhelfen. So schön kann analog sein. Da müssen erwachsene Leute gar nicht mehr zwecks Entspannung zum Malbuch greifen.

Ach, das Wichtigste: „es wird böse enden“ war lange vergriffen. Nun hat Werner Enke das Kleinod im Selbstverlag wieder zugänglich gemacht. Zu bestellen ausschließlich online. Aber mit „Hammerwerfer“.

Bei der Frequenz an Sprüchen, sind auch viele dabei, die treffen. Die Frage bleibt, ob es den eigenen Humor trifft, oder ob das Ganze nicht etwas aus der Zeit gefallen ist? Wobei das schlaff Unmoderne auch wieder Methode hat und zum Habitus gehört.

Werner Enke: „Es wird böse enden“
Enkes Sprechmännchen
Ein „schneller“ Comic-Roman
Autor & Zeichner: Werner Enke
ISBN: 4260080290159
Selbstverlag
VÖ: Dezember 2021

Internetseite „Es wird böse enden (mit Bestellmöglichkeit)
Fanseite: Werner Enke