You drive Me Crazy: Die Straße hören

Da kommste aus dem Urlaub wieder und sobald du im Stadtverkehr steckst, ist die Entspannung flöten. Selbstverständlich ist jeder der vorbildlichste und beste Verkehrsteilnehmer ever, aber die anderen. Aus dem Archiv die launige Doku über Fahrschulen, die Andrea Thiele 2012 drehte. Anfang der 1980 wollte NDW-Sänger Markus einfach nur Spaß, wollte einfach nur fahren. Das hat er mit den drei Fahrschülern gemeinsam, die in der höchst amüsanten Doku „You drive Me Crazy“ die Fahrschule besuchen müssen.

Eine Deutsche in Mumbai, ein Amerikaner in Tokio und eine Koreanerin in München: Sie haben sich für ein Leben in einem anderen kulturkries entscheiden und nun wollen sie auch hier Mobilität. In ihren Heimatländern haben die drei jeweils schon eine Fahrerlaubnis, doch in ihrer neuen Lebenssituation wird diese nicht anerkannt, außerdem müssen sich die Rechtsfahrer an Linksverkehr und die Linksfahrerin an Rechtsverkehr gewöhnen.

Uns so machen sich die drei parallel auf, um eine Fahrschule zu besuchen. Dabei treten erstaunliche kulturelle Unterschiede zu Tage und sorgen, sehr zur Belustigung der Zuschauer, für nervenaufreibende Situationen, sowohl bei den Fahrschülern wie bei den –lehrern. Die Fahrlehrer sind die eigentlichen Stars des Films.

Schalten. Gas geben. Bremsen. Bremsen!

Während der Amerikaner Jake von seinem Fahrlehrer erst einmal Demut eingetrichtert bekommt und nicht über den Übungsplatz hinaus fahren darf, bis er die theoretische Prüfung nicht bestanden hat, hat es die deutsche Mirela erst einmal mit der grundsatzfrage zu tun, ob sie in Indien überhaupt selbst fahren darf. Im Anschluss wuselt sich das nicht mehr ganz fabrikneue Fahrschulauto inklusive einheimischem Dolmetscher durch das Verkehrsgewimmel in Mumbai. In München legt der deutsche Fahrlehrer vor allem Wert auf die Basics, Schalten, Gas geben, Beherrschung der Technik.

Es sind vor allem die Mentalitätsunterschiede, die es allen drei Fahrschülern schwer machen, durch diese fremden Kulturen fahren zu dürfen. Dokumentarfilmerin Andrea Thiele ist dabei ein erstaunlicher Film gelungen, der eine Gratwanderung zwischen Dokumentarfilm und Kulturkampf-Komödie darstellt. Selbstredend ist der Humor nicht Selbstzweck, sondern dient auch immer der Reflexion über das Bekannte und das Fremde. Es geht auch nicht ausschli8eßlich um die Fahrstunden, sondern um das schwierige Leben in der Fremde. Auch in dieser Hinsicht zeigt „You Drive Me Crazy“ drei ganz unterschiedliche Lebenseinstellungen und Wahrnehmungen.

Mit dem humorvollen Dokumentarfilm „You Drive Me Crazy“ ist der Filmmacherin Andrea Thiele eine sehenswerte und unterhaltsame Betrachtung kultureller Zustände gelungen, die bei aller Belustigung auch ein großes Thema hat: kulturelle Identität.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

You drive me crazy
Alternativer Titel: and who taught you to drive?
Genre: Doku, Gesellschaft
Länge: 90 Minuten, D, 2012
Regie: Andrea Thiel
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Indigo
Kinostart: 18.04.2013
DVD-VÖ: 28.03.2014