Aquaman – Andromeda: Untoter Unterwasser-Friedhof

Es geschieht selten genug, dass sich aus dem Superhelden-Mainstream Comics-Geschichten herauskristallisieren, die mehr sind als unermüdliches Serienfutter. Bei DCs „Black Label“ kommen häufiger lesenswerte Varianten und abseitigere Abenteuer der Superhelden zur Geltung. Mit „Aquaman – Andromeda“ legen Autor Ram V und Illustrator Christian Ward einen modernen Klassiker vor, der eine außergewöhnliche Geschichte mit epischem Artwork verbindet. Neu bei Panini Comics seit Ende März 2023.

Das Unterseeboot „Andromeda“ ist unterwegs zu einem verheerten Ort am Meeresgrund. Der so genannte Point Nemo in antarktischen Gewässern ist ein Schrottplatz für allerlei Weltraum-Müll. Das hat seinen Grund darin, dass hier kaum Strömungen oder Lebewesen von dem Weltraumschrott beeinflusst werden. Meint der Mensch zumindest und programmiert die stürzenden Satelliten dorthin.

Nun ist hier ein unbekanntes Objekt aus dem All heruntergefallen und die U.S. Marine hat ein internationales Kommando abgestellt um das Objekt zu untersuchen. Unter dem Kommando von Offizier Feldt versammeln sich Experten für alle denkbaren Szenarien. Darunter auch der serbische Söldner Ivanov und die französische Meeresbiologin Yvette Vernez.

Die Mission: Die Herkunft des Objekts bestätigen

Doch auch andere haben es auf die mögliche außerirdische Technologie oder eventuelle Schätze abgesehen, so wie der Pirat David Hyde alias Black Manta mit seinem Team. Währenddessen nimmt sich der König unter dem Meer eine Auszeit bei den indigenen Fischern an der Küste Kamtschatkas.

„Andromeda“ ist sowohl ein Sternbild als auch eine Figur der antiken griechischen Sage, nach der schließlich viele Sternbilder benannt sind. Als Figur der Mythologie ist Andromeda eine Prinzessin, die den Titanen Perseus geheiratet hat. Perseus wiederum, ist ein Sohn von Zeus und einer menschlichen Mutter und einer der größten Helden der Antike. Womit wir über Umwege bei Arthur Curry alias Aquaman landen, der als Sohn einer königlichen Atlanterin und eines Menschen nur der Herrscher über die Meere ist. Und wenn auch spät, so greift Aquaman in die vorliegenden Geschehnisse ein.

Erzählt jedoch wird „Aquaman – Andromeda“ von Meeresforscherin Yvette, die ihren Vater an das Wasser verloren hat und mit dessen Mythen vom „König unter dem Meer“ aufgewachsen ist. Umso erstaunter ist Yvette, als sie Aquaman schließlich tatsächlich begegnet. Denn das Objekt aus dem All stellt sich auf unerwartete Weise als extrem bedrohlich dar.

Der Coup: Alien-Technologie klauen

„Andromeda“ assoziiert aber auch den Sci-Fi-Klassiker „Tödlicher Staub aus dem All“, in dem eine Raumsonde abstürzt und eine virusartige außerirdische Bedrohung verbreitet. Auch diese klaustrophobe Ebene spiegelt sich in der Story von Ram V. Angereichert mit persönlichen Rückblicken und Herkunftsgeschichten der einzelnen Besatzungsmitglieder ergibt sich so eine Geschichte, die sowohl bedrohlich und unheimlich ist, als auch viele Aspekte des menschlichen Umgangs mit dem Meer thematisiert. Aber das mag jede:r Leser:in selbst herausfinden.

Dann allerdings ist da noch das herausragende Artwork von Christian Ward, dass „Aquaman –Andromeda“ zu einem epischen Lesevergnügen macht. Jede einzelne Seite strotzt nur so vor illustrierten Reizen. Grundsätzlich gelingt es den im Aquarell-Stil gehaltenen Panels eine ganz eigenen Unterwasser-Wirkung zu erzielen. Die zeigt sich oft darin, dass die Farben einerseits gedämpfter wirken, andererseits diffuser und nicht so scharfkonturig erscheinen. Das führt gelegentlich zu beinahe psychedelischen Buntheits-Explosionen, die ergreifend und überraschend sind.

Die Einmischung: Unheil abwenden

Doch auch die Panels und Seiten, in denen Charaktere und Schiffsinterieurs gezeigt werden, die die Handlung vorantreiben, haben diese unglaubliche Qualität, als beobachte die Leserschaft das Geschehen wie durch eine Aquariumswand. Dabei sind die Hintergründe selten monochrom oder schlicht, sondern haben alles zusätzliche Reflexe, Konturen oder Schattierungen zu bieten, die für eine ebenso packende wie futuristische Optik sorgen.

Alles in allem ergänzen sich die Geschichte und die optische Ausgestaltung perfekt, so dass eine der epischsten „Aquaman“-Graphic Novels aller Zeiten entstanden ist. Panini veröffentlicht die Story, die aus drei US-Heften besteht in einem großformatigen Sammelalbum. Fans sollten das nicht verpassen. Dabei steht der König unter dem Meer scheinbar nicht einmal im Mittelpunkt des Geschehens.

„Aquaman –Andromeda“ überzeugt auf den ersten Blick mit einem fantastischen Artwork, dass jederzeit die submarine Kälte einfängt, und zugleich die bedrohliche Spannung einer unbekannten Gefahr beschwört. Dazu wirken die Actionsequenzen derart farbenfroh wie es die Meerestiefe niemals zulassen würde. Zudem besitzt auch die Story selbst genügend thematische Breite und philosophischen Tiefgang um mithalten zu können. Das Ergebnis ist ein moderner beinahe mystischer Klassiker, der mit allen Wassern gewaschen ist.

Comic-Wertung: 10 out of 10 stars (10 / 10)

Aquaman – Andromeda
OT: Aquaman- Andromeda 1-3, DC Black Label, 2022,
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Ram V
Illistrator: Christian Ward
Übersetzung: Katrin Aust
Verlag: Panini Comics, 164 Seiten, Hardcover, Album
VÖ: 28.03.2023

„Aquaman – Andromeda“ bei Panini Comics (mit Leseprobe)