Georg Baselitz: Warum ist das schön?

Es gibt schon einige Filmportraits über den deutschen Maler Georg Baselitz, der im Januar 75 Jahre alt geworden ist. Dennoch gelingt es dem Portrait der Regisseurin Evelyn Schels von 2013, dem Bild des weltbekannten Künstlers noch etwas Wissenswertes und Unterhaltsames hinzuzufügen. „Georg Baselitz“ ist auch ein Stück deutsche Zeitgeschichte und nicht nur eine Kunstdoku.

Es beginnt und es endet im Atelier, im Werkraum und Herz eines jeden bildenden Künstlers. Die Kamera beobachtet den Künstler dabei, wie er an einem Portrait arbeitet, das wegen seiner Großflächigkeit auf dem Boden liegt. Baselitz sagt er arbeite schnell und sehr flüssig, also wäre das anders nicht zu bewerkstelligen und würde verlaufen. Dann setzt der über 70jährige den Spachtel ein, trägt Farbe auf, tupft und wischt, kratzt, pinselt und trocknet.

Flüssiger Vortrag in der Entstehung

Über einen Zeitraum von drei Jahren hat die Regisseurin Evelyn Scheel, die mit dem Maler und seiner Frau befreundet ist, Georg Baselitz begleitet. Vor allem weil zwischen Regisseurin und dem Ehepaar Baselitz eine langjährige Freundschaft besteht, offenbart „Georg Baselitz“ auch Einblicke in die Person. Und immer stehen Georg und Elke Rede und Antwort, geben Einblick in das Familienalbum und ihr Zusammenleben, das seit mehr als 50 Jahren anhält. Es sind vor allem diese Ehemomente, die dem Künstlerportrait seinen Charme verleihen und über die reine Werkschau und biografische Aufarbeitung hinausgehen. Der Künstler als Mensch, der Mensch als Künstler.

Erstaunlicherweise konnte Georg Baselitz seine Frau früher nicht portraitieren. Zu große Nähe verstelle den Blick ebenso wie der eingeschränkte Sehraum immer die Gefahr berge, auf großen Formaten wieder zu klein zu malen. Dazu gehöre einiges an Abstraktion. Warum Georg Baselitz als Maler immer noch so hohes Ansehen genießt und seine Werke zu Höchstpreisen verkauft, bringt ein Gallerist auf den Punkt: Baselitz bleibe nicht beim Bewährten sondern produziere ständig etwas Neues. Dabei sei er immer so frisch wie ein junger Maler.

„Immer frisch wie ein junger Maler“

Inzwischen gehört Georg Baselitz zu den ganz Großen der zeitgenössischen Malerei und wird weltweit gefeiert und verehrt. Die Dokumentation fängt das lebendige Bild eines großen Künstlers ein, der noch immer von Schaffensdrang getrieben wird und noch etliche Projekte in Angriff nehmen will. In einem früheren Interview sagte Baselitz über sich selbst, dass sein Ausgangspunkt immer die Disharmonie gewesen sei. Erstaunlicher und schlimmer Weise stelle sich die Harmonie aber immer wieder von selbst ein.

Die Dokumentation „Georg Baselitz“ ist als TV-Produktion für den Bayrischen Rundfunk entstanden und folgt in ihrer Dramaturgie dem klassischen Aufbau eines dokumentarischen Portraits. Dennoch gelingt es Evelyn Schels, einige pfiffige Wendungen in die Chronologie des Schaffensprozesses zu bekommen, und dem Zuschauer dadurch gelegentlich ein Aha-Erlebnis zu bescheren. Dafür lohnt sich ein Kinobesuch, nicht nur wegen der großformatigen Gemälde. Die man in dieser Fülle wohl kaum einmal im Original zu sehen bekommt.

Das Künstlerportrait „Georg Baselitz“ ist informativ, unterhaltsam und sogar lustig und daher nicht nur für Kunstinteressierte sehr zu empfehlen. Evelyn Schels Film sondern weiß zu gefallen, weil er mit dem Leben und Werk von Georg Baselitz auch ein Stück Zeitgeschichte und Zeitgeist einfängt.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Georg Baselitz
OT: Georg Baselitz
Genre: Dokumentarfilm, Biografie
Länge: 105 Minuten, D, 2013
Regie: Evelyn Schels
Mitwirkende: Georg Baselitz, Elke Baselitz
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Alamode, Alive,
Kinostart: 11.04.2013
DVD-VÖ: 18.10.2014

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