Ansichten am Donnerstag # 13: “Dinge, die wir im Feuer verloren”

Zugegeben, ich bin anfällig für das Wort. Für das zeit- gleiche Auftauchen von Dingen, die nichts miteinander zu tun haben, bin ich genauso anfällig. In der letzten Woche lief ein Film mit dem wunderbaren Titel “Things We Lost In The Fire” an. Als ich am Donnerstag (Filmstart) ins Büro fuhr, wunderte ich mich schon über diverse Zusammenrottungen von Ordnungskräften…

In direkter Umgebung hatte ein Feuerteufel gezündelt. Und zwar nicht nur einmal, sondern, wie sich hinterher herausstellte, zwölf Mal innerhalb eines Tages. Scheinbar vollkommen wahllos hatte irgendwer alle paar Querstraßen einen Brandsatz gezündet und damit ungeheure Aufregung verursacht. Verwunderlicher Weise beschränkte sich die Aktion auch nicht auf die Nachtstunden, sondern der “Feuerteufel” war auch morgens, am helllichten Tag unterwegs. An allen Ecken und Kanten des Hamburger Stadtteils St. Georg kokelte es vor sich hin.

Sicher im Büro angekommen, fragten die lieben Kollegen, wie es denn beim Nachbarhaus so aussehen würde, in das wir beinahe auch eingezogen wären. Ich habe mich aber nicht weiter um den Menschenauflauf nebenan gekümmert und konnte den Wissensdurst nicht stillen. Ich wage auch nicht, mir vorzustellen, aus dem Nachbarhaus evakuiert werden zu müssen. Warm wird mir bei dem Gedanken dennoch.

Brandstifter und Pyromanen

Ich nehme kaum an, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der absurden Aktion und dem Filmstart von “Things We Lost In The Fire”, aber irritiert hat mich das zeitliche Zusammentreffen schon. Zumal am nächsten Tag auch in einer Tageszeitung ausführlich über die Brandserie berichtet wurde und der im Veranstaltungsteil gelobte und empfohlene Film ausgerechnet “Things We Lost In The Fire” war, ohne dass sich jemand daran gestoßen hätte. Der Film hat nichts mit Feuer im eigentlichen Sinne zu tun, und der Titel ist übertragen zu verstehen. Es geht um plötzlichen Verlust, gegenseitiges Vertrauen und das Umgehen mit Schicksalsschlägen.

Also Zufall, Synchronizität, selektive Wahrnehmung, Mumpitz? Mich treibt das, was ich im Feuer verloren hätte, genauso um, wie die andere – für mich als David Lynch Fan- nahe liegende Assoziation zu “Twin Peaks – Fire Walk with Me” (Feuer zieh mit mir). Das Leben ist schon ein seltsamer Ort, wenn man drüber nachdenkt. Gerade wenn man anfällig für Worte ist.

Viel Spaß im Kino.

(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de am 05.06.2008)