Bullet Train: Der letzte Zug nach nirgendwo

Der „Bullet Train“ heißt nicht etwa Bullet Train, weil dort so viel geballert wird, sondern weil die japanischen Hochgeschwindigkeitszüge, die seit den 1960ern zum Verkehrsnetz des asiatischen Inselstaats gehören, rasant wie eine Kugel sind. Und dennoch kommt es in der amerikanischen Action-Komödie nach dem Roman des japanischen Bestseller-Autors Kotaro Isaka zu einigen letalen Schusswechseln.

Auftragskiller „Ladybug“ (Brad Pitt) hat einen scheinbar leichten Auftrag übernommen. Er soll aus dem Tokio-Kyoto-Express einen Aktenkoffer stehlen. Hört sich leicht und einfach an, aber „Ladybug“ ist da eher skeptisch. Vor allem weil sein Operator (Sandra Bullock) ihm den Spitznamen, der Marienkäfer bedeutet, eher ironisch verliehen hat. Der Killer ist bekannt dafür, dass nicht immer alles reibungslos und mit minimalem Personenschaden abläuft.

Und es geht auch gleich dusselig los. Am Bahnhof verliert Ladybug den Schlüssel für das Schließfach, in dem sich Utensilien für den Job befinden. Im Zug wird er dann kontrolliert und hat statt der Fahrkarte nur die Quittung in der Tasche. Aber der Aktenkoffer ist schnell gefunden.

Der Killer, der Koffer und die Konkurrenz

Leider kommt Ladybug nicht so einfach aus dem Zug wie er sich das vorgestellt hat. An der Haltestelle steigt ein alter Bekannter zu und wird ansatzlos handgreiflich. An Bord befinden sich noch weitere Kollegen und Kolleginnen, die ein Interesse am den Koffer haben. Denn darin befindet sich ein Haufen Geld. Nämlich das Lösegeld für den Sohn des legendär gefürchteten Gangsterbosses „Der weiße Tod“.

Die eher robust agierenden englischen Zwillinge Madarine und Zitrone (Aaron Taylor-Johnson & Brian Tyree Henry) haben den entführten Bengel aber aus den Klauen der Triaden geballert und das Lösegeld überhaupt nicht gebraucht. Dann wäre da noch die junge Dame, die auf den Künstlernahmen Prinz (Joey King) hört und ebenfalls an das Geld will. Außerdem ist gezwungenermaßen noch ein besorgter japanischer Vater im Zug, dessen Sohn auf der Intensivstation liegt, weil er erpresst wird. Außerdem wurde eine hochgefährliche Giftschlange im Zug gesichtet. Die aus Südafrika stammende Boomslang wurde aus dem Zoo geklaut.

Bullet Train“ basiert auf den 2004 erschienen Roman „Maria Beetle“ des japanischen Bestseller-Autors Kotaro Isaka. Dessen Romane werden eigentlich regelmäßig verfilmt. Nun aber anlässlich der aktuellen Verfilmung ist nun bei Hoffmann und Campe auch eine deutsche Übersetzung erscheinen mit dem Titel „Bullet Train“. In wie weit der Film dem Roman gerecht wird, kann ich nicht beurteilen. Der Hochgeschwindigkeits-Actioner hat also auch nichts mit dem japanischen „Bullet Train“-Film aus den 1970ern zu tun, der hierzulande unter dem Titel „Panik im Tokio-Express“ veröffentlicht wurde.

Der mysteriöse Gaunerfürst

Im Grunde genommen paart „Bullet Train“ Brutalität und Gewaltbereitschaft mit schwarzem Humor und süffisanten Kommentaren. Das hat bereits Quentin Tarantino mit diversen filmen ausexerziert und auch „John Wick“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Regisseur David Leitch ist auch für „Deadpool 2“ verantwortlich und es verwundert nicht, dass sich parallelen finden lassen. Wer also auf flotte Action, coole Sprüche und soliden Splatter-Faktor steht kommt voll auf seine Kosten.

Tatsächlich macht es auch einfach spaß Brad Pitt in der etwas geschwätzigen Rolle des Killers mit der Pechsträhne zu sehen. Immerhin hat Ladybug gerade eine anti-Aggressionstherapie gemacht und käut nun Pazifisten-Floskeln wieder während er anderen auf die Glocke haut.

Weiter ist „Bullet Train“ eigentlich nicht bemerkenswert. Die Handlung ist einigermaßen krude zusammengeklöppelt, die Außenaufnahmen sind mittels mäßig überzeugendem CGI erstellt und die Explosionseffekte sind komplett überzogen, so wie auch einige der Action-Sequenzen. Es gibt immer wieder kurzweilige Momente und turbulent geht’s auf jeden Fall zu. Mehr kann man von dieser Art der Action-Komödie eigentlich nicht erwarten.

Wem der Humor und die Brutalität nicht zu zynisch sind, der kommt mit einem charmant gealterten Brad Pitt und zum Teil großartig choreografieren Fights auf seine Kosten. Ein bisschen weniger Rückblenden hätten es aber auch getan.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Bullet Train
OT: Bullet Train
Genre: Action, Komödie
Länge: 127 Minuten, USA, 2022
Regie: David Leitch
Darsteller:innen: Brad Pitt, Joey King, Aaron Taylor-Johnson, Hiroyuki Sanada
Vorlage: „Bullet Train“-Roman von Kotaro isaka
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Sony
Kinostart: 04.08.2022