Inzwischen ist ja bekannt, dass ich gerade mit meinen Comic-Vorstellungen nicht top-aktuell bin. Ich hoffe, bis zum Herbst läuft das wieder flotter. Im Juni 2022 ist bei Panini Comics eine einsteigerfreundliche „Shazam!-Serie erschienen. Autor Tim Sheridan und Zeichner Clayton Henry haben ihre turbulente und unterhaltsame Geschichte ziemlich lässig in die „neue“ DC Ausrichtung eingebaut.
Was soll das überhaupt? Gehört das „!“ nun mit zum Heldennamen oder nicht? Letztlich ist es nicht von Belang, aber es gibt schon mal eine gewisse augenzwinkernde Richtung vor, wenn der Held sein Weckruf direkt im Namen trägt. Nun, etwas albern geht es bei „Shazam“ schon länger zu, immerhin ist der Held im alltäglichen Leben noch ein Teenager. Nachzulesen in der sehr empfehlenswerten „Shazam“-Sammelband von 2018 oder anzuschauen in dem im selben Jahr erschienenen Kino-Film.
Für alle, die gleich Bescheid wissen wollen: Waisenkind Billy Batson wurde von einem älteren Magier als Kämpfer für das Gute auserwählt. Jedes Mal, wenn der Champion das Zauberwart „Shazam!“ ausspricht, verwandelt sich Billy in den übernatürlichen und nahezu unverwundbaren Helden.
Wer versetzt Berge?
Doch in „Im Reich der Verdammnis“ schwinden Shazams Kräfte und Billy weiß nicht, woran es liegt. Als Teil der aktuellen Teen Titans bekommt Billy aber Unterstützung. Heimlich hört Billy die Justice League diskutieren, dass der Fels der Ewigkeit, wo der Magier wohnt, der Shazam ausgewählt hat, in die Hölle transferiert wurde. Daher wirkt Shazams Magie nicht mehr so stark und so kontrollierbar.
Dusseliger Weise hat Billy seine Kräfte auch mit seinen Freunden geteilt und Freddy ist sterbenskrank und wird nun immer schwächer. Billy muss etwas unternehmen und bekommt Hilfe von einem anderen Schüler der Teen Titan Akademie. Dane stellt sich im Laufe des Ausflugs in die Unterwelt als überraschend hilfreich heraus.
Aufgrund seiner jugendlichen Identität wird Shazam häufig als Superheld für Kids wahrgenommen. Aber das ist so nicht richtig, beziehungsweise anders herum: eigentlich sind alle Superhelden für eine jugendliche Leserschaft entwickelt worden. Wir erwachsenen Leser: innen weigern uns bloß ersthaft zu werden und gönnen uns die hinreißenden Alltagsfluchten.
…in die Hölle?
Die Story von Tim Sheridan ist flott und schnörkellos. Das Setting erinnert mit der Teen Titans Schule ein wenig an Marvels Überraschungsserie „Strange Academy“. Daran ist nichts verkehrt und die magischen und diabolischen Einlassungen der Geschichte sorgen für Action und Spannung. Zwar ist „Im Reich der Verdammnis“ nach 4 US-Ausgaben beendet, aber es bleiben genügend Handlungsansätze, an denen zukünftige Abenteuer nahtlos ansetzen können.
Die Zeichnungen von Clayton Henry und Kolorist Marcello Maiolo sind dynamisch und sorgen mit ihren munter aufgebrochenen Panelgestaltungen für viel knallige Effekte und für einige tolle Ganzseiter. Henrys Zeichenstil entspricht nicht so ganz meinen Vorlieben, aber es gibt absolut nichts daran auszusetzen. Die Charaktere sind detailliert und dennoch von hohem Wiedererkennungswert. Die Leseführung ist bei den offenen, dynamischen Panels erstaunlich intuitiv. Die Jungs wissen wie Comic funktioniert. Was will mensch mehr.
Zur Einstimmung auf den im Herbst kommenden „Black Adam“-Kinofilm ist „Shazam – Im Reich der Verdammnis“ eine coole Sache. Und auch sonst überzeugt die Story um den jungen Helden, der um seine Kräfte kämpft mit Witz und Action.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Shazam!- Im Reich der Verdammnis
OT: Shazam (2021) 1–4, 2021, DC Comics,
Genre: Superhelden, Comic
Autor: Tim Sheridan
Zeichner: Clayton Henry
Farben: Marcelo Maiolo
Übersetzung: Frank Neubauer
ISBN: 9783741627569
Verlag: Panini Comics, Softcover, 108 Seiten
VÖ: 14.06.2022